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Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)

Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)

Titel: Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alia Cabb
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hören. Sie sah, wie er seine Hand ausstreckte, sie flach auf den Tisch legte, als eine Art Einladung, sie zu ergreifen und sie, bleich und in angstvoller Erwartung, was geschehen würde, reichte zu ihm hinüber, wobei sie ihren ausgestreckten Zeigefinger benutzte, so da s s sie ihn berührte, wie der Gott, den Michelangelo in der sixtinischen Kapelle gemalt hatte, als er Adam das Leben einhauchte.
    Die Finger der beiden stießen zusammen ! Fast aufschreiend zog Melissa ihre Hand sofort wieder zurück. Was sie einen Moment wie eine unbarmherzige Welle ergriff, konnte sie kaum noch Zorn nennen. Es war blanke Mordlust! Und in seinen Augen entdeckte sie ähnliche Gefühle.
    Für einen Moment dachte Colton, dass er reflexartig über den Tisch springen würde, um den Schädel dieser Frau an der eisernen Herdplatte zu spalten. Ja, die Fantasie, ihr Gehirn herausquellen zu sehen, bereitete ihm geradezu ein Gefühl tiefster Zufriedenheit. Im nächsten Moment und als Melissa ihren Finger zurückzog, packte ihn das blanke Entsetzen. Nichts, aber auch gar nichts in seinem Leben half ihm, diese Empfindungen einzuordnen.
    Eine Weile starrten sich die beiden an.
    Melissa fand vor lauter Verwirrung keine Worte. Bisher hatte sie immer noch mit der Fantasie gespielt, dass sie sich alles eingebildet habe. Doch diesem erneuten Erlebnis konnte sie nichts beschwichtigendes mehr entgegensetzen. Noch nie war sie derart von unguten Gefühlen überschwemmt worden.
    Colton fasste sich rascher. »Das ist beeindruckend. Ungewöhnlich und beeindruckend!« Seine Stimme zitterte leicht und er war vollkommen blass. Er schüttelte den Kopf, als müsse er einen schlechten Traum vertreiben.
    Melissa standen Tränen in den Augen. Sie fühlte sich hilflos, aufgelöst, als versuchte jemand, ihren Körper in eine Wolke zu verwandeln. Es war, als wäre sie stockbetrunken.
    »Ich weiß nicht, was daran beeindruckend sein soll. Ich wünschte, ich hätte Ihnen meine Hand nicht gegeben. Es macht auch gar keinen Sinn! Ich habe doch keinen Grund, Sie zu hassen .«
    Er zuckte mit den Schultern. Seine blauen Augen ruhten scharf auf ihr.
    »Irgendeine Erklärung dafür wird es schon geben«, sagte er lahm. Melissa hatte nicht den Eindruck, dass er diese ganze Sache von der sportlichen Seite her nahm. Im Moment sah er eher aus, als wollte er das ganze tief in seinen Erinnerungen vergraben.
    In diesem Augenblick tönte draußen eine tiefe Stimme. »Colton?« Fast gleichzeitig begann die Espressokanne, mit der der Hirte den Kaffee aufbrühte, zu blubbern.
    Gleich darauf erschien unter dem Türstock ein älterer Mann, schlank und hoch gewachsen, mit grau melierten Haaren und einem offenen, sympathischen Gesicht.
    »Du hast Besuch! Wie schön!«, sagte er und reichte Melissa die Hand. » Finlay«, stellte er sich vor. » Ich bin der Nachbar und, ich denke, ich darf das so sagen, langjährige Freund von Colton .«
    Die junge Frau zögerte, bevor sie die Hand ergriff, was ihr ein leichtes Stirnrunzeln des Mannes einbrachte. Doch die befürchteten Gefühle blieben aus. Die Berührung war ehrlich und die Handinnenfläche kräftig.
    »Komme ich ungelegen ?« , fragte er.
    Beide schüttelten sofort den Kopf.
    »Wollen Sie die ganze Geschichte erzählen ?« , wandte Colton sich an Melissa.
    Melissa schüttelte den Kopf und so fing der Hirte an, von dieser Unfähigkeit, sich zu berühren, zu berichten.
    Finlay hörte aufmerksam zu. Sein lebhaftes Mienenspiel ließ darauf schließen, dass er gleichzeitig intensiv darüber nachdachte. Als sein Nachbar den Bericht beendet hatte, sagte er: »Dazu fällt mir auch keine gute Erklärung ein. Ich habe auf noch nie davon gehört, dass dies zwischen zwei Menschen passiert ist .«
    An dieser Stelle keimte bei Melissa der Gedanke auf, dass Finlay ihnen etwas verschwieg. Vor allem die Formulierung ›zwischen zwei Menschen‹ machte sie stutzig, so, als sollte ich hier eigentlich ein ›aber‹ folgen.
    Doch sie wollte auch nicht nachfragen. Dazu kannte sie den Mann viel zu wenig.
    Stattdessen lenkte sie das Gespräch wieder auf die Suche nach ihrer Schwester. Noch einmal erzählte sie die bisherigen Ergebnisse ihrer Nachforschungen. Einmal warf Finlay ein, dass er selbst auch eine undefinierbare Angst vor diesen fremden Gestalten habe. Melissa fragte sich, ob sie ihre eigenen Gefühle genauer beschreiben sollte, denn sie hatte durchaus auch ganz positive Gefühle, so, als würde sich unter einer Schicht kalten Wassers eine warme Strömung

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