Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)
davonzuspringen. Colton packte es fest und drückte es zu Boden. Das Tier blökte jämmerlich. Um Gottes willen, dachte der Hirte. In der Trotzphase ist es auch noch. Er würde auf diesen Strolch ein gutes Auge werfen müssen.
Colton untersuchte noch die Hufe, während er hinter sich eine Autotür schlagen hörte. Er blickte nicht auf. Dass er damit eine Geste cooler Uninteressiertheit nachahmte, war ihm gar nicht bewusst.
* * *
»Hallo, Mr. Sharman !« , sagte eine weiche Stimme.
Er hob das Lamm hoch und war recht glücklich darüber, dass er eine Möglichkeit gefunden hatte, einen erneuten Handschlag zu vermeiden. Als er sich dabei zu ihr umdrehte, wurde ihm fast schwindelig. Sie war schlicht gekleidet, mit einer Jeans, die ihre muskulösen und doch schlanken Beine gut zur Geltung brachten und ebenso das weibliche Becken. Sie trug eine einfache hellblaue Bluse, deren oberster Knopf nicht geschlossen worden war und so den Blick auf eine seidige, helle Haut freigab. Am meisten beeindruckten ihn aber die Lippen, die zwar nicht üppig waren, aber etwas Schmollendes hatten, was überaus erotisch wirkte. Colton hatte wenig Erfahrung mit Frauen, ehrlich gesagt so gut wie gar keine. Aber er achtete sehr auf die halbbewussten Regungen seines Körpers und wenn er einem guten Freund hätte beschreiben sollen, was Melissa in ihm auslöste, so hätte er das ganze wohl ›verknallt‹ genannt.
»So rasch hatte ich gar nicht mit Ihnen gerechnet. Sie haben Glück, dass Sie mich hier antreffen .«
Melissa durchschaute natürlich den Trick mit dem Tier. Offensichtlich wollte auch er jedem weiteren körperlichen Kontakt aus dem Weg gehen. Doch damit war sie äußerst einverstanden. Innerlich schauderte sie, als sie sich an diese Mischung aus Ekel und Aggression zurück erinnerte, die gestern, bei ihrem ersten Treffen, in ihr hochgeflutet waren.
Während der Fahrt hierher hatte sie sich auf alle möglichen, erdenklichen Reaktionen vorbereitet und sie hatte sich sogar ganz gut im Griff.
»Ich hätte Sie auch bei Ihrer Herde aufgesucht. So ist es für mich aber bequemer .«
»Das hört sich an, als würde etwas Offizielles Sie hierher führen .« entgegnete er.
»Auf jeden Fall !« , sagte Melissa. Das allerdings war fast schon eine faustdicke Lüge. Sie genoss es, in seiner Nähe zu sein und ihre Fantasien in sehr eindeutige Richtungen gehen zu lassen. Welcher Gott konnte bloß einen solchen Mann erschaffen, ihn in ihr Leben hineinzusetzen und dann ein solch eindeutiges Hindernis mitgeben? Doch nur ein besonders grausamer oder zynischer Gott.
»Ich war gerade bei Mrs. McIntyre. Sie hat mir gesagt, dass Sie sich in der Gegend am besten auskennen. Da unsere erste Begegnung gestern recht unglücklich verlaufen ist, bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, Sie genauer auszuquetschen .«
Er lächelte engelgleich. »Quetschen Sie !«
Melissa merkte, wie ihre Gedanken erneut zu dem Handschlag abdriftenden. Das war ihr eigentliches Problem, über das sie in den letzten vierundzwanzig Stunden immer wieder nachgedacht hatte. Innerlich schimpfte sie mit sich selbst. Es konnte doch nicht sein, dass ein solcher Mann, so schön er auch sein mochte, die Besorgnis um ihre Schwester einfach so bei s eite drängte.
Colton fuhr fort: »Ich setze mal den kleinen Lümmel hier in einen Pferch. Er haut nämlich ganz gerne ab .«
»Haben Sie überhaupt Zeit ?«
»Nicht viel, aber um einen Kaffee zu trinken reicht es. Wenn Sie einen Kaffee trinken wollen .«
»Und wer passt auf Ihre Herde auf ?«
»Tyr und Hafgan, meine Hunde. Sie sind äußerst zuverlässig .«
»Dann gerne. Ich wollte Sie auf keinen Fall von Ihrer Arbeit abhalten .« Ohne abzubrechen berichtete sie von ihrem Besuch bei den Reeves, den Plakaten mit den vermissten Personen und was Mrs. McIntyre zu berichten wusste. Währenddessen wanderten sie über den Hof zu einer kleinen Koppel. Colton hob das Lamm über den Zaun. Es befreite sich sofort und sprang, sich lauthals beschwerend, zur anderen Seite des Areals. Dann führte der Mann Melissa zu seiner Hütte. Es war wenig mehr. Zwar waren die Außenwände gemauert und sahen sogar ganz gepflegt aus, aber der Innenraum entpuppte sich als äußerst spartanisch. Ein Ofen und Herd, ein Tisch mit einem einzelnen Stuhl, ein Bett und ein Regal mit Büchern und Geschirr waren das einzige, was diesen Raum möblierte. Vorhänge oder Bilder, ein Kühlschrank, eine Spüle und vor allem irgendein Anzeichen von Komfort suchte man hier
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