Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)
bewegen. Das empfand sie allerdings nicht als angenehm, sondern als spannungsvoll. Aber sie wollte die ganze Gesprächssituation nicht noch um ein weiteres Thema anreichern.
Colton servierte den Kaffee. Melissa lächelte in sich hinein, als sie die drei Tassen sah. Keine von ihnen glich der anderen. Die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihnen war, dass jede von ihnen irgendwo angestoßen war. So ungefähr hatte sie sich das Inventar eines Hirten vorgestellt. Und erst in diesem Moment spürte sie, wie aufgeregt sie innerlich war. Äußerst unangenehm erinnerte sie sich an die Trennung von Alastair. Die aktuelle Situation barg eine ähnliche Gewalt, auch wenn sie sicherlich nicht von Colton ausging.
»Und was machen Sie beruflich ?« , wandte Melissa sich an Finlay.
»Früher habe ich direkt für die Regierung gearbeitet. Heute bin ich eher so etwas wie ein freier Berater in Sicherheitsfragen .«
»Finlay macht aus seiner Arbeit gerne ein großes Geheimnis«, sagte Colton. »Mir hat er das auch noch nie genauer erklärt .«
Finlay zuckte mit den Schultern. »Das ist nun mal so, dass hier viele Informationen der Geheimhaltung unterliegen. Spannend ist die ganze Sache jedenfalls nicht. Man denkt das immer bloß, wenn man das Wort Geheimhaltung hört .«
»Kein James Bond !« , sagte Colton. So, wie er es sagte, vermutete Melissa, dass es sich um eine feststehende Redewendung zwischen den beiden Männern handelte.
Finlay wandte sich an Melissa. »Ich bleibe jetzt einfach mal beim Du und setze voraus, dass dir das recht ist. Hier draußen wird man automatisch etwas ländlicher .« Melissa nickte ihr Einverständnis und Finlay fuhr fort: »Du hast vorhin Pater John erwähnt. Ich hatte bisher noch keine Zeit, ihn und seine Geschichtsarchive zu besuchen. Aber es ist auf jeden Fall viel versprechend, sich mit ihm zu unterhalten. Er kennt ziemlich jede wichtigere Person und jedes wichtigere Ereignis im Umkreis von 50 Meilen der letzten 5000 Jahre. Mir ist nur noch nicht so klar, was das mit deiner Schwester und ihrem Verschwinden zu tun haben soll. Ich habe eher den Eindruck, dass du einer direkten Suche ausweichst. Als ob du dir noch ein paar Stunden Hoffnung gönnen wolltest. Denn in der Geschichte und den Archiven wirst du deine Schwester auf keinen Fall finden .«
»Vielleicht kann die Geschichte mehr Aufklärung über den Grund des Verschwindens geben. Mrs. McIntyre sagte ja, dass etwas ähnliches schon einmal passiert sei .«
»Im 17. Jahrhundert. Da ist es doch unwahrscheinlich, dass irgendeiner der Menschen von damals irgend einen Einfluss auf die Ereignisse heute hat .«
Melissa sagte etwas hilflos: »Es ist auch eher ein Gefühl, dass ich dort etwas finde. Aber ich weiß ja selbst nicht was. Irgend einen Hinweis, in welche Richtung ich genauer hinschauen sollte.«
Finlay runzelte die Stirn, sagte aber nichts weiter. Melissa hatte das Gefühl, dass er mehr wusste, als er zugeben wollte. Aber sie hatte auch den Eindruck, dass er sich nicht einmischen wolle. Sie konnte sich bloß nicht vorstellen, warum. Obwohl Finlay auf den ersten Blick so warmherzig und offen erschien, hatte er etwas sehr rätselhaftes an sich.
Colton stand auf. »Ich muss langsam zu meiner Herde zurück. Ihr könnt mich gerne begleiten .«
Finlay schüttelte den Kopf. »Ich habe eigentlich nur eine Pause gebraucht. Ich kann nicht mehr stundenlang am Stück Akten wälzen. Da fällt mir ein, warum ich eigentlich hergekommen bin: ich habe dir ein Stück Braten aufgehoben .« Und zu Melissa gewandt sagte er: »Unser schweigsamer Held versteht nämlich nichts vom Kochen .«
Auch Melissa wollte weiter. So verabschiedeten sie sich. Etwas später, als sie nach einem kurzen Zwischenstopp bei Mrs. Fitz auf ihrem Weg nach Perth war, entdeckte sie Colton weit entfernt, am Rande seiner Herde. Zwischen dem Heidekraut wirkten die Schafe wie ein einzelner, weißer Pinselstrich und irgendwie auch wie ein pupillenloses Auge, das teilnahmslos zu ihr hinüberblickte.
* * *
Das Haus von Pater John fand sie in einer hübschen Straße. Es war recht geräumig, mit einem Garten, der dem Wildwuchs überlassen war. Der Rasen war zu einer Wiese geworden. Margariten und Kornblumen , Mohn und Goldruten wucherten darin.
Der Mann, der ihr öffnete, dagegen sah sehr gepflegt aus. Er trug Jeans und ein Polo-Shirt. Nichts an ihm erinnerte an eine religiöse Überzeugung. Melissa hatte eine Stunde zuvor mit ihm telefoniert. Er hatte sie herzlich eingeladen nach
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