Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)
entsetzlich aus. Auf den ersten Anblick schien es eine Art Zombie zu sein, eine verfaulte Leiche, die selbst als Leiche schon bessere Tage erlebt hatte. Wären nicht die Augen gewesen. Das Gesicht war aufgesprungen wie ein Blumenkohl, auf den ein manischer Mörder eingehackt hatte, aber in den Augen lag etwas Lebendiges und - etwas Verzweifeltes.
Melissa hatte kaum Zeit, das Wesen wahrzunehmen, als es angriff. Sie sah eine scharfe Klinge auf sich zukommen, wich instinktiv aus und packte den Arm. Im nächsten Moment rammte sie die Waffe in einen Baum. Dort, so dachte sie, würde sie stecken bleiben. Der Stamm splitterte mit einem lauten Zerreißen. Die junge Frau duckte sich unter dem zweiten Arm hinweg, packte diesen und drehte ihn so auf den Rücken, dass er auskugeln musste. Sofern das bei diesen Kreaturen überhaupt möglich war.
Sie waren ganz und gar nicht so, wie man sich das vorstellen konnte. Zwar schienen sie einmal Menschen gewesen zu sein, aber ihre Glieder waren zerborsten und ihre Haut aufgerissen, ohne sie dadurch zu töten. Das Fleisch dagegen fühlte sich auf seltsame Art und Weise zugleich schleimig und rissig an, wie billige Knetmasse, die man zu lange im Kühlschrank aufbewahrt hatte.
Fluchend stellte Melissa fest, dass ihr Gegner sich bereits aus dem Baum befreit hatte und das ohne Mühe. Er hatte schlichtweg den Stamm entzweigeschnitten. Jetzt versuchte er mit dem Schwert nach ihr zu hacken. Daraufhin drehte sie den Arm noch weiter nach oben, hörte ein leichtes Aufseufzen, und in einem Anfall von Lust und Grausamkeit riss sie an der Gliedmaße und hielt sie plötzlich in der Hand, zuckend und von einem unheimlichen Leben beseelt, aber kaum noch nutzvoll und darum auch nicht gefährlich.
Melissa packte den zappelnden Arm fester und hieb mit dessen Schwertende auf den Körper ihres Gegners ein. Die Klinge drang ohne Mühe in das Fleisch. Rasch hatte sie auch den zweiten Arm abgehackt. Es war höchste Zeit, denn drei weitere Gestalten drangen bereits auf sie ein. Sie tauchte unter einem gefährlichen Schwinger hinweg und brachte sich so in den Rücken der Kreaturen. Ihre Waffe war äußerst unhandlich. Melissa hätte jetzt gerne so etwas wie ein Samuraischwert gehabt und nicht dieses fleischige Ding, das sich in ihren Händen wie ein Wurm wand , dem man den Kopf abgeschnitten hatte.
Sie warf einen kurzen Blick zu Colton hinüber. Seine riesige Gestalt bewegte sich in der Düsternis wie ein wirbelnder Schatten. Auch er kämpfte gegen mehrere Gegner, aber es schien ihm keine Mühe zu machen. Und so konzentrierte sich die junge Frau wieder auf ihre Angreifer. Sie spürte, wie eine wilde Aggression sie überschwemmte, eine Lust, diesen Dingern wehzutun. Erneut griff sie an.
* * *
Colton konnte sich nur ganz kurz vergewissern, dass seine Begleiterin die Situation richtig eingeschätzt hatte, als er bereits einem ersten Hieb ausweichen musste. Er griff dem Wesen unter den Arm und in den Rücken, hob es empor und drückte es in einen zweiten Angreifer. Dieser spießte es mit seinem Schwert auf. Die beiden Körper gerieten ins Wanken und stürzten zu Boden. Doch Colton fand keine Luft zum Atmen. Schon stürzte sich eine dritte Kreatur auf ihn. Er packte diese. Und zum ersten Mal berührte er richtig bewusst den Körper dieser Wesen.
Das Fleisch gab unter seinem Griff nach, als würde er mit einem glühenden Stück Eisen hineinfassen. In seinen Händen loderte Hitze auf und ein schwacher Lichtschein umhüllte seine Finger, so, als habe er Handschuhe aus Energie an. Gleichzeitig spürte der Hirte in sich wieder jene rasende Wut, die bereits seit Wochen zu einem Teil seines Wesens geworden war. Sie gab ihm eine unbändige Kraft und mit dieser packte er jetzt das Wesen, wirbelte es gegen einen vierten Angreifer und zerriss es dann vollständig.
Eigentlich hatte Colton es auch auf einen der Arme abgesehen. Aus dem Augenwinkel hatte er wahrgenommen, dass Melissa mit einem solchen den Kreaturen erheblichen Schaden zufügte. Doch der Unterarm, den er jetzt in der Hand hielt, und das enorme Schwert, das aus dem Handstumpf hervorwuchs, verloren an Gestalt. Die Gliedmaße ebenso wie die Waffe schienen sich zu verflüssigen, entglitten Coltons Griff und bevor die Masse zu Boden tropfen konnte, löste sie sich in einen feinen Rauch auf, der sich rasch verflüchtigte.
Doch er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Neue Angreifer drangen auf Colton ein. Einen von ihnen wuchtete er ohne größere Mühe
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