Die Schmiede der Dämonen (Colton Sharman. Engelskrieger) (German Edition)
ihm rüber und sah sofort, was er meinte.
Die Seite des Löschzugs war durch tiefe Kerben verunstaltet, so als hätte jemand mit einer riesigen Axt seiner Wut Ausdruck verliehen.
»Was um alles in der Welt … ?« , entfuhr Melissa.
»Tja, was um alles in der Welt hat das verursacht? Und wo sind die Feuerwehrleute hin ?«
»Keine Leichen, kein Blut. Sie sind wie vom Erdboden verschluckt .«
»Bei solchen Zerstörungen eigentlich undenkbar.«
»Auf jeden Fall ist dort hinten eines von diesen bizarren Wesen .« Melissa hatte ihn sofort entdeckt, obwohl er recht unauffällig zwischen den Bäumen stand. Doch ihr war ein Schauder den Rücken hinuntergelaufen, der ihr seine Anwesenheit verraten hatte. Halb entsetzt, halb fasziniert nahm sie wahr, dass es kein eisiger Schauder des Schreckens war, sondern ein wollüstiger. Wie um ihre Gefühle zu parodieren, sagte Colton:
»Gruselig. Der strahlt eine ganz ungesunde Aura aus .«
»Ob wir zu ihm rüber gehen sollen ?«
Colton seufzte. »Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben. Bisher hat sich noch niemand mit ihnen unterhalten und es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie mit der Sache etwas zu tun haben. Schließlich sind sie zur gleichen Zeit aufgetaucht, als die Menschen verschwunden sind .«
Melissa trat einen Schritt nach vorne, dann zögerte sie.
»Lass dich nicht beunruhigen .« , sagte der Hirte. Doch er klang selbst nicht sonderlich sicher. Das hatte seinen Grund. Die pure Anwesenheit dieser Gestalt füllte seinen Kopf mit Mordfantasien. Er war sich nicht sicher, ob er nicht sofort gewalttätig werden würde.
Auch Melissa wollte eigentlich keine Entscheidung treffen. Doch dann wurde sie ihnen von der Gestalt im Dunkeln abgenommen. Sie drehte sich um und verschwand vollends in der Düsternis.
»Hinterher !« , flüsterte Colton heiser.
Die beiden begannen zu rennen.
* * *
Die schottische Nacht hatte ihren Zauber verloren. Noch immer schien der Mond klar und hell über die hügelige Landschaft. Noch immer breitete sich das geheimnisvolle Licht wie ein von Elfenhand gewebtes Tuch über die Heideflächen und Kiefernwälder. Doch in alldem lag jetzt etwas drückendes, eine Art Schwüle vor einem Gewittersturm.
Während Melissa und Colton durch den Wald hasteten, wurde das Prasseln und Krachen der Feuersbrunst immer leiser und auch der glühende Schein verlor sich nach und nach. Die junge Frau konnte Colton kaum folgen. Immer wieder stolperte sie über Wurzeln oder Steine, während er scheinbar mühelos Tritt fasste. Fünf Minuten, nachdem sie losgerannt waren, hatte sie ihn aus den Augen verloren. Sie orientierte sich nur noch an dem Geräusch brechender Äste.
Noch einige Minuten später hatte Melissa Angst, dass sie Colton endgültig verloren hatte. Der Wald um das Hotel herum war teilweise ziemlich dicht und zum Schluss war sie nur noch ungefähr in die Richtung gelaufen, in der sie den Hirten vermutete. Doch dann hörten die Bäume abrupt auf. Vor ihr lag eine weite, offene Fläche. In der Ferne konnte sie die Gestalt von Colton sehen und dicht vor ihm der, den sie verfolgten.
Melissa verdoppelte ihre Anstrengungen. Dabei kam ihr zugute, dass das fremde Wesen offensichtlich nicht so genau wusste, wohin es sollte und immer wieder im Zickzack lief. Dem musste Colton folgen, während sie trotzdem schnurgerade auf die beiden zuhielt. Als sie erneut in einen Wald kamen, hatte Melissa die Distanz gut verkürzen können.
Mittlerweile lief ihr der Schweiß den Nacken hinunter. Melissa war hervorragend trainiert, aber die ungewöhnliche Verfolgung und das hohe Tempo machten ihr doch zu schaffen.
Nun begann leichter Nebel über den Boden zu kräuseln. Zuerst waren es nur wenige Schlieren, die zwischen den Ästen hervorgekrochen, doch dann bedeckte er knöchelhoch den ganzen Boden, stieg und stieg und nahm ihr schließlich alle Sicht. Unvermutet rannte sie in Colton hinein und fiel beinah zu Boden.
Sie fluchte leise. »Hast du ihn verloren ?«
»Nein. Er ist direkt vor mir. Aber er ist stehen geblieben .«
»Dann lass uns zu ihm gehen .«
»So einfach ist das nicht. Da sind noch andere von ihnen .«
»Wo?«
»Um uns herum. Mindestens fünf, eher doppelt so viel.«
In den weißen Schleiern bewegten sich schwarze Schemen.
»Sie kommen«, hauchte Melissa. Das kribbelige Gefühl stieg so rasant in ihr auf, dass sie beinahe einen Freudenschrei ausgestoßen hätte.
Im nächsten Moment huschte ein verkrüppeltes Wesen auf sie zu. Es sah
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