Die-Schnaeppchenjaegerin
den Dingern«, sagt Suze fürsorglich. »Und da dachte ich mir, helfe ich dir ein bisschen.«
»Ein bisschen?«, wiederhole ich schwach.
»Den Rest mache ich morgen, und dann rufe ich die Leute an, die das Zeug abholen«, sagt Suze. »Ich finde das System echt gut. Man muss die fertigen Rahmen nicht mit der Post schicken. Die kommen und holen sie ab. Und dann schicken sie dir einen Scheck. Müssten £ 284 bei rumkommen. Nicht schlecht, was?«
»Warte mal.« Ich drehe mich zu ihr um. »Was willst du denn damit sagen, dass sie mir einen Scheck schicken?« Suze sieht mich an, als wenn ich total beknackt wäre.
»Ja, Bex, das sind doch deine Rahmen!«
»Aber du hast sie gemacht! Suze, du bist diejenige, die einen Scheck kriegen sollte!«
»Aber ich habe sie doch für dich gemacht!«, sagt Suze und starrt mich an. »Ich habe sie gemacht, damit du zu den dreihundert Pfund kommst!«
Schweigend sehe ich sie an, und nicht zum ersten Mal heute ist meine Kehle wie zugeschnürt. Suze hat die ganzen Rahmen alle für mich gemacht. Ganz langsam setze ich mich auf das Bett, nehme einen der Rahmen in die Hand und streiche mit dem Finger über den Stoff. Perfekt. Die könnte man glatt bei Liberty’s verkaufen.
»Suze, das Geld ist für dich. Nicht für mich«, sage ich schließlich. »Das hier ist jetzt dein Projekt.«
»Und ganz genau da irrst du dich gewaltig«, sagt Suze und sieht mich triumphierend an. »Ich habe nämlich mein eigenes Projekt.«
Sie geht auf das Bett zu, greift hinter den Stapel fertiger Rahmen und zieht etwas hervor. Einen Bilderrahmen - aber keinen von diesen Fine-Frames-Bilderrahmen. Dieser hier ist mit silbernem Kunstpelz bespannt, und oben steht in rosa Buchstaben Engel, und in den Ecken baumeln kleine silberne Pompons. Das ist der coolste und gleichzeitig kitschigste Bilderrahmen, den ich je gesehen habe. . »Gefällt er dir?«, fragt sie mich leicht nervös.
»Der ist absolut genial!« Ich reiße ihn ihr aus der Hand und sehe ihn mir genauer an. »Wo hast du den her?«
»Den habe ich nirgendwo her«, sagt sie. »Den habe ich selbst gemacht.«
»Was?« Ich starre sie an. »Den... den hast du selbst gemacht?«
»Ja, beim Fernsehen.«
Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll. Seit wann hat Suze denn solche verborgenen Talente?
»Also, was meinst du?«, fragt sie, nimmt den Rahmen wieder an sich und dreht und wendet ihn. »Ob ich die wohl verkaufen könnte?«
Ob sie die wohl verkaufen könnte?
»Suze«, sage ich und meine das völlig ernst. »Damit wirst du Millionen scheffeln.«
Den Rest des Abends verbringen wir damit, uns ordentlich zu betrinken und uns Suzes Karriere als Geschäftsfrau - auszumalen. Wir bewegen uns am Rande der Hysterie, als wir darüber diskutieren, ob sie nun Chanel oder Prada tragen sollte, wenn sie sich mit der Queen trifft - und bis ich ins Bett gehe, habe ich Luke Brandon und die Bank of Helsinki und den Rest dieses katastrophalen Tages glücklicherweise völlig vergessen.
Am nächsten Morgen geht der Horror aber leider weiter. Ich fühle mich ganz ausgelaugt und schwach, als ich aufwache, und ich wünschte, ich könnte heute blau machen. Ich will nich*. zur Arbeit. Ich will zu Hause bleiben, mich unter meiner Decke verkriechen, ich will den ganzen Tag fernsehen und mit Suze unser millionenschweres Unternehmen gründen.
Aber diese Woche ist die hektischste Woche des Monats, und Philip würde mir nie abnehmen, dass ich krank bin.
Irgendwie schaffe ich es also, mich aus dem Bett zu hieven, mich anzuziehen und mich in die richtige U-Bahn zu setzen. Bei Lucio’s hole ich mir einen extra großen Cappuccino, einen Muffin und einen Schokoladenbrownie. Ist mir doch egal, wenn ich fett werde. Was ich jetzt brauche ist Zucker, Koffein und Schokolade - und von allem so viel wie möglich.
Zum Glück ist es so hektisch im Büro, dass niemand Zeit hat, sich zu unterhalten. Ich brauche also niemandem zu erzählen, was ich an meinem freien Tag gestern gemacht habe. Cläre ist vollauf damit beschäftigt, etwas zu tippen, und auf meinem Schreibtisch liegt ein Stapel Druckfahnen, den ich Korrektur lesen soll. Nachdem ich meine E-Mails gecheckt habe - keine einzige -, lehne ich mich also in meinem Stuhl zurück und knöpfe mir die erste Fahne vor.
»Besonders für Neueinsteiger kann das Abwägen der Risiken gegen die Gewinnmöglichkeiten am Börsenmarkt zu einem gefährlichen Unterfangen werden.«
Oh, Gott, ist das langweilig.
»Auf bestimmten Marktsektoren mögen die
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