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Die Schnelligkeit der Schnecke

Die Schnelligkeit der Schnecke

Titel: Die Schnelligkeit der Schnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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Wichtiges sein ... Und etwas, das mit einer strafbaren Handlung zu tun hat ... Die Bar, nein. Damit dürfte es nichts zu tun haben. Mit zwielichtigem Gesindel habe ich schon seit Längerem nichts mehr zu tun ... abgesehen von Stadtrat Curioni, klar ... der würde sogar seinen eigenen Vater für eine Stimme verkaufen, wenn er ihn nur finden könnte ... ich frage mich, wie manche Leute nachts in Ruhe schlafen können ... und so was von ungehobelt ... wie kann nur jemand so Unfähiges auf die Idee kommen, Politiker zu werden ... nein, lieber gar nicht erst darüber nachdenken ... da krieg ich nur schlechte Laune ... ich, der ich als Barmann arbeite, hab Examen gemacht, und der, der immer noch glaubt, Konjunktiv sei eine Augenkrankheit, ist Stadtrat ... Aber zurück zu uns. Mord, also ich hab noch niemanden umgebracht. Mein Großvater hat schon mehreren Tausend Leuten den Tod an den Hals gewünscht, aber das dürfte eigentlich nicht strafbar sein ... bei Tiziana kann ich mir wirklich nicht vorstellen, dass sie jemanden ermordet ... und was hab ich sonst in letzter Zeit gemacht? Fast nichts ... ich bin immer beim Kongress ... o Gott, der Kongress ... beim Kongress ist etwas passiert ... es ist etwas passiert, klar, du Holzkopf, ein Typ ist gestorben ... aber doch eines natürlichen Todes ... keine Ahnung, was Fusco damit zu tun haben sollte ... wie das wohl kommt, dass ich ihn innerlich immer ›Fusco‹ nenne, ohne Artikel ... bei allen anderen, die ich mit Nachnamen anspreche, denke ich den Artikel mit ... der Del Tacca, der Pacchiani, der Rimediotti ... und Fusco nenne ich einfach nur Fusco, nicht den Fusco ... ein Mangel an Vertrauen vielleicht ... und außerdem hört sich das gar nicht gut an, der Fusco, das klingt gekünstelt ... und es stimmt auch, dass man ihn eigentlich nicht genauer spezifizieren muss ... Fusco gibt es nur einen, ihn ... zum Glück ... na gut, da wären wir ...«
    Kaum hatte er das Kommissariat betreten, wurde Massimo, von dem das Wasser troff wie von einem gigantischen Regenschirm, auch schon von einem jungen Beamten in Empfang genommen, einer Art Priesterschüler in Uniform, sehr mager und mit Brille.
    »Viviani Massimo?«, fragte der Beamte mit derselben Stimme mit dem Akzent aus dem Veneto, die ihn vorhin angerufen hatte.
    »Anwesend.«
    »Guten Tag. Ich bin Agente Galan. Dottor Fusco hat mich gebeten, Sie unverzüglich zu ihm zu bringen. Hier entlang, bitte.«
    Immer noch tropfend trat Massimo ins Büro des »Dottor Commissario«, wie dieser gerne von sich dachte, und hielt in der Türe inne. Vor ihm an der Fensterbank stand schweigend Fusco und blickte nach draußen.
    Da Fusco nicht das Wort ergriff, begann Massimo, sich aus dem Regenzeug zu schälen. Während er versuchte, die Schuhe unten aus den Regenhosen herauszubekommen, drehte Fusco sich um und beobachtete ihn einen Moment lang, dann drehte er sich wieder zum Fenster und sagte: »Kennen Sie das Gesetz, Signor Viviani?«
    »Mehr oder weniger.«
    Ich kenne die Grundzüge, dachte Massimo, während er endlich seinen Fuß aus dem Stoff befreite. Du hingegen ignorierst sogar die Grundzüge der Höflichkeit. Guten Tag, nehmen Sie doch Platz, entschuldigen Sie, dass ich Sie zu dieser unchristlichen Uhrzeit und während eines Hurrikans habe kommen lassen. Das wäre doch das Mindeste, was man erwarten würde. Von wegen.
    Fusco begann im Zimmer auf und ab zu gehen, während er wieder sprach: »Das Gesetz besagt, dass, wenn jemand stirbt, ein Arzt die Todesursache feststellen muss. Und wenn die Todesursache klar ist, dann schreibt er das in den Totenschein, und fertig ist die Laube. Wenn sie indes nicht klar ist oder der Todesfall nicht unmittelbar auf natürliche Ursachen zurückzuführen ist, dann unterschreibt der Arzt den Totenschein nicht und zieht anschließend die Justiz hinzu.«
    Wunderbar, dachte Massimo. Und warum sollte mich das irgendetwas angehen?
    »Demnach, nur um ein zufälliges Beispiel zu bringen, wenn ein älterer japanischer Professor, nur um ihm eine Nationalität zu geben, stirbt, nachdem er sich den Kopf heftig an einer Kante angeschlagen hat, dann kann der Arzt den Totenschein unterschreiben oder nicht unterschreiben. Und wenn er ihn nicht unterschreibt, zieht er die Justizbehörde hinzu. Also mich.«
    Oh, Mist.
    »Jetzt sind die Dinge folgendermaßen. Der Professor«, Fusco sah auf ein Blatt und begann zu buchstabieren, »Ki-mi-no-bu A-sa-ha-ra, vierundsiebzig Jahre, ist gestern

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