Die Schnelligkeit der Schnecke
die Glastür mit dem Schlüssel und fand sich vor einer unüberwindlichen Barrikade aus Holzlatten. Fluchend riss er, so gut er konnte, einen Arm voll Latten unten heraus und bahnte sich einen Durchgang, während das Telefon weiterklingelte und ohne Verständnis für die Komplexität des Manövers beharrlich nach ihm verlangte. Nachdem er sich aus dem Gewirr herausgewunden hatte, stürzte Massimo zum Telefon und nahm ab: »Pronto.«
»Pronto, spreche ich mit dem Café BarLume?«, fragte eine Stimme mit venetischem Akzent.
»Einen Augenblick, bitte.«
Massimo ging zur Jalousie, und da er sich dieses Mal drinnen befand, zog er sie, wie es sich gehörte, an den Schnüren hoch und ging nach draußen. Er las das Schild der Bar, ging wieder hinein und kehrte ans Telefon zurück.
»Ja, hier ist die BarLume. Bitte entschuldigen Sie, aber dieses Mal war ich mir selbst nicht sicher. Worum geht es?«
»Hier ist das Kommissariat Pineta«, sagte die Stimme von Agente Galan. »Bitte bleiben Sie in der Leitung.«
»Signor Viviani?«, sagte Fuscos Stimme nach einer Weile.
»Am Apparat.«
»Ich habe den ganzen Nachmittag versucht, Sie zu erreichen. Wo zum Teufel waren Sie denn?«
Geht ihn jetzt nicht wirklich was an, oder? Andererseits ist er Kommissar. Vielleicht eine berufliche Deformation.
»Ich war am Meer. Heute ist mein freier Tag.«
»Hören Sie, Sie sind im Moment eine Person, die über die den Tod von Professor Asahara betreffenden Fakten informiert ist. Es wäre wichtig, dass Sie sich so weit wie möglich zur Disposition hielten. Haben Sie keine Handynummer, unter der man Sie erreichen kann?«
»Nein. Weder die Nummer noch das Handy. Sie wissen ja, wie das ist, ich halte viel auf meine Privacy.«
Einen Augenblick war nichts zu hören.
»Gut. Von mir aus. Mir hingegen liegt meine Arbeit sehr am Herzen. Und Sie waren heute wichtig für meine Arbeit. Deshalb muss ich Sie bitten, in diesen Tagen immer auffindbar und erreichbar zu sein. Es ist fundamental wichtig, dass Sie zur Verfügung stehen. Einem so intelligenten Menschen wie Ihnen dürfte es doch nicht schwerfallen, das zu verstehen.«
»Sicher.«
»Also, kommen wir zum Schluss. Heute Morgen sind Sie zusammen mit Agente Turturro zur Universität gegangen, zu Doktor Pittaluga, der die Festplatte des tragbaren Rechners von Professor Asahara ausgelesen hat. In seinem Bericht unterstreicht Pittaluga, dass, von den Systemordnern abgesehen, die für das Funktionieren des Rechners notwendig sind, im Inneren desselben nur zwei Ordner waren. Im ersten befand sich ein sehr einfaches Rechenprogramm, Pittaluga zufolge wahrscheinlich zu didaktischen Zwecken entwickelt. Im zweiten befanden sich zwei Textdokumente. Bestätigen Sie mir, dass auf dem Rechner sonst nichts mehr war?«
»Soweit ich sehen konnte, nein. Im Sinne von, nein, da war sonst nichts.«
»Ist es nicht möglich, dass der Professor irgendwo in den Systemordnern weitere Dateien versteckt hat, wo man sie nicht suchen würde?«
»Möglich, aber extrem unwahrscheinlich. Niemand, der einigermaßen klar im Kopf ist, würde das tun.«
So, und damit habe ich ihn auch noch für verrückt erklärt.
»Tja. Auch Agente Turturro denkt so. Gut. Darüber hinaus hat Doktor Pittaluga uns noch eine weitere Information geliefert. Er hat gesagt, dieser Rechner sei so gut wie unbrauchbar.«
Es folgte ein Augenblick der Stille. Okay, ein Laptop, der nicht funktioniert, ist unbrauchbar. Zumindest, solange man nicht vorhat, ihn irgendwem über den Schädel zu hauen, wohlgemerkt.
»Pittaluga behauptet«, fuhr Fusco fort, »dass auf diesem Rechner nicht die Programme installiert waren, die es erlauben, den Rechner bestimmungsgemäß zu gebrauchen. Es war kein Programm zur Navigation im Internet darauf. Es gab keine Programme zum Betrachten von Bildern oder zum Lesen von PDFs. Abgesehen von einem sehr einfachen Texteditor war da überhaupt gar nichts.«
»Ah. Ich verstehe.« Sozusagen. »Entschuldigen Sie, aber was die Textdateien angeht ...«
»Die sind bereits von einem der Kongressteilnehmer in Augenschein genommen worden. Doktor Kawaguchi, um genau zu sein. Die Person, die uns bei den Vernehmungen unterstützt hat.«
»Ich habe verstanden. Also ihr Inhalt ...«
»Ihr Inhalt ist im Moment nur für die ermittelnden Behörden von Interesse. Es tut mir leid, Signor Viviani, aber für heute möchte ich Ihre Privacy nicht weiter mit solchen Belanglosigkeiten wie Mord verletzen. Keine Sorge, sollten wir Sie benötigen,
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