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Die Schnelligkeit der Schnecke

Die Schnelligkeit der Schnecke

Titel: Die Schnelligkeit der Schnecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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melden wir uns bei Ihnen. Kehren Sie nur zu Ihren Cornetti zurück und einen schönen Tag noch.«
    Unnötig zu sagen, dass die Ankunft in der Bar und obendrein der überaus verdiente Tadel seitens der Justiz Massimos Maß an Verärgerung noch vergrößert hatte. Darüber hinaus fühlte er sich etwas fehl am Platz. Nach dem ersten Augenblick der Verwirrung war ihm eingefallen, dass Tiziana ihn am Tag zuvor gebeten hatte, die Bar etwas umgestalten zu dürfen, aber er erinnerte sich nicht mehr genau daran, was sie vorgehabt hatte. Überdies hatte er nicht geglaubt, dass sie so schnell zur Tat schreiten würde. Na gut, jetzt ist es eben passiert. Sehen wir doch mal, ob es mir gefällt. Fröhlich ist es ja, das muss ich zugeben. Die orangefarbene Wand ist wirklich hübsch. Auch die Bilder sind nicht schlecht. Abstrakt, klar. Etwas Klassisches würde hier auch nicht hinpassen, so ein abstraktes Bild hingegen macht immer trendy, wie es jene Faulpelze ausdrücken würden, die unter dem Vorwand, als Innenausstatter zu arbeiten, auf Kosten ihrer Mitmenschen leben. Die Jalousie hingegen kommt auf der Stelle wieder weg. Was haben die Frauen nur immer mit Vorhängen? Es mag ein Klischee sein, aber es ist nichts dran zu ändern, dass in Klischees doch immer etwas Wahres steckt. Sie lieben Vorhänge, sie hassen den Fuß ...
    Und gerade als Massimo »Fußball« denken wollte, bemerkte er, dass Tiziana, bei all den Dingen, die sie hinzugefügt, installiert und angepinselt hatte, auch Zeit gefunden hatte, etwas zu entfernen. Im selben Augenblick betrat die Verantwortliche, mit Einkaufstaschen beladen, die Bar.
    »Ciao. Kannst du mir mal helfen? Ich breche gleich zusammen.«
    »Sofort. Ich glaube dir, dass du gleich zusammenbrichst«, sagte Massimo, während er ihr die Taschen abnahm. »Bei all der Arbeit, die du dir gemacht hast.«
    »Gefällt es dir?«
    »Es wird mir gefallen.«
    »Es wird dir gefallen?«
    »Es wird mir in dem Moment gefallen, in dem du das Poster von Grande Torino und die erste Seite der Gazzetta wieder rausholst. Vorausgesetzt, du hast sie nicht weggeworfen. In welchem Falle du sie neu kaufen müsstest.«
    »Hör zu, Massimo«, fing Tiziana an, während sie die Hände mit den Handflächen nach unten vor sich hielt, als wollte sie sagen: Komm, fang jetzt nicht an, Ärger zu machen, ich hab mir so viel Mühe gegeben, alles fertigzukriegen, und dir fällt nichts anderes ein, als herumzumeckern. »Ich habe wirklich versucht, sie zu behalten. Ehrlich. Aber nachdem ich die ganze Wand neu gestaltet hatte, mit diesen abstrakten Bildern, alles so hübsch, da passten die beiden einfach nicht mehr. Ich hab keinen Platz für sie gefunden. Sieh mal«, setzte sie perfide hinzu, »wenn du einen Platz findest, wo sie gut hinpassen würden, dann häng sie nur auf. Sie sind da in der Schublade.«
    »Tiziana, ich habe keinen blassen Schimmer, wo sie hinpassen würden«, sagte Massimo, während er die Taschen auspackte und ihren Inhalt in die Fächer hinter dem Tresen räumte. »Mir haben sie da gefallen, wo sie vorher hingen.«
    Oder besser, ich habe sie immer dort hängen sehen.
    »Weil du ein Banause ohne jeden Geschmack bist.«
    Wie bitte? Abgesehen von dem Vorwurf, war dies nicht Tizianas Stimme. Als er sich wieder aufrichtete, sah Massimo Aldo mitten in der Bar stehen, der die Wände mit offensichtlicher Genugtuung betrachtete.
    »Gute Arbeit, Tiziana. Du hast mich einen Nachmittag zu Hause vor dem Fernseher verbringen lassen, aber ich muss sagen, das war es wert. Sehr schön.«
    »Ja, wirklich schön«, sagte Rimediotti, der gerade zur Tür hereinkam. »Und auch schön hell, das macht gleich fröhliche Stimmung.«
    Und zwei. Ich habe seit drei Minuten geöffnet, und sie sind schon zu zweit. Haben die auf dem Balkon Wache gestanden?
    »Ja, das ist fröhlich, oder?«, sagte Tiziana. »Ein Glück, dass es euch gefällt. Und die anderen Kumpanen, wo sind die?«
    »Ach, die kommen schon ...«, antwortete Rimediotti, während er weiterhin die Wände anschaute.
    Gesagt, getan. Gleichzeitig oder besser gesagt, beinahe gleichzeitig, sonst wären sie im Türrahmen stecken geblieben, betraten Ampelio und Del Tacca die Bar und sahen sich um, ohne ein Wort zu sagen.
    »Na«, fragte Tiziana lächelnd, »gefällt es euch?«
    Immer noch ohne ein Wort zu sagen, näherte sich Ampelio einem der beiden abstrakten Bilder – einem weißen Hintergrund, nur durchbrochen von einer schwarzen Linie, die sich um sich selbst wand und so zwei Schlaufen

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