Die Schnelligkeit der Schnecke
anderes zu tun. Solange niemand irgendwen erschießt, interessiert uns das nicht die Bohne.«
Seite an Seite mit Fusco sitzend, auf demselben Stuhl (demselben wie vorher, nicht demselben wie Fusco), sah Massimo zu Boden und wartete darauf, dass es losging. Kawaguchi und Kubo waren vor Kurzem angekommen, in unterschiedlicher Verfassung: Kawaguchi hatte sich beflissen rechts von Massimo gesetzt und schien sehr viel ruhiger als beim vorigen Mal. Kubo hingegen sah aus wie jemand, der wenig und schlecht geschlafen hatte, mit verquollenen Augen und nervösen, fahrigen Bewegungen. Kaum hatte er sich gesetzt, legte Fusco los.
»Bevor ich beginne, möchte ich mich bei Ihnen dafür entschuldigen, Sie noch einmal herbestellt zu haben, aber es ist nötig, dass Sie uns noch einige Aspekte erläutern, bevor Sie abreisen.«
Nachdem er die Übersetzung angehört hatte, nickte Kubo.
»Wie Sie sich erinnern werden, hatten sich unsere Ermittlungen auf der Basis von Zeugenaussagen auf den tragbaren Computer von Professor Asahara konzentriert. Leider hat der von uns untersuchte Computer, der sich als derjenige des Professors herausstellte, unseren Erwartungen nicht so entsprochen, wie wir gehofft hatten. Dennoch gibt es einen Aspekt, der uns bemerkenswert erschien. Übersetzen Sie bitte.«
Leicht gesagt. Massimo befreite Fuscos Ansprache vom dichten Gestrüpp des bürokratischen Italienisch und bildete sie in einem akzeptablen, umgangssprachlichen Englisch nach. Daraufhin, nachdem er die japanische Version gehört hatte, nickte Kubo zum zweiten Mal.
»Der fragliche Aspekt besteht in der Tatsache, dass auf dem Computer des Professors eine programmierte Formel aufgefunden wurde. Diese Formel«, fuhr Fusco fort und warf Massimo einen verschwörerischen Blick zu, »ist von unseren Experten untersucht worden, welche darin einige Besonderheiten festgestellt haben. Das heißt, sie haben herausgefunden, dass die Formel so programmiert nur hätte funktionieren können, wenn man sie auf Rechnern laufen ließe, die mit enormen Speicherkapazitäten ausgestattet wären. Wir haben das kontrolliert und verifiziert, dass der Rechner des Professors nicht mit einem entsprechend umfangreichen Speicher ausgestattet war. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass dieser Computer nicht in irgendeiner Weise manipuliert worden ist.«
Massimo übersetzte, und während Koichi weiterübersetzte, war es Massimo, als würde Kubo leicht erbleichen. Dieses Mal nickte er nicht, aber Fusco brauchte sowieso keine Ermutigung.
»An diesem Punkt, Doktor Kubo«, fuhr er fort und senkte dabei den Blick auf seine Schreibtischplatte, »muss ich Sie fragen, ob Sie einen tragbaren Computer besitzen.«
Nachdem die Frage übersetzt war, nickte Kubo von Neuem und sagte etwas.
»Er sagt, er hat einen tragbaren Computer.«
»Gut. Doktor Kubo, dann bitte ich Sie in aller Form darum, Ihren tragbaren Computer untersuchen zu dürfen. Im Besonderen möchte ich verifizieren, dass der Speicher in Ihrem Rechner nicht mit dem kompatibel ist, der sich in dem Rechner des verstorbenen Professor Asahara befindet, und dass er nicht über die charakteristischen Eigenschaften verfügt, die erforderlich sind, damit das fragliche Programm laufen kann.«
Massimo übersetzte und hielt dann den Atem an. Sie waren am Scheideweg angelangt. Massimo wusste nicht, wie Kubo reagieren würde. Wenn das, was Massimo gedacht hatte, falsch war, würde er wahrscheinlich in schallendes Gelächter ausbrechen. Oder sie mit höflichster japanischer Verblüffung ansehen. Vielleicht würden wir es auch nie erfahren, denn kaum war Koichi mit seiner Übersetzung fertig, erhob sich Doktor Kubo, bleich wie ein Laken. Er blickte Fusco in die Augen und sagte mit klarer Stimme ein paar Worte.
Koichi übersetzte mit leiser Stimme. Massimo schaute Koichi an, der nickte, und sah dann zu Fusco. Massimo sprach in, wie er hoffte, neutralem Tonfall: »Er sagt, er möchte eine Aussage machen.«
Fusco sah Massimo an und machte eine Handbewegung, die nicht übersetzt werden musste. Kubo begann mit entschiedener Stimme zu sprechen, in kurzen, klaren Sätzen, an deren Ende er jeweils Koichi anblickte, der hingegen den Blick fest zu Boden gerichtet hielt. Schließlich sprach Koichi.
Währenddessen fühlte Massimo sich von zwei widerstreitenden Gefühlen ergriffen.
Einerseits wallte Stolz in ihm auf, weil er die Dinge durchschaut hatte. Andererseits war er sich darüber im Klaren, dass der Mensch ihm gegenüber, der mehr
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