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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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nickte.
    Elina sagte nachdenklich: »Riku Tanner scheint in einer ähnlichen Lage zu sein wie du. Ich habe vorhin mit ihm gesprochen, er war bestürzt, als er hörte, dass der Name seines Vaters in Veras Notizheft steht.«
    »Was?« Sebastian drehte sich zu Elina um. In seinen Augen flackerte plötzliche Wut. »Hast du Tanner das alles erzählt?«
    »Er ist Polizist, sein eigener Vater …«
    »Er ist ein Polizist, der wegen eines Dienstvergehens gesucht wird. Glaubst du, die Finnen jagen einen Unschuldigen?«
    Elina schwieg.
    »Er ist ein Mann«, fuhr Sebastian fort, »dessen Vater etwas über den Tod meiner Mutter wusste.«

34
    Langsam öffnete sich das Tor vor Bykows Haus, und Riku sah einen schwarzen Audi Q 7 herausrollen. Saß Bykow selbst am Steuer? Wegen der verdunkelten Scheiben konnte er es nicht erkennen.
    Riku beschloss, etwas zu riskieren und sich dem Haus unverzüglich von der Rückseite her zu nähern. Den Weg hatte er bereits ausgekundschaftet. Die Informationen über seinen Vater hatten seine Neugier angestachelt und ihm neue Energie verliehen.
    An einem Lichtmast waren zwei Überwachungskameras angebracht, aber er kümmerte sich nicht darum, sondern lehnte den Birkenast, den er zuvor in der Nähe gefunden hatte, an die Mauer und kletterte vorsichtig hinauf.
    Oben blickte er sich aufmerksam um, dann sprang er und landete federnd auf dem Rasen des Grundstücks. Er erlaubte sich nicht, darüber nachzudenken, was er tat, um sich nicht noch den letzten Rest seiner Handlungsfähigkeit zu rauben. Im Schutz der Hecken bewegte er sich im Laufschritt auf das Haus zu. Es war eine zweistöckige Backsteinvilla, der Erker und hohe Fenster einen würdevollen Charakter verliehen. Sie stand an einem flachen Hang, weshalb ein Teil des untersten Geschosses unter der Erde lag. An den Rändern der Fensterscheiben verliefen die Sensoren der Alarmanlage.
    Neben dem Haus wuchs eine riesige Eiche, von der ein Ast bis auf zwei Meter an die Dachkante reichte. Riku wog seine Chancen ab und beschloss, diesen Weg zu versuchen. Am unterenTeil des dicken Stammes gab es keine Äste, weshalb er seine Kräfte bis aufs Äußerste beanspruchen musste, um auf den ersten stabilen Ast zu gelangen. Von dort ging es leicht von Ast zu Ast aufwärts, bis er die Dachhöhe erreichte. Das dichte Laubwerk bot ihm dabei Sichtschutz.
    Vorsichtig bewegte er sich auf dem gewählten Ast vorwärts. Der Ast bog sich bedrohlich, und Riku merkte, wie er unwillkürlich den Atem anhielt. Er wagte sich nicht mehr weiter. Über ihm reichte ein anderer Ast dichter an das Dach heran, aber er hing so weit oben, dass es nicht klug gewesen wäre, von dort aus aufs Dach zu springen. Riku richtete den Blick wieder nach vorn. Das war seine einzige Möglichkeit. Er musste eben hoffen, dass der Ast nicht brach.
    Im selben Moment, als er das Krachen des brechenden Holzes hörte, stieß er sich ab und sprang. Er landete auf dem Dach, geriet aber zu seinem Entsetzen sogleich ins Rutschen. Verzweifelt versuchte er, an den Ziegeln Halt zu finden, doch es gelang ihm nicht. Schließlich stieß er mit dem Fuß schmerzhaft gegen die Regenrinne und konnte gleichzeitig den oberen Rand einer Gaube fassen. Innerlich fluchend wegen des verursachten Lärms, blieb er regungslos liegen. Nirgendwo war ein Geräusch zu hören.
    Nach einer Weile ging er auf die Knie und kroch zum Dachfirst hinauf. Die Schornsteine ließen vermuten, dass es mehrere Öfen im Haus gab. Möglichst lautlos arbeitete er sich auf dem Trittsteg für den Kaminkehrer bis zu einem dreieckigen Dachfenster voran. Wie er gehofft hatte, war es nicht mit Alarmsensoren versehen. Er nahm das Klebeband, das er im Baumarkt gekauft hatte, riss ein Stück ab, faltete es doppelt, drückte es auf die Scheibe und schnitt mit dem Glasschneider vorsichtig ein rundes Loch hinein. Mit einem scharfen Knacken löste sich das Glasstück, Riku schob die Hand durch die Öffnung und tastete nach dem Fensterriegel.
    Mit Mühe gelang es ihm, sich durch das enge Fenster zuzwängen und auf den Boden des Speichers hinabzulassen. Sein Herz pochte heftig, und er hörte nur das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Ein schneller Blick in alle Richtungen sagte ihm, dass es keinen Bewegungsmelder auf dem Dachboden gab.
    Riku schlich zur Tür und dann langsam und mit gespitzten Ohren die Treppe zum ersten Stock hinunter. Entweder es gab auch hier keinen Bewegungsmelder, oder die Alarmanlage war ausgeschaltet – oder es befand sich noch jemand im

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