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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Schwarzes unter ihnen. Sie hob einen Kasten an und blickte auf eine Waffe.
    Mit stockendem Atem starrte sie die Pistole an, dann stellte sie den Diabehälter an seinen Platz zurück und schloss die Kiste.
    Sie versuchte sich zu beruhigen, aber unaufhaltsam drängte die Panik an die Oberfläche. Sie musste hier raus. Und zwar schnell.
    Elina rannte ins Schlafzimmer und packte panikartig ihre Sachen. Was für einen Mann hatte sie da eigentlich in ihr Leben gelassen? Gab es überhaupt irgendetwas Echtes und Authentisches an ihm?
    Nachdem sie alles einigermaßen verstaut hatte, eilte sie in den Flur und öffnete die Tür.
    Vor ihr stand Sebastian mit dem Schlüssel in der Hand.
    »Wo willst du hin?«, fragte er.
    Mit aller Macht versuchte Elina, ihre Erschütterung zu verbergen. »Ich habe über alles nachgedacht und beschlossen, nach Finnland zurückzukehren. Ich will meinen Vater sehen, ich mache mir Sorgen um ihn.«
    »Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen …«
    Elina versuchte, an Sebastian vorbeizukommen, doch er fasste sie sanft am Arm. Nach einem Moment des Zögerns, der ihr unendlich lang vorkam, trat sie einen Schritt zurück, in den Flur hinein. Sie wunderte sich über das seltsame Taubheitsgefühl und staunte über ihr Verhalten. Musste Sebastian erst auf sie schießen, damit sie begriff, dass hier etwas ganz gewaltig schieflief?
    Er folgte ihr in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich.
    »Lass uns reden«, sagte er schlicht. »Hast du die Pistole gefunden?«
    »Die Pistole? Welche Pistole?« Elinas Versuch klang matt und nicht überzeugend.
    »Ich brauche sie bei der Arbeit. Als Fotograf komme ich in Situationen, in denen es besser ist, bewaffnet zu sein.«
    Er erwartete eindeutig eine Reaktion auf seine Erklärung, weshalb Elina nickte, aber sie machte sich nicht die Mühe, ihr Misstrauen zu verbergen. »Sonst hast du mir nichts zu sagen?«,fragte sie heiser. »In dem Fall gehe ich jetzt. Ich rufe dich von Finnland aus an, dann reden wir weiter.«
    Wieder ergriff Sebastian ihren Arm. Leise sagte er: »Da ist noch etwas … das habe ich noch keinem Menschen erzählt. Dir werde ich es jetzt erzählen, unter der Bedingung, dass du es niemandem gegenüber erwähnst. Unter keinen Umständen. Versprichst du mir das?«
    »Im Moment ist mir so ziemlich alles egal.«
    Sebastian holte tief Atem. »Ich verstehe, dass du wütend und enttäuscht bist. Aber ich konnte dir über die Gefängnisgeschichte einfach nicht die ganze Wahrheit erzählen. Ich habe gesagt, ein ehemaliger Stasi-Mitarbeiter sei bei meinem Vater gewesen. Aber ich habe nicht gesagt, dass auch mein Vater ehemaliger Agent der Stasi-Auslandsaufklärung war.«
    Sebastians Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Scham und unverkennbarer Erleichterung darüber, das endlich laut ausgesprochen zu haben. Oder war es nur ein gut einstudierter Auftritt?
    »Er war als Agent der Hauptverwaltung Aufklärung in der Bundesrepublik tätig. Einer der vielen Männern, die man ›Romeo‹ nannte, weil sie Kontakt zu allein lebenden, als Informationsquelle interessanten Frauen suchten. In seinem Fall war es eine amerikanischen NATO-Mitarbeiterin. Er ging eine Verbindung mit meiner Mutter ein und kam über sie an vertrauliche Informationen, die er an die DDR weitergab. Ich bin das Resultat von Lüge und Verrat.«
    Elina war sprachlos. Mit so etwas hatte sie nicht rechnen können. Schon zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit änderte sich das ganze Bild, das sie von Sebastian hatte. Aber konnte sie ihm denn glauben? Sie gab sich alle Mühe. Sie wollte ihm vertrauen. Sie wollte nicht annehmen müssen, sie hätte sich in ihm geirrt.
    »Und der Mann, der sich als mein Vater bezeichnet, beging schließlich einen noch größeren Betrug, indem er an einer bestimmtenOperation der Stasi teilnahm. Mein Vater weiß nicht, worum es genau ging, jedenfalls scheint der Tod meiner Mutter mit dieser Operation etwas zu tun zu haben.«
    Elina erschrak. »Willst du damit sagen … dass dein Vater am Tod deiner Mutter beteiligt war?«
    Sebastian starrte düster vor sich hin, Elina sah, wie seine Augen feucht wurden. »Er sagt, er habe meine Mutter und mich geliebt. Nach dem Mord hat er mich angeblich nicht mehr sehen wollen, weil ich die lebende Erinnerung an das war, was auch durch ihn meiner Mutter angetan worden war …«
    Endlich begann Elina zu verstehen, warum diese Dinge geradezu zu einer Zwangsvorstellung von Sebastian geworden waren.
    »Auch mein Vater besitzt keine

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