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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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sich eigentlich erwartet hatte. Hatte sie geglaubt, er würde sie vor Freude in seine Arme reißen und ihr sagen, dass sie endlich zusammen sein könnten?
    Nicht sehr wahrscheinlich, oder? Nicht bei all dem, was noch zwischen ihnen stand. Sie seufzte und lächelte Fisher an. Ihre Erleichterung über Papas Entlastung war enorm, doch das blutende Loch in ihrem Herzen, das James hinterlassen hatte, ließ sich dadurch nicht ausfüllen.
    »Sie kennen mich ja nicht einmal.«
    Sie konnte ihn immer noch spüren, seine Lippen auf ihren schmecken.
Ich kenne dich besser, als du dich selbst kennst. Und ich liebe dich auch mehr.
    »Flip? Mir tut der Kopf weh.« Die leise Stimme riss Phillipa aus dem traumlosen Abgrund ihres tiefen Schlafes. »Und Jamie hat einen schlimmen Traum.«
    Robbie. Ihr Gehirn arbeitete langsam. Sie schlug in dem flackernden trüben Licht die Augen auf. Hatte sie ihre Kerze nicht ausgeblasen?
Muss aufwachen. Robbie braucht mich.
    Dann fiel es ihr wieder ein. Sie setzte sich kerzengerade auf. »Robbie?«
    Er stand in einem zu großen Nachtgewand für Erwachsene vor ihr, eine Kerze in der zitternden Hand.
    »Mir geht’s nicht gut, Flip. Kann ich bei Ihnen schlafen? Jamie macht so viel Krach. Das tut meinem Kopf weh.«
    Sie hätte ihn am liebsten in ihre Arme gerissen und ihn gedrückt, bis er keine Luft mehr bekam. Stattdessen schlug sie nur die Decke zurück. »Schön, dass du da bist. Mir war ziemlich kalt.«
    Nachdem er den Kerzenhalter auf den Nachttisch gestellt hatte, kletterte Robbie ins Bett, wobei er sich vorsichtig den geschienten Arm hielt. »Der ist wohl gebrochen, was?«, sagte er, während er sich hinlegte.
    »Ja, mein Schatz, der ist wirklich gebrochen.« Sie sprach mit ganz sanfter Stimme. »Tut er sehr weh?«
    »Total. Der braucht einen Trifle.«
    Sie lachte und blinzelte die Tränen der Erleichterung fort. »Ich denke, das lässt sich machen.«
    »Gut.« Er kuschelte sich näher an sie. »Sie waren im Club. Haben die Sie erwischt?«
    »Ja, allerdings.«
    »Und bringen sie Sie jetzt um?« Er nuschelte die Worte, als kämpfe er in seiner Wissbegierde heftig gegen den Schlaf an.
    »Nein, mein Schatz. Weder mich, noch meinen Vater. Seine Unschuld ist jetzt bewiesen und meine auch.«
    »Das ist gut.« Er gähnte. »Jetzt können Sie… Jamie… heiraten.« Er fiel in einen gesunden Tiefschlaf. Phillipa lag ein paar Minuten nur da und freute sich über seine Anwesenheit und seine Knubbelknie.
    Dann fiel ihr ein, was Robbie gesagt hatte. James hatte einen Albtraum. Sollte sie ihn wecken gehen? Er würde es ihr vermutlich danken. Albträume waren höllisch, und wenn an Agathas Erzählungen irgendetwas dran war, hatte James jede Menge Dämonen in petto.
    Schließlich hielt sie es nicht länger aus. Sie würde noch von seinen Albträumen selbst welche bekommen, oder?
    Sie hatte keinen Morgenmantel, sondern nur das alte Nachtgewand, das sie von Zuhause mitgebracht hatte – in dem sie sich damals in Arieta hinter der Wand versteckt hatte. Sie zog deshalb kurzerhand die Tagesdecke vom Bett. Das Zimmer war warm genug, die leichte Wolldecke würde Robbie reichen, sie brauchte sich seinetwegen keine Sorgen zu machen. In die Tagesdecke gehüllt, griff sie sich die Kerze, die Robbie mitgebracht hatte. Es schien die zu sein, die er immer die ganze Nacht über neben seinem Bett brennen ließ, denn der Kerzenhalter war voller Wachs und die Rinne nur halbwegs sauber gekratzt.
    Im Gang war es kalt, aber Robbies Zimmer war warm wie ein Ofen. Die Kerze durchdrang kaum die Dunkelheit. Sie hörte James schon, bevor sie ihn sah, denn er machte ziemlichen Lärm.
    Er lag auf einer Pritsche neben Robbies Bett – ohne Hemd, aber in Hosen. Das Kerzenlicht schimmerte auf seiner verschwitzten Brust. Ächzend warf er den Kopf hin und her. Sie beugte sich über ihn, strich ihm mit der Hand das schweißnasse Haar aus der Stirn.
    »James, wachen Sie auf«, sagte sie leise. »Es ist nur ein Traum.«
    James war gefangen. Gefesselt und hilflos, hungernd. Er fühlte seine Kraft schwinden und den Tod nahen. Er war von Schmutz bedeckt, Hitzewellen überrollten ihn. Die kleine Zelle, in der man ihn eingekerkert hatte, war zu klein für einen so großen Mann – zu klein für jeden Mann. Und sie schrumpfte beständig, bis die Wände ihn zu ersticken drohten.
    Die Tür ging auf – eine Tür, die zuvor noch nicht da gewesen war. Doch er wusste sofort, was es zu bedeuten hatte. Die Schläge fühlten sich an, als würde er schon seit

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