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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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hatte etwas Zeit zum Nachdenken. Nicht, dass es etwas an ihrer Schamlosigkeit geändert hätte …
    »Zum Soldatenspielen!«, krähte Robbie. In seiner Aufregung stieß er etwas Ei von der Gabel, das einen dicken fettigen Strich auf dem Leinentischtuch hinterließ.
    Er sah schuldbewusst zu ihr auf. »Denny wird sauer werden.«
    Phillipa nickte, obwohl sie Robbie kaum schelten konnte, nachdem sie ihre eigenen Eier praktisch bis zum Kronleuchter befördert hatte.
    Sie nahm ihren Teller. »Schnell, tausch mit mir Platz, bevor Denny wiederkommt.«
    Robbies Augen waren blaue Brunnen der Dankbarkeit. Er stolperte los, um ihren Vorschlag in die Tat umzusetzen. Phillipa nahm auf seinem Stuhl Platz und verkniff sich bei der Aussicht, immer mehr in Dennys Ungnade zu fallen, einen Seufzer.
    Später im Schulzimmer revanchierte sich Robbie, indem er jeden Buchstaben in der selbst gemachten Fibel erkannte. »Z steht für Zap«, rief er am Ende und schlug das Buch
zu.
»Zeit für die Soldaten!« Er lief zum Arbeitszimmer, und Phillipa folgte ihm langsam.
    Es verblüffte sie, mit welcher Geschwindigkeit Robbie seine Buchstaben gelernt hatte. Der Junge war anscheinend sogar noch klüger, als sie alle gedacht hatten.
    Es löste gemischte Gefühle bei ihr aus, an den Schauplatz ihres Verbrechens zurückzukehren, aber im warmen Sonnenlicht hatte das Arbeitszimmer nur wenig Ähnlichkeit mit der düsteren, schwülen Kulisse des gestrigen Abends.
    Robbie holte die Soldaten aus der Kiste, und Napoleon wurde sofort vernichtend geschlagen. Offenbar konnte man nie genug für die Sache der Krone tun.
    Phillipa versuchte, die Zeit sinnvoll zu verbringen und mit Hilfe eines der vielen hervorragenden Bücher in den Regalen ihr Wissen zu vergrößern. Aber ihr Verstand wanderte zu überaus beunruhigenden Fragen ab. Waren alle Männer so hart wie James, zum Beispiel. Und war
es
nicht auf eine absolut erstaunliche Größe angeschwollen? Und, ganz unausweichlich natürlich… was war letzte Nacht wirklich
damit
passiert?
    Sie hob das Buch hoch, um die flammende Röte in ihrem Gesicht zu verbergen, die sich schon seit fast einer Stunde dort ausbreitete.
    Nachdem sie lang genug ihren skandalösen Gedanken nachgehangen hatte und die glühende Röte endlich aus ihren Wangen wich, stand sie auf und stellte das beste Buch, das sie je
nicht
gelesen hatte, ins Regal zurück.
    Sie versuchte, sich durch Robbies auf dem Teppich verteilten Soldaten zu manövrieren. Überall standen kleine Männer aus Zinn. Es war offensichtlich eine lange, blutige Schlacht gewesen. Leider verfehlte sie die anvisierte Stelle um ein paar Zentimeter, und Robbies Aufstöhnen hallte von den mit Büchern beladenen Regalwänden wider. »Sie haben meinen Fußsoldaten zermanscht!«
    Sie blickte zu ihm hinab und sah ihn einen zertretenen Burschen in der Hand halten. »Tut mir Leid. Lässt sich der vielleicht reparieren?«
    Robbie versuchte, den Soldaten zurechtzubiegen, doch er blieb irgendwie ein Vierfüßler. »Er sieht aus, als würde er krabbeln. Soldaten marschieren aber, sie krabbeln nicht.«
    »Nicht unbedingt.« Phillipa lächelte und dachte an die Abenteuer, die ihr Vater in seinem Journal festgehalten hatte. »Ein Spion krabbelt vielleicht schon einmal, damit man ihn nicht sieht.«
    »Ein Spion. Das ist der Trick!« Robbie stellte den Mann am Rande eines verlassenen Lagerplatzes auf, hinter einem Zelt aus einer von Dennys feinen Leinenservietten. Dann sah er zu Phillipa auf, als sei ihm plötzlich ein Gedanke gekommen. »Was wissen Sie von Spionen? Sie sind ein Mädchen!«
    »Noch ein bisschen lauter, bitte, Robert. Ich glaube nicht, dass der Koch dich gehört hat.« Phillipa setzte sich neben ihren Schüler, um so sein Geplärre zu dämpfen. »Warum sollte eine Frau nicht genauso viel von Spionen wissen wie ein gewisser kleiner Junge?«
    »Ich weiß alles über Spione.«
    Phillipa zog eine Augenbraue hoch. »Ach, wirklich?«
    Robbie zuckte nur die Schultern. Sonderbar, dass er die Behauptung ohne jegliches Tamtam aufgestellt hatte. Er hatte es gesagt, als handle es sich schlicht um eine Tatsache.
Der Himmel ist blau. Das Gras ist grün. Ich weiß alles über Spione.
    In Phillipas Hinterkopf regte sich etwas. James… dieses Haus… der Club… seine Freunde… und über allem die Warnung ihres Vaters:
James Cunnington genau im Auge behalten.
    So viele Rätsel. Vielleicht hatte Robbie ja den Schlüssel.
    Trotz der plötzlichen Verspannung in den Schultern nahm Phillipa eine

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