Die Schöne des Herrn (German Edition)
Kuchen verschlingen, habe ich mir eine demütigende Abfuhr geholt, als ich einem blöden Beamten der Regierung den doch immerhin schmeichelhaften Wunsch vortrug, mich in der Schweiz einbürgern zu lassen, ohne natürlich dabei meine französische Staatsangehörigkeit zu verlieren, und ihm sogar noch anbot, ihm für seine Gefälligkeit und seine Vermittlung einen entsprechenden Preis zu zahlen! ›So sage mir doch, was du an mir auszusetzen hast‹, schrie ich ihn schließlich aufs äußerste empört an. ›Los, nenn deinen Preis!‹ Aber er ließ nicht mit sich handeln! O erhabene Hoheit, vertrauen Sie mir doch irgendeine offizielle Mission an, und das aus drei Gründen. Erstens, damit ich mich an diesem Beamten rächen kann, dem die Schamröte ins Gesicht steigen soll, wenn ich ihm das mitteile und ihm sage: ›Siehst du, was für einen Mitbürger du dir verscherzt hast!‹ Zweitens, um vor Saltiel nicht das Gesicht zu verlieren! Drittens, damit ich mit dieser Mission, mit der Sie mich beauftragen werden, meine Zunge geschmeidig machen kann, wenn ich sie der vereinigten Bevölkerung jener grünen Insel erzählen werde, auf der Sie zum ersten Mal das Tageslicht erblickt haben! Das war um fünf Uhr morgens, und schon überzog die Morgenröte in der Ferne den Himmel mit zartem Rosa, und der Horizont erstrahlte in frischer Helle! Ich war dabei, ich saß in angstvoller Erwartung auf den Stufen des Palastes des ehrwürdigen Großrabbiners, Eures Erzeugers, ich war da, wie ein treu ergebener Hund, die Fäuste an den Schläfen, und wartete angstvoll auf die Verkündigung einer glücklichen Entbindung! Ach, wie gerührt war ich, als ich endlich von Ihrer lieben Ankunft auf dieser Welt erfuhr, wie viele Tränen der Freude vergoss ich in jenem Augenblick! Habe ich noch immer nicht Ihr Herz erweicht, Hoheit? Dann hören Sie noch Folgendes! Wie glücklich sind die Könige, Exzellenz, die stets im Vordergrund der Weltbühne stehen, während ich immer im Dunkeln weile! Das Herz blutet mir, wenn ich von all den prunkvollen Empfängen lese, von der Begrüßung des Königs durch die Nationalhymne, dem Beifall der Menge und den blöden Soldaten, die Gewehr bei Fuß stehen! Und wenn er vom Papst empfangen wird, dieser ganze Pomp, die Schweizer Garden, diese ehrfürchtigen, in Schwarz gekleideten Kirchenfürsten, diese lächelnden Kardinäle, wie die Zinnsoldaten, diese Liebenswürdigkeit des Papstes dem König gegenüber! Und für mich nichts! Für mich keine begeisterten Menschenmengen, keine Soldaten, die das Gewehr präsentieren, kein liebenswürdiger Papst! Dabei würde es mir so gefallen, mir militärische Ehren darbringen zu lassen, wohlwollend zu grüßen und mich anschließend freundschaftlich, wenn auch mit einer gewissen Ehrerbietung mit dem Papst zu unterhalten. Was hat dieser König getan, um so viel Glück in seinem Leben zu genießen? Er ist geboren worden, das ist alles! Aber bin ich nicht auch geboren worden, und bin ich nicht reicher als er an Freuden, Verzweiflungen, Erhabenheit der Seele und Größe des Verstandes? Und danach dann das prächtige Diner beim Papst zu Ehren des Königs, mit tausend brennenden Kerzen und Räucherlachs nach Belieben! Aber für mich, den armen Eisenbeißer, nur Kakerlaken in meinem Keller, und wenn ich Hunger habe, Kartoffeln, während ich mit heißen Tränen das Menü des Empfangs lese! Und am Ende des Diners, wenn der König sich am Räucherlachs sattgegessen hat, dessen oberer Teil besser schmeckt, weil weniger gesalzen, streichelt ihm der Papst väterlich die Wange und fragt ihn, ob er nicht noch ein wenig Lachs wolle oder vielleicht ein Stück von jener so cremigen Schokoladentorte, und dann überreicht er ihm das Großkreuz eines Ordens, als ob der Glückspilz nicht bereits genug davon hätte, dieser Glückspilz, der einem Samen entsprossen ist wie dem meinen! Und prächtiges Spielzeug für die Kinder des Königs, obwohl sie viel weniger intelligent sind als meine drei Schätzchen, die nichts vom Papst bekommen, nicht einmal eine gesalzene Pistazie! Und dann geleitet der Papst den König mit Hochachtung und zahlreichen Umarmungen zur Tür! Wenn ich zum Papst gehe, wird er auch mich geleiten, wird er mich umarmen? Bin ich denn nicht auch ein Mensch, geboren von einer Frau, wie der König? Seht meine Tränen, köstlicher Effendi, nehmt sie wahr, solange sie da sind und ehe sie sich verflüchtigen, getrocknet von der Hitze meiner Wangen, die von einem Leiden brennen, das nicht vergibt!
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