Die Schöne des Herrn (German Edition)
wirst treu bleiben wollen, aber das Bett ist so schmal, und folglich wird sich dein Schenkel köstlich an dem Athletenschenkel reiben! Und was wird dann geschehen, mein Schätzchen? Los, antworte!«
»Lass mich in Ruhe!«, schrie sie.
»Was wird dann geschehen?«
»Ich würde weglaufen!«, schrie sie. »Ich würde in diesem Bett nicht bleiben!«
Er brach in schmerzliches Gelächter aus. Also doch die Angst vor der Versuchung! Also doch unfähig, neben einem jungen Athleten die Ruhe zu bewahren! Er vollführte eine Drehung und betrachtete die Spezialistin der vorläufig ihm vorbehaltenen Lendenstöße.
»Jetzt muss ich dir noch eine andere Frage stellen«, begann er sanft. »Sag mir, Geliebte, falls du vergewaltigt werden müsstest, von wem würdest du dich lieber vergewaltigen lassen, von einem Schönen oder einem Hässlichen? Es ist nur eine Annahme. Banditen hätten dich gefangen und stellten dich vor die Wahl; sie säßen in der Höhle im Kreis um dich herum, alle behaart. Und nun sag mir, von wem, von einem Hässlichen oder einem Schönen? Vergewaltigt wirst du auf jeden Fall, es ist ein Befehl des Räuberhauptmanns. Und Befehl ist Befehl! Aber er will dir die Wahl lassen. Also, ein Schöner oder ein Hässlicher?«
»Du bist ja wahnsinnig! Mein Gott, was für eine Idee!«
»Es ist die Idee des Räuberhauptmanns. Der Hässliche oder der Schöne? Nun komm schon, mein Engel, sei lieb, antworte.«
»Ich will nicht antworten! Es ist absurd!«
Aha, sie will sich schon wieder drücken! Sie will nicht Farbe bekennen! Plötzlich hatte er eine neue Vision. Ariane und ein junger verheirateter Pastor, gestrandet auf einer einsamen Insel, nach einem Schiffbruch! Natürlich würde sie es abstreiten, wenn er ihr sagte, nach drei Monaten würden sie und ihr Pastor auf dem Laubbett in der vom Pastor erbauten Hütte rhythmische Gymnastik treiben! Nein, zwei Monate genügten. Ein Monat sogar, mit Sommernacht und warmer Brise und Meeresgeruch und behaglicher Hütte und kein Schnupfen und viele Sterne am Himmel oder ein karminroter Sonnenuntergang mit grünen und rosigen Wolken, das liebte sie ja so.
»Vierzehn Tage würden genügen!«
Und selbst ohne einsame Insel, selbst wenn sie ewig treu bleiben müsste, hatte sie so viele Möglichkeiten, untreu zu sein. Die Flittchen betrügen wenigstens ganz offen. Sie gehen mit einem anderen ins Bett, das ist klar, fast ehrlich, jedenfalls keine Heuchelei. Aber mit der hier, selbst ohne einsame Insel, gab es so viele Fallstricke, so viele Möglichkeiten kleiner listiger Ehebrüche! Ein Blick genügte! Ein Blick auf eine griechische Statue, einen Algerier mit schönen Zähnen, eine spanische Tänzerin, ein vorbeiziehendes Regiment, einen Pfadfinder, einen männlich aussehenden Baum, ganz zu schweigen von den Tigern! Und die kitzelnde Schere des Friseurs, ebenfalls gefährlich! Bestimmt laufen ihr da wohlige Schauer über den Nacken! Unmöglich, diese Frau in Ruhe zu lieben! Sie einschließen und mit buckligen Nichtfriseuren umgeben? Dann blieben ihr immer noch die Träume, die Erinnerungen! O nein, er übertrieb nicht! Untreu allesamt, zumindest unbewusst. Er war so niedergeschmettert, dass er die kalabresische Frage ohne große Überzeugung wiederholte.
»Der hässliche Mann«, antwortete sie resigniert, um ein Ende zu machen.
Unerträglich, dieses Wort »Mann« im Munde dieser Frau! Was für eine Unverfrorenheit! O der schmutzige Geruch dieses Wortes voller Körperhaare in einem so schönen Mund! Wie? Der Hässliche? Natürlich, denn sie spürte ja, dass der schöne Mann eine Gefahr für sie war, eine anziehende Gefahr! Er sah sie vor sich, zuckend unter dem schönen Kalabreser mit seinen grünen Strümpfen und den Filzstiefeln mit zurückgebogener Spitze! Dieser junge Kalabreser stank! Doch sie, sie ekelte sich nicht vor dem Kalabreser! Sie sind ja alle so nachsichtig gegenüber der männlichen Rohheit und ihren Attributen! Er schloss die Augen, um nicht die Marketenderin der Banditen zu sehen. Vor allem die große Nase des jungen Kalabresers war ihm unerträglich, diese so schmerzlich vielsagende Nase, diese riesige und so vielversprechende Nase! Die Nachsicht der Frauen der Männlichkeit gegenüber, schlimmer noch, ihre Anbetung der Männlichkeit und ihrer Zeichen und animalischen Bestätigung, diese widerliche Nachsicht entrüstete ihn, empörte ihn. Nicht zu glauben, aber so war es nun einmal. Diese so zarten und sanften Wesen liebten das, liebten diese Rohheit! Aber warum
Weitere Kostenlose Bücher