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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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Jüngste bist, bald wird es Zeit, Maß zu nehmen für den Sarg, manchmal krieg ich so eine Melancholerie, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie heftig mich das überfällt, und mich hielt ja nichts mehr, wo ich doch bei dem Kamel gekündigt hatte, Monsieur Adrien war wieder gesund und nach Afrika gereist, irgendeine politische Reise, ich war ja vor allem wegen ihm geblieben, und mir von früh bis spät anhören, wie das Kamel über Madame Ariane herzieht, von wegen Moral und schlechtem Lebenswandel, das muss ich mir nicht antun, es hat mir leid getan wegen Monsieur Hippolyte, der wo nie ein Wort gegen Madame Ariane gesagt hat, was wollen Sie, Liebe lässt sich halt nicht befehlen, die Liebe hat bunte Flügel, wie es im Lied heißt, aber wo Monsieur Adrien nach Afrika gereist ist, konnte ich mir mit gutem Gewissen erlauben, ein bisschen nach Paris zu fahren, um auf andere Gedanken zu kommen, wo ich doch dieses furchtbare Drama hinter mir hab, stellen Sie sich vor, wie ich ihn da mit blutigem Kopf gesehen hab, weil spät in der Nacht hatte ich plötzlich die Idee, ich muss mal hingehen und schauen, was los ist, eine Vorahnung, wie man sagt, wo er doch, wie ich morgens wie gewöhnlich gekommen bin, nichtsahnend, ohne zu wissen, was sich abgespielt hatte, nur gesagt hat, er braucht mich nicht, Madame Ariane ist für immer gegangen, und mir die Tür vor der Nase zugemacht hat, aber traurig, nicht wütend, und da hab ich mich den ganzen Tag gefragt, gehst du hin oder gehst du nicht hin, aber getraut hab ich mich nicht, wegen dem Gesicht, was er gemacht hat, und gegen elf Uhr nachts hab ich mir dann gesagt, sei’s drum, ich geh, also schnell angezogen und den Hut aufgesetzt, den schwarzen, den hübschen, ich nehm den Schlüssel, den wo sie mir gegeben hat, dass ich am Morgen nicht klingeln muss, ich geh heimlich still und leise ins Haus, niemand unten, schön, ich also hinauf, niemand in seinem Zimmer, ich geh in sein Badezimmer, und da kniet der Arme auf dem Boden, die reinste Leiche, den blutigen Kopf auf dem Schemel, das arme Lamm, o là là, ganz schwummrig ist mir geworden, und ich seh den Revolver auf dem Boden liegen und weiß nicht, was ich machen soll, ich wollte sofort die Polizei anrufen, aber der verdammte Hörer hat mir so in der Hand gezittert, also bin ich schnell zu meiner Freundin gelaufen, die wo Zimmermädchen bei den Nachbarn ist, hässlich wie die Nacht, aber sehr nett und gesprächig, und sie hat sich gleich einen Mantel über das Nachthemd geworfen und ist mit mir in das Haus des Dramas gelaufen, um die Polizei anzurufen, oh, sie ist gebildet und kann sich gut ausdrücken, und dann den Doktor, den aus Cologny, der wo ganz in der Nähe wohnt, den Doktor Saladin, ein schöner Mann, also, um die Sache kurz zu machen, der Doktor hat gleich gesehen, dass er nicht tot war, aber schnellstens behandelt werden musste, also schnell der Krankenwagen, im Grunde hat ihn gerettet, dass ich den Geistesblitz hatte nachzuschauen, Sie haben ihm das Leben gerettet, Madame, hat der Doktor Saladin wörtlich zu mir gesagt, Sie können sich vorstellen, wie mich das aufgeregt hat, dieses große Liebesdrama, aber auch meine Fähigkeit, immer gleich das Richtige zu tun, ich hab also das Zimmermädchen von nebenan gebeten, dem Kamel gleich zu telegrafieren, subito presto zu kommen, sie war in Belgien und pflegte eine reiche Alte, wahrscheinlich, um in ihrem Testament vorzukommen, sie ist ja nicht dämlich, garantiert nicht, na ja, jedenfalls ist sie gleich gekommen, wo doch, das muss man ihr lassen, ihr Didi ihre große Liebe ist, Sie hätten sie mal hören sollen, wie sie vor Monsieur Hippolyte über Madame Ariane hergezogen ist, eine Tigerin, natürlich musste ich Madame Ariane alles erzählen, wo sie doch keine Ahnung gehabt hat, weil niemand kannte ihre Adresse, und kaum war ich angekommen, hat sie mich gleich gefragt, wie es Monsieur Adrien geht, sie wusste ja nichts von dem Drama des Liebeskummers, wo sie ihn doch verlassen hatte, sie hat mich einfach nur gefragt, wie es ihm geht, ein bisschen beschämt, aber trotzdem mit Zärtlichkeit, und was soll ich Ihnen sagen, wie ich ihr nun zwangsläufig alles erzählt hab, wo sie keine Ahnung von hatte, von dem blutigen Kopf und allem Drum und Dran, die Kugel in der Schläfe, man muss sich das vorstellen, aber Gott sei Dank nicht sehr tief, wie hat sie da geweint, die Lider waren ganz geschwollen, und rote Augen, als hätte man ihr Paprika reingeschüttet, den scharfen, und

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