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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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Depressive Erschöpfung, raffiniert, hm? Zweimal vierzehn Tage Krankenurlaub, um die Sache nicht zu übertreiben. Das macht achtundzwanzig zusätzliche Ruhetage! Achtundzwanzig und zwölf macht vierzig, stimmt’s? Also vierzig! (Er notierte die Zahl und begrüßte sie mit einem freudigen Kopfnicken.) Dann haben wir die sechsunddreißig Werktage des jährlichen offiziellen Urlaubs, die normalen Ferien, die ganz ehrlichen, Artikel dreiundvierzig der Statuten. Gut. Aber Achtung, Werktage!«, rief er voller Begeisterung. »Also in Wirklichkeit macht das viel mehr als sechsunddreißig Tage! Wir haben fünfeinhalb Werktage pro Woche! Die sechsunddreißig Werktage des Jahresurlaubs sind also in Wirklichkeit fünfundvierzig Tage, an denen man nichts zu tun braucht! Wir waren bei vierzig Tagen zusätzlicher Ruhe. Plus fünfundvierzig ehrlicher Ruhe, das macht fünfundachtzig! Stimmt doch, nicht wahr? (Besorgt:) Willst du mitrechnen, Liebling? (Er reichte ihr Bleistift und Papier. Er war die Liebenswürdigkeit in Person.) Das macht fünfundachtzig Tage der Entspannung! Und dann«, flüsterte er schelmisch schuldbewusst, »sind da noch die zweiundfünfzig Samstagvormittage, die theoretisch Werktage, aber praktisch freie Tage sind, an denen sich Herr Adrien Deume ein Dolce far niente genehmigt! (Er war so hingerissen vor Vergnügen, dass er die Notwendigkeit des männlichen Ernstes vergaß und wie ein Lausbub durch den unteren Nasenkanal prustete.) Und es ist ja eigentlich nur recht und billig, das siehst du doch ein, denn in ein, zwei Stunden kann man ja doch nichts Vernünftiges zustandebringen. Es ist wirklich nicht der Mühe wert, von Cologny zum Palais zu fahren, um höchstens zwei Stunden zu arbeiten, denn die meisten, die am Samstag kommen, hören Punkt zwölf auf! Also? Und außerdem kommt Vauvau auch nie am Samstag, er nimmt schon am Freitagabend das Flugzeug, um sich bei den hohen Tieren in Den Haag und in Amsterdam Liebkind zu machen, Kriecher, der er ist. Warum sollte ich mich da genieren? Also zweiundfünfzig Samstagvormittage entsprechen tatsächlich, und ich sage tatsächlich, sechsundzwanzig Tagen kleiner Sonderferien. Fünfundachtzig plus sechsundzwanzig, das macht hundertelf, falls ich mich nicht verrechnet habe. Willst du nicht nachrechnen, um mich zu kontrollieren?«, fragte er bemüht. »Na schön, wie du willst. Wir waren also bei hundertelf. (Er streckte die Zunge heraus und schrieb die Zahl auf.) Das macht einhundertundelf!«, sang er vor sich hin. »Aber aufgepasst, es gibt ja noch die zweiundfünfzig Samstagnachmittage und die zweiundfünfzig Sonntage. Aber seien wir genau: Ich habe ja bereits sechs in meinen normalen Ferien und vier in meinen Krankenurlauben mitgezählt. Folgst du mir?«
    »Ja.«
    »Also, sagen wir zweiundfünfzig Sonntage minus zehn, gleich zweiundvierzig. Wir waren bei hundertelf. Hundertelf plus zweiundvierzig bringt uns auf hundertdreiundfünfzig Ruhetage, plus zweiundfünfzig Samstagnachmittage minus zehn, gleich zweiundvierzig, was immerhin wieder einundzwanzig Ruhetage ausmacht. Hundertdreiundfünfzig plus einundzwanzig gleich hundertvierundsiebzig Tage, an denen meine Wenigkeit Däumchen dreht! Das diplomatische Leben, begreifst du es jetzt?«
    »Ja.«
    »Aber jetzt haben wir auch noch die offiziellen Feiertage! Weihnachten, Karfreitag und so weiter, insgesamt zwölf Feiertage nach Artikel neunundvierzig! Hundertvierundsiebzig plus zwölf, das macht hundertsechsundachtzig Ruhetage. Ist das alles?«
    »Ja.«
    »Nein, mein Liebling«, rief er erleuchtet und schlug auf den Tisch. »Und die Gratifikationstage, die man uns nach der Generalversammlung gibt, was ist mit denen? Im allgemeinen zwei, und wenn es sehr hart war, drei. Hundertsechsundachtzig plus zwei, du siehst, ich bin bescheiden, das bringt uns auf hundertachtundachtzig. Na, was sagst du dazu?«
    »Das macht«, sagte sie.
    »Wie bitte?«, fragte er verblüfft.
    »Das macht …«
    »Das macht was?«
    »Dein ›das macht‹. Du sagst es doch immer, ich habe es nur vorweggenommen.«
    »Ach so. (Sie hatte ihn durcheinandergebracht. Er begann seine Rechnung noch einmal.) Es stimmte doch. Das macht einhundertachtundachtzig Tage erholsamer Ruhe! (Er ummalte die geliebte Zahl einhundertachtundachzig mit Sonnenstrahlen. Und plötzlich stieß er ein kleines satanisches Gelächter aus.) Liebling, das ist noch nicht alles! (Faustschlag auf den Tisch.) Da sind ja noch die Dienstreisen! Die Dienstreisen, zum Donnerwetter!

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