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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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Eifersucht, ich hatte es dir ja gesagt. Er hat nicht lange gewartet. (Er blickte sie an, auf Tröstung hoffend.) Eine solche Bemerkung in meinem Jahresbericht, das ist das Todesurteil, ohne Wenn und Aber, B bis in alle Ewigkeit. Ich bin verloren, das ist das Ende meiner Karriere«, schloss er mit mutigem Lächeln.
    »Das bildest du dir nur ein, so schlimm ist es gar nicht«, sagte sie, denn sie hatte das Gefühl, dass er absichtlich übertrieb, damit sie tröstende Worte für ihn fand.
    »Warum?«, fragte er begierig. »Wie meinst du das?«
    »Wenn du die Arbeit morgen ablieferst, wird er nicht mehr verärgert sein.«
    »Meinst du? Glaubst du das wirklich?«
    »Aber klar. Du wirst die Arbeit heute Abend zu Hause machen.«
    »Zweihundert Seiten«, stöhnte er und schüttelte den Kopf wie ein überforderter Schüler. »Das wird mich die ganze Nacht kosten, ist dir das klar?«
    »Ich mache dir starken Kaffee. Wenn du willst, leiste ich dir Gesellschaft.«
    »Du glaubst also wirklich, dass es sich einrenken lässt?«
    »Aber natürlich. Außerdem hast du ja jetzt einen Beschützer.«
    »Du meinst den Untergeneralsekretär? (Er wusste sehr gut, dass sie ihn meinte, aber er wollte es sich bestätigen lassen. Außerdem tat es ihm wohl, den glanzvollen Titel ganz auszusprechen und mit den machtvollen Silben seinen Schutzgeist heraufzubeschwören. Magie sozusagen.) Den Untergeneralsekretär?«, wiederholte er schwach lächelnd, rückte mit seinem Sessel vor und krallte die Hand in den Rock seiner Frau.
    »Aber ja, nach dem, was du mir erzählt hast, war er doch eben sehr nett zu dir.«
    »Ja, der Untergeneralsekretär.« Er lächelte nun wieder, nahm gedankenverloren seine Pfeife, roch daran und legte sie zurück. »Du hast recht, sehr nett sogar.«
    »Er hat dich doch gefragt, in welcher Abteilung du arbeitest.«
    »Überaus freundlich, weißt du, er wollte wissen, womit ich mich im besonderen beschäftige, ob meine Arbeit mir gefalle, er war wirklich interessiert, und dann hat er Deume zu mir gesagt.«
    »Und dann hat er dich gebeten, Platz zu nehmen, und ihr habt euch unterhalten.«
    »Ganz kollegial, weißt du, und ohne mich den Rangunterschied spüren zu lassen.«
    »Und dann hat er dir auf die Schulter geklopft.«
    »Ja, auf die Schulter geklopft«, sagte er, glücklich lächelnd, leerte seine Pfeife und stopfte sie.
    »Und der Schlag war sehr kräftig, glaube ich, nicht wahr?«
    »Sehr kräftig, hier, weißt du. Ich bin sicher, meine Schulter ist noch ganz rot. Willst du mal sehen?«
    »Nein, lass nur, ich glaube dir.«
    »Und das von jemandem, der wichtiger ist als der stellvertretende Generalsekretär!«
    »Und sogar wichtiger als der Generalsekretär«, übertrumpfte sie ihn.
    »Absolut! Denn weißt du, für Sir John gibt es nur das Golfspiel, Golf und wieder Golf, und die Kamingarnitur, und er sagt ja und amen zu allem, was der U.G.S. beschließt! Du siehst also die Bedeutung des Schulterklopfens!«
    »Ja, gewiss«, sagte sie und biss sich auf die Lippe.
    Er zündete sich die Pfeife an, nahm einen langsamen und köstlichen Zug, stand auf und ging in seinem Büro auf und ab, von Tabakwolken umgeben, eine Hand in der Tasche und mit der anderen den Pfeifenkopf haltend.
    »Weischt du, Rianounette«, sagte er mit der Pfeife zwischen den Zähnen, was ihm die Aussprache der dicken van Geelkerken verlieh, »ich bin schicher, dasch mein guter Vauvau nischt mukschen wird, er hat gebellt, aber beischen wird er nicht, mach dir keine Schorgen, und schelbscht wenn er einen schaumäschigen Bericht über mich schreibt, ischt esch mir egal, er macht mir keine Angscht, diescher Kerl, die Hunde bellen, und die Karawane tschieht weiter! (Er setzte sich, stützte die Füße gegen den Tisch, wiegte sich genüsslich mit der Pfeife im Mund und ließ von Zeit zu Zeit ein feuchtes Saugen vernehmen.) Und diescher Scharm, den er hat, nicht wahr? Du hascht ihn beschtimmt auf dem braschilianischen Empfang bemerkt. Eine unbeschreibliche Mischung, findescht du nischt? Diesche tscherschtreute Miene, wenn man mit ihm schpricht, diesche abschätschende Art, und dann wieder diesches scho liebenschwürdige und verführerische Lächeln, hm? Ein rischtiger Scharmör. Jedenfallsch ischt die Gräfin Kanyo da gantsch meiner Anschicht, dasch kannscht du mir glauben. Habe isch dir schon von Petreschcos Dienschtmädchen ertschält?«
    »Nein«, sagte sie. (Er legte die erloschene Pfeife in den Aschenbecher.)
    »Höchst interessant, ich hatte vergessen, es dir

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