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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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und die verschiedenen Teile ihres Körpers zu preisen, täglich neue, denn sie war unersättlich, und er liebte sie zärtlich und mochte es, wenn sie glücklich und zufrieden tief durch die Nase einatmete. Und erneut die fürchterlichen Mozart- und Bachplatten, erneut die Sonnenuntergänge und die so unnötige Bettgymnastik, der die unvermeidlichen Exegesen und der ganze Seelenschmalz folgten. Und danach? Danach die Reisen. Von Zeit zu Zeit spielte er ihr kleine Eifersuchtsszenen wegen Dietsch vor, aus reiner Gutmütigkeit, um ihr eine Freude zu machen, und schließlich wurde er es müde und von Dietsch war keine Rede mehr, und Friede seinen Geschlechtsteilen. Nach der Rückkehr aus Ägypten der Entschluss, sich in Genf niederzulassen, in der Villa in Bellevue. Die Begeisterung der Phantastin, die durch die Schaffung einer harmonischen Umgebung wieder aufblühte. »Nein, Liebster, dieses Zimmer ist für Sie, es ist größer und besser geschnitten, und sie haben einen herrlich weiten Ausblick.« Der Kauf persischer Teppiche und spanischer Stilmöbel. Zwanzig Tage voller Leben. Doch dann war die edle Einrichtung beendet, die uneingestandene lähmende Langeweile kehrte zurück, das Bedürfnis nach anderen Menschen, anderen Menschen um jeden Preis, nach der Gesellschaft anderer Menschen, selbst wenn man sie nicht kannte, selbst wenn man nicht mit ihnen verkehrte. In Belle de Mai war ihre Liebe jünger gewesen, und sie hatten es länger in dieser Leuchtturmwärterexistenz ausgehalten. Aber in Bellevue wurde das Asthma der Einsamkeit schon in der dritten Woche unerträglich. Beschämt, ohne es zuzugeben, waren sie ins Ritz zurückgekehrt. O ihre traurigen Vereinigungen, sie Lust vortäuschend, ja, ganz sicher, aus Güte, die Arme. O die erbärmlichen Hilfsmittel, in denen die beiden Unglücklichen ihr Heil suchten, ihre stillschweigenden Abkommen. Wenn sie es vor dem Spiegel trieben. Wenn sie sich in manchen Augenblicken schmutziger, aufpeitschender Worte bedienten. Wenn sie es mit Büchern versuchten. »Liebster, ich habe da ein etwas gewagtes Buch gekauft, aber es ist sehr gut geschrieben, es ist doch nichts Schlimmes dabei, wenn wir es gemeinsam lesen, nicht wahr?« Und sie hatte weitere Bücher angebracht, noch gewagtere, wie sie sagte, sie, das arme Kind einer strenggläubigen Familie. Und dann, nach und nach, die Praktiken, an denen sie Geschmack zu finden begann oder Geschmack zu finden vorgab. Manchmal sprach sie leise zu ihm im Halbdunkel der Nacht, um sich Mut zu machen. »Sag, es ist doch nicht schlimm, nicht wahr, dass ich ein bisschen verrucht bin, dass ich das tue, sag, wenn man liebt, ist doch alles schön, nicht wahr?« Sie liebte es, »verrucht« zu sagen, ein Adjektiv, das dem schüchternen »gewagt« gefolgt war und das ihren armseligen Einfällen mehr Pfeffer gab. Und danach? Danach ihre Träume, erfundene Träume vermutlich, die sie ihm nachts im Bett, an ihn geschmiegt, leise erzählte. »Liebster, ich habe gestern einen so seltsamen Traum gehabt, ich gehörte Ihnen, und eine schöne junge Frau stand am Bett und schaute uns zu.« Ein paar Tage später ein weiterer, kühnerer Traum. Und dann immer schlimmere, immer nachts erzählt, im Dunkeln. Beschämt und verzweifelt hörte er sich die armseligen Phantasien an. »Liebster, ich habe geträumt, ich wurde von zwei Männern geliebt, aber jeder von den beiden war Sie.« Diese Präzisierung war dazu bestimmt, den Schein zu wahren und treu zu bleiben, während man zugleich verrucht war. Dann die Rückkehr von Ingrid Groning ins Ritz. Die plötzliche Freundschaft der beiden Frauen. Sie sprach ihm gegenüber ein bisschen zu viel von Ingrids Schönheit, von Ingrids schönen Brüsten. Gestern Abend dann die Verkleidung als kleines Mädchen. Und um Mitternacht ihr Vorschlag, Ingrid zu rufen. Das Entsetzen. »Sei rein, denn unser Gott ist rein«, hatte ihm der Großrabbiner nach dem Sabbatsegen gesagt, und er spürte noch die schwere Hand auf seinem Kopf. Vergebung, Herr und Vater. O die Synagoge seiner Kindheit, die Stufen, die in den von einer Marmorbrüstung umgebenen Innenraum führten, in dessen Mitte das Pult des Kantors stand. Oben die vergitterte Galerie der Frauen, hinter der sich Gestalten bewegten. Unten auf einer Art von Thron sein Vater, und er stand ganz in der Nähe des verehrten Großrabbiners, stolz, sein Sohn zu sein. O süße Freude, den Zelebranten in der Sprache der Ahnen singen zu hören. Im Hintergrund, dem Saal gegenüber, die in Samt und

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