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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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zweiten Stock und ließ die ganze Villa erzittern. Darauf folgte eine widerlich zuckrige Melodie aus dem Ballett
Coppelia
. »Eine merkwürdige Art, müde zu sein«, bemerkte Frau Deume.
    Um zehn Uhr fünfunddreißig entwendete der kleine Alte ein fünftes Petit Four und ließ es heimlich in seinem geschlossenen Mund schmelzen. Mehr schlecht als recht gelang es ihm, es unbemerkt hinunterzuschlucken. Um zehn Uhr vierzig aß er ein neuntes bereits mit größerer Kühnheit, da Frau Deume in ihrem Schmerz die Augen geschlossen hielt. Aus dem zweiten Stock erklang schwer und düster der Trauermarsch von Chopin, während das Schweigen im Salon immer dichter wurde, der Wind draußen heulte, Väterchen Deume mit trauriger Wollust ihm immer weniger schmeckende Petit Fours verzehrte und die als Kammerzofe verkleidete Martha zitternd vor Kälte Wache stand. Der Wind blies immer heftiger, und jetzt sagte Adrien, ein Gewitter sei im Anzug. Dann erneut Schweigen, und Herr Deume fröstelte. Sollte er sich einen Mantel holen? Nein, das würde sie nur verärgern.
    »Übrigens, Antoinette«, fragte er kurz darauf, »die Ausgaben für diesen Empfang, in welchem Posten des Budgets bringen wir sie unter?«
    »Unter Adriens persönlichen Ausgaben«, sagte sie und erhob sich. »Gute Nacht, ich gehe jetzt zu Bett.«
    Um zehn Uhr fünfundvierzig befanden sich nur noch zwei Männer und sechs Petit Fours im Salon. Herr Deume, jetzt in seinen dicken Wollmantel gemummelt, meinte, es sei Zeit, schlafen zu gehen, und fügte hinzu, er habe Schmerzen in den Beinen und sich den Magen verdorben. Adrien sagte, er würde noch ein paar Minuten bleiben, für alle Fälle. Herr Deume wünschte ihm eine gute Nacht und ging zur Tür, wobei er leichte Ischiasschmerzen zu verspüren meinte. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um:
    »Wenn du mich fragst, irgendetwas ist ihm dazwischengekommen.«
    Nachdem er Martha ins Bett geschickt hatte, bereitete er sich zum Trost eine schöne warme Bettflasche, prüfte noch einmal die Schlösser der Eingangstür, stellte den Gashahn ab und beschloss, im Gästezimmer zu schlafen, um Antoinette nicht zu stören. In Wirklichkeit hatte er ein wenig Angst vor ihr an diesem Abend und zog es vor, ihr aus dem Weg zu gehen.
    Das Vergnügen Herrn Deumes, als er zwischen die kühlen Laken schlüpfte. Kleine Freuden und schon deshalb vollkommene Freuden, die nicht enttäuschen, wenn man die Zehen in einem kleinen Tanz entspannt, dann die Wärmflasche mit den Füßen sucht, ein bisschen mit ihr spielt, dann die Füße zurückzieht, um für einen kurzen Augenblick die Kälte zu spüren, und sie dann unter die Wärmflasche schiebt und sie ein bisschen anhebt, was eine kleine Abwechslung bietet. Im Grunde, was machte es schon aus, dass dieser Herr nicht gekommen war. Er fühlte sich wohl in seinem Bett.
    Draußen zuckten plötzlich Blitze auf, Donner grollte, und dann prasselte dichter Regen nieder. »Ein richtiges Gewitter«, murmelte der kleine Alte und lächelte behaglich. Wie schön war es doch zu Hause im Trockenen, im Schutz der geliebten Villa. Die armen obdachlosen Landstreicher, dachte er, während er sich die Füße an der Flasche wärmte, die genau richtig war, heiß, aber nicht zu heiß. Ja, die armen Landstreicher, die jetzt durch die Straßen irrten und unter den Bäumen Schutz suchen mussten. Die Armen. Er seufzte mit ehrlichem Mitgefühl, während seine Gemahlin im Nebenzimmer auf der Steppdecke die Nestlé-Inhaberaktien betrachtete, die sie heimlich gekauft hatte.
    Er verstopfte sich die Ohren mit den Wachskugeln Frau van Offels, knipste die Nachttischlampe aus und drehte sich lächelnd zur Wand. O ja, er war noch bei guter Gesundheit. Mindestens noch zwanzig Jahre. Morgen müsste er Martha sagen, dass er große Sympathie für die Sozialisten habe. Dann könnte sie, im Falle einer Revolution, für ihn aussagen. Erneut lächelte er. Ja, er war ihm gut gelungen, dieser weiße Farbanstrich auf den Rohren in der Küche. Er hatte ja auch die beste Qualität verwendet und gleich drei Schichten aufgetragen. Morgen früh würde er schauen, ob die dritte Schicht schon trocken war. Vielleicht war sie ja jetzt schon trocken. Wie wäre es, wenn er rasch mal, nur eine Minute, nachschauen würde?
    In der Küche beugte er sich, in Nachthemd und Socken, über eines der Rohre und berührte es leicht mit dem Zeigefinger. Ja, es war vollkommen trocken! Er lächelte den in weißem Glanz erstrahlenden Rohren zu und liebte sie von ganzem

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