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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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durch seine Brille anschaute und Tröstung von ihr erwartete. Da die erhofften Worte nicht kamen, wollte er sie aus ihr herauslocken.
    »Verstehst du, das war ein herber Schlag für mich.«
    »Ja, ich verstehe«, antwortete sie. Und erneut dieses starre Lächeln.
    »Was rätst du mir?«
    »Ich weiß nicht. Warte seine Entschuldigung ab.«
    »Und wenn er sich nicht entschuldigt?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie und warf einen Blick auf die Kaminuhr.
    Er schwieg, sah sie an und wartete. Sie dachte nur an die Minuten, die eine nach der anderen in der Stille verstrichen. Wenn er noch länger bliebe, würde sie den Schlaf verlieren und die ganze Nacht kein Auge zutun. Er hatte versprochen, nicht länger als zwei Minuten zu bleiben, und jetzt saß er da und starrte sie seit mehr als zwei Minuten an. Warum hielt er sein Versprechen nicht? Sie wusste sehr gut, was er wollte. Er wollte getröstet werden. Aber wenn sie erst mal damit anfing, würde es kein Ende nehmen. Er würde Einwände gegen ihre Tröstungen machen, um sich noch mehr trösten zu lassen, und diese Komödie konnte bis zwei Uhr morgens dauern. Und diese schwitzende Hand auf der ihren war unangenehm. Ihre zarten Versuche, sie ihm zu entziehen, hatten keine Wirkung, und schließlich sagte sie, ihre Hand sei eingeschlafen, zog sie zurück und sah auf die Uhr.
    »Noch eine Minute, dann gehe ich.«
    »Ja«, sagte sie lächelnd.
    Plötzlich stand er auf.
    »Du bist nicht sehr nett zu mir.«
    Sie richtete sich in ihrem Bett auf. Das war wirklich ungerecht! Sie hatte ihm nett geantwortet, ständig gelächelt, und jetzt machte er ihr Vorwürfe!
    »Wieso?«, fragte sie mit festem Blick. »Wieso bin ich nicht nett?«
    »Du willst nur eins, dass ich endlich gehe, und du weißt doch, dass ich dich brauche.«
    Sie war außer sich. Dieser Mann, der sie ständig brauchte!
    »Es ist zehn vor zwölf«, sagte sie nachdrücklich.
    »Und wenn ich einmal krank sein sollte und du die ganze Nacht bei mir wachen müsstest, was würdest du dann tun?«
    Diesmal machte die Vorstellung, eine ganze Nacht an seinem Krankenbett zu wachen, sie wütend auf diesen Mann, der nur an sich selbst dachte. Sie setzte ihr hartes und verschlossenes Marmorgesicht auf. Jetzt war sie kalt und unempfindlich allem gegenüber, was ihren Schlaf bedrohte, besessen von der Angst vor einer schlaflosen Nacht. Er wiederholte seine Frage.
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht!«, schrie sie. »Ich weiß nicht, was ich dann tun würde! Es ist acht Minuten vor Mitternacht, das weiß ich! Wozu dieses Verhör mitten in der Nacht? Wozu diese Haarspaltereien wegen einer zukünftigen Krankheit? (Am liebsten hätte sie hinzugefügt, dass es dafür schließlich Nachtschwestern gäbe, ließ es dann aber.) Und jetzt werde ich nicht mehr schlafen können, nur wegen deines Egoismus!«
    Hasserfüllt blickte sie diesen Mann an, der sie ausgerechnet um Mitternacht brauchte. O diese entsetzliche Manie, sich in allem von ihr abhängig zu machen!
    »Liebling, sei doch lieb zu mir, ich bin so unglücklich.«
    Sie setzte ihre unerbittliche Miene auf, die er so gut kannte, und er war entsetzt. Dieses herzlose Gesicht war das seiner Frau, der Frau, die er sich zur Lebensgefährtin erwählt hatte. Er setzte sich auf einen Stuhl am Bett, konzentrierte sich und bemühte sich, an sein Unglück zu denken, um weinen zu können. Schließlich kamen die Tränen, und er wandte das Gesicht seiner Frau zu, um sie ihr zu zeigen und sich den Lohn nicht entgehen zu lassen. Sie senkte den Kopf, denn Frauen mögen den Anblick weinender Männer nicht, besonders wenn sie ihretwegen weinen.
    »Liebling, sei doch lieb zu mir«, wiederholte er, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, denn jetzt ging es darum, sich die Tränen zunutze zu machen, solange sie noch da waren, solange sie sich nicht verflüchtigt hatten.
    »Soll das heißen, dass ich böse bin?«
    »Im Augenblick bist du nicht sehr lieb zu mir.«
    »Das ist nicht wahr, ich bin lieb!«, schrie sie. »Ich bin sogar sehr lieb! Der Böse bist du! Es ist Mitternacht!«
    Wahnsinnig bei dem Gedanken, dass jetzt alles verloren war, dass ihr eine schlaflose Nacht bevorstand und sie morgen ein Wrack sein und eine entsetzliche Migräne haben würde, sprang sie aus dem Bett, nur mit ihrer Pyjamajacke bekleidet, und ging wütend im Zimmer auf und ab, eine schlanke Gestalt auf langen nackten Beinen. Niedergeschlagen, ihre Vorwürfe voraussehend, ließ er sich auf den Bettrand fallen, was sie noch mehr erzürnte.

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