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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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nicht am Gespräch. Marc dachte, daß er diesen Menschen ganz entschieden nie verstehen würde. Sie waren alle sehr beunruhigt, der Mörder befand sich nur ein paar Schritte von ihnen entfernt, und Lucien dachte an nichts anderes als daran, seinen Holztisch zu wienern. Wo ohne ihn doch ihre ganzen Nachforschungen ins Stocken gekommen wären. Es war fast sein Verdienst, und ihm war das schnurz.
    »Jetzt verstehe ich das«, sagte Mathias.
    »Was?« fragte Marc.
    »Nichts. Die Wärme. Jetzt verstehe ich das.«
    »Was sollen wir tun?« fragte Marc den Paten. »Leguennec informieren? Wenn’s da wieder Probleme gibt und wir ihm nichts gesagt haben, dann sind wir diesmal dran wegen Mittäterschaft.«
    »Und Behinderung der polizeilichen Ermittlungen«, fügte Vandoosler seufzend hinzu. »Wir werden Leguennec in Kenntnis setzen, aber nicht sofort. Bei der Sache irritiert mich noch eins. Mir fehlt noch ein Detail. Heiliger Matthäus, bist du so gut und holst mir Juliette? Auch wenn sie schon für heute abend in der Küche steht, sag ihr, sie soll hier aufkreuzen. Es ist dringend! Und was euch angeht«, sagte er und wurde lauter, »kein Wort davon zu irgend jemandem, verstanden? Nicht einmal zu Alexandra. Wenn auch nur ein Fetzen von all dem bis zu Gosselin dringt, dann geb ich nicht mehr viel auf euch. Also Maul halten bis auf Widerruf.«
    Vandoosler brach ab und packte Lucien am Arm, der von der Bürste zum weichen Lappen übergegangen war und das Holz in weiten Bewegungen polierte, mit den Augen dicht über der Oberfläche, um zu sehen, ob es auch richtig glänzte.
    »Hörst du, heiliger Lukas?« fragte Vandoosler. »Das gilt für dich genauso. Kein Wort! Du hast deinem Fotografen doch hoffentlich nichts gesagt?«
    »Aber nein«, antwortete Lucien. »Ich bin doch nicht bescheuert. Ich kümmere mich um meinen Tisch, aber ich höre trotzdem, was gesagt wird.«
    »Wie gut für dich«, sagte Vandoosler. »Manchmal könnte man wirklich denken, du seist zur Hälfte ein Genie, zur anderen Hälfte ein kompletter Idiot. Das ist anstrengend, glaub mir.«
    Mathias zog sich um, bevor er Juliette holte. Marc musterte schweigend den Tisch. Es stimmte, daß er jetzt wirklich schön glänzte. Er fuhr mit dem Finger darüber.
    »Schön glatt, nicht?« sagte Lucien.
    Marc schüttelte den Kopf. Er hatte jetzt wirklich keine Lust, darüber zu reden. Er fragte sich, was Vandoosler mit Juliette vorhatte und wie sie reagieren würde. Der Pate konnte mit Leichtigkeit Schaden anrichten, das wußte er gut genug. Nußschalen zerquetschte er immer mit den bloßen Händen und weigerte sich, den Nußknacker zu benutzen. Selbst wenn die Nüsse frisch waren, was wesentlich schwieriger war. Aber das hatte hiermit nichts zu tun.
    Mathias kam mit Juliette zurück und schien sie auf der Bank abzusetzen. Juliette wirkte nervös. Zum erstenmal ließ der alte Kommissar sie auf so förmliche Weise herbestellen. Sie sah die drei Evangelisten um den Tisch versammelt, die Augen auf sie gerichtet, und dadurch fühlte sie sich nicht gerade wohler. Nur der Anblick von Lucien, der sorgfältig einen Wachslappen zusammenlegte, entspannte sie ein wenig.
    Vandoosler zündete sich eine der unförmigen Zigaretten an, die immer einzeln irgendwo in seinen Taschen herumlagen, ohne Schachtel, warum auch immer.
    »Hat Marc dir von Dourdan erzählt?« fragte Vandoosler und fixierte Juliette. »Von der Elektra- Inszenierung 1978 in Toulouse, dem Überfall auf Sophia?«
    »Ja«, antwortete Juliette. »Er hat gesagt, das hätte die Sache komplizierter gemacht, ohne daß sich irgendeine Frage geklärt hätte.«
    »Nun, es klärt sich gerade. Heiliger Lukas, gib mir das Foto.«
    Lucien brummelte vor sich hin, kramte in seiner Tasche und streckte dem Kommissar das Foto hin. Vandoosler legte es Juliette direkt vor die Augen.
    »Der vierte von links in der fünften Reihe – sagt dir der was?«
    Marc verkrampfte sich. Nie hätte er sich so verhalten.
    Juliette sah sich mit ausweichendem Blick das Foto an.
    »Nein«, sagte sie. »Warum sollte der mir etwas sagen? Es ist eine Oper mit Sophia, oder? Ich habe in meinem Leben keine einzige ihrer Opern gesehen.«
    »Das ist dein kleiner Bruder«, sagte Vandoosler. »Das weißt du genausogut wie wir.«
    Das Ding mit der Nuß, dachte Marc. Mit einer Hand. Er sah, wie Juliette die Tränen in die Augen stiegen.
    »Gut«, sagte sie, und ihre Stimme und ihre Hände zitterten. »Das ist Georges. Und weiter? Was ist daran verwerflich?«
    »Es ist

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