Die schoene Helena
aussah ... Als sie am Morgen in ihr minzgrünes seidenes Brautkleid geschlüpft war, hatte sie sich wie eine Prinzessin gefühlt. Mrs Stiles hatte erstklassige Arbeit geleistet. Also lag das Problem einzig und allen bei ihrer dünner Gestalt.
Erbost über Adams Missfallen, fauchte Helena ihn im Lauf des Nachmittags immer wieder bissig an und entnahm den Mienen der wenigen Gäste, wie abscheulich sie sich benahm.
Auf der Stirn des hochgewachsenen, eleganten Duke of Strathmere zeigten sich die tiefsten Falten. Während sie am Buffet stand, gesellte er sich zu ihr, manövrierte sie geschickt in eine ruhige Ecke des Salons und betrachtete forschend ihr Gesicht.
„So habe ich dich noch nie gesehen, Helena. Eigentlich sollte das ein Freudentag sein.“
Da erkannte sie, dass es besser gewesen wäre, ihr Temperament zu zügeln. Diese Art von Aufmerksamkeit wollte sie nun wirklich nicht erregen. „Natürlich ist es ein Freudentag“, antwortete sie leichthin, brachte aber kein Lächeln zustande. „Hast du mit Mannion gestritten?“
„Nun ja ... es gab eine kleine Meinungsverschiedenheit.“ Nervös schaute sie sich um.
„Solche Differenzen müsstet ihr gerade heute beilegen.“ Helena seufze. Diesem Mann durfte sie rückhaltlos trauen -nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten.-„Besten Dank für deine Anteilnahme, Jareth. Aber ich fürchte, Adam und ich werden unsere Differenzen niemals überwinden.“
An weiteren Geständnissen würde sie von Adam gehindert, der sich vor dem Duke verneigte. Dabei schob er sich geschickt zwischen Helena und Jareth. „Euer Gnaden, Sie nehmen die Braut in Beschlag.“ Besitzergreifend legte er Helena einen Arm um die Taille. Durch die dünne Seide ihres Kleids spürte sie die Wärme seiner Hand viel zu deutlich.
In Jareths Blick erschien jene aristokratische Arroganz, die er normalerweise vermied. Um den Traditionen und Sitten seines Standes zu trotzen, hatte er eine eigenwillige Gouvernante geheiratet. Im Grunde seines Herzens war er ein Verfechter des Gleichheitsprinzips. Aber wenn man jetzt beobachtete, wie er Adam von oben herab anschaute, konnte man ihn für einen eingefleischten Snob halten.
„Offenbar sind Sie unfähig, Helena zufriedenzustellen, Mannion. Sie erweckte soeben den Eindruck, sie würde eine Aufheiterung brauchen. Schon den ganzen Tag wirkt sie bekümmert. So dürfte sich eine Braut an ihrem Hochzeitstag nicht fühlen.“ Weder empört noch eingeschüchtert, zuckte Adam mit keiner Wimper. Nicht einmal sein Lächeln erlosch. „Falls die Braut aufgeheitert werden muss, sollte ich dafür sorgen. Bei allem gebührenden Respekt, Euer Gnaden.“ Obwohl die Worte nicht sarkastisch klangen, war die Herausforderung unmissverständlich.
„Wohl kaum ... falls Sie Helenas trübe Stimmung heraufbeschworen haben“, konterte Jareth.
„Selbst wenn so wäre, würde es Sie nichts angehen.“ Verzweifelt wandte sich Helena zu Chloe, die gerade zur rechten Zeit herankam. „Oh, da ist deine Frau, Jareth!“, verkündete sie und hoffte, die Ablenkung würde eine unangenehme Szene verhindern. Die beiden Männer starrten sich an wie Hunde, denen es nach demselben Knochen gelüstete.
„Mon ami, wie hinreißend du aussiehst!“ Die brünette Duchess hängte sich bei ihrem Ehemann ein, und ihr ansteckendes Lächeln lockerte die angespannte Atmosphäre. „Ist sie nicht bildhübsch, Jareth?“
„Natürlich, Liebling.“ Jareths kühler Blick blieb an Adam hängen. Aber aus seiner sanften Stimme sprach die ganze Liebe, die er seiner Frau schenkte. Vor lauter Neid wäre Helena beinahe in Tränen ausgebrochen. „Unsere Freundin sieht fabelhaft aus. Wie immer.“
Chloe sah dankbar zu ihm auf. Da erkannte Helena, dass die Duchess bemerkt hatte, was zwischen ihrem Gemahl und dem Bräutigam vorging. Zum ersten Mal flog Helenas Herz der Französin entgegen - obwohl gleichzeitig eine traumatische Erinnerung zurückkehrte. Wissend nickten sich die beiden jungen Frauen zu, und Chloe führte ihren Mann unter irgendeinem Vorwand davon.
Während Helena den beiden nachschaute, verhehlte Adam seinen Ärger nicht länger. Die düstere Miene beeinträchtigte seine attraktive Erscheinung kein bisschen. Mein Hochzeitstag, dachte sie bitter. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Um Himmels willen, sie dürfte nicht wie ein ungezogenes Kind zu schluchzen anfangen ...
„Ich bin müde“, erklärte er. „Nun sollten wir uns zurückziehen.“
„Ich gehe voraus“, schlug sie vor und
Weitere Kostenlose Bücher