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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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Mühsam riss er sich zusammen. „Nun werde ich Jack rufen und ihn beauftragen, dich hinauszubegleiten“, verkündete er und ging zu der Tür in der Wandtäfelung. „Vielen Dank für deinen Besuch.“
    „Untersteh dich!“, kreischte sie und stampfte mit dem Fuß auf.
    Gelangweilt wandte er sich zu ihr. Wie leicht es war, Tina aus der Fassung zu bringen ...
    „Du hast dich abscheulich benommen, Adam! Wie konntest du es wagen, mir brieflich den Laufpass zu geben? Als wäre ich deine Straßendirne, die du im Hafenviertel aufgelesen hast! Ich bin verdammt wütend auf dich, Adam Mannion. Und ich finde, du schuldest mir eine Erklärung.“
    „Die gab ich dir bereits in meinem höflichen Brief. Um zu verhindern, dass du in London auf mich wartest und deine Zeit verschwendest, habe ich dich unverzüglich über meine Heiratspläne informiert.“
    „Wie dumm du bist...“, flötete sie, klimperte mit ihren langen Wimpern und zog einen Schmollmund. „Ich weiß, du möchtest meine Gefühle schonen. Aber deine Ehe ist mir egal. Kam ich denn jemals auf den Gedanken, du würdest mich heiraten? Wir hatten einfach nur unseren Spaß miteinander, und ich sehe keinen Grund, warum wir die Liaison beenden sollten.“
    Als sie ihn wieder berühren wollte, packte er ihr Handgelenk. Wenn es ihm auch widerstrebte, Tina grausam zu behandeln -er musste bedenken, wo sie sich befanden. In Rathford Manor, wo sich Helenas Vater und Helenas Dienstboten aufhielten. Und Helena. Wenn er sich zehn Tage vor der Hochzeit zusammen mit seiner einstigen Geliebten in diesem Salon ertappen ließe, wäre er ein gottverdammter Narr. „Versuch mich zu verstehen, Tina“, bat er in sanftem Ton.
    „Oh Adam, wir passen doch zu gut zueinander ...“
    „Da irrst du dich.“
    „Niemals habe ich mich geweigert, deine Bedürfnisse zu befriedigen, wenn du ... wenn du ...“
    „Wenn ich mit dir schlafen wollte? Fällt’s dir so schwer, das auszusprechen? Oh ja, du warst stets gefügig und willig. Aber ich hatte nie das Gefühl, es würde dir Freude bereiten.“
    „Wie kannst du so etwas sagen? Deine ... Manneskraft ist bewundernswert. “
    Das war es nicht, woran er gezweifelt hatte. „Und du bist eine reizvolle Frau, die einem Mann viel zu bieten hat. Ich wünsche dir alles Gute.“
    „Wie gemein du bist! An jedem Finger hätte ich zehn Männer haben können, die viel reicher sind als du. Trotzdem blieb ich bei dir ... sogar in den schlechten Zeiten, wo du völlig mittellos warst.“
    „Darüber hast du dich nie beklagt“, entgegnete er betroffen. „Weil ich dich liebe!“ Das glaubte er nicht. Aber er wollte einen sinnlosen Streit vermeiden. Die Hände in die Hüften gestemmt, fügte sie hinzu: „Und ich verstehe noch immer nicht, warum unser Arrangement ein Ende finden muss, wenn du verheiratet bist. Du hast eine reiche Frau und eine Menge Geld. Stell dir doch vor, wie wundervoll wir uns amüsieren und wie grandios wir in der nächsten Saison auftreten könnten, wie uns die Leute beneiden würden!“
    Jetzt erkannte er, was sie in Wirklichkeit interessierte - ihr Anteil am Rathford-Vermögen. Allein schon bei dem ungeheuerlichen Gedanken, Helenas Geld mit einer anderen Frau auszugeben, wurde ihm fast übel. Warum? In der Londoner Gesellschaft war so etwas keineswegs ungewöhnlich.
    Es war dieser Gedanke, und nur dieser Gedanke, der ihn davon abhielt, Tina ohne ein weiteres Wort hinauszuwerfen. Immerhin fühlte sie sich im Recht. „Tut mir leid, dass du umsonst hierhergekommen bist“, beteuerte er und zügelte seinen Zorn. Unsere Affäre ist vorbei. Such dir einen neuen Beschützer.“ Entschlossen griff er nach der Klinke. Als sich Tinas Finger in seine Schulter krallten, seufzte er und drehte sich widerwillig um. Da sah er eine reglose Gestalt im Salon stehen, nur ein paar Schritte von der Tür entfernt, die zur Halle führte. Helena, mit unergründlicher Miene.
    „Geh jetzt, Tina“, verlangte er und gönnte seiner ehemaligen
    Gespielin nicht einmal einen kurzen Blick. „Sicher wirst du’s verstehen, dass ich dich nicht mit meiner Verlobten bekannt mache.“
    Auch Tina entdeckte die junge Dame. Was immer sie hatte sagen wollen, war vergessen. Verzweifelt sah sie sich um, und Adam glaubte beinahe zu hören, wie die Rädchen in ihrem raffinierten Gehirn surrten, um ihre Möglichkeiten auszuloten. Da sie nicht dumm war, erkannte sie, dass sie keine Chance hatte. Und so kehrte sie ihm den Rücken zu, ohne noch länger zu protestieren, und eilte

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