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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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sittsam.“ Als sie Helenas verständnislose Miene bemerkte, fügte sie hinzu: „Falls ich mich nicht irre, siehst du kein bisschen niedergeschlagen aus.“
    Howard kam wieder zu Besuch und verkündete, er habe Adam in London nicht getroffen. Damit enttäuschte er Helena, die gehofft hatte, Neuigkeiten zu erfahren. Umso ungeduldiger sehnte sie die Ankunft ihres Mannes herbei. Sicher würde er sich über die Geburt der Hündchen und die zusätzlichen Dienstboten freuen, die sie eingestellt hatte. Seither herrschte Ordnung im Haus. Doch sie kümmerte sich weiterhin um alles, was erledigt werden musste, da sie den Müßiggang nicht schätzte. Manchmal unternahm sie lange Spaziergänge mit Kain, die sie sehr genoss. Jeden Tag fühlte sie sich etwas besser. Beinahe glaubte sie, allmählich aus einem langen Schlaf zu erwachen. Dieser Gedanke amüsierte sie. Wie hatte Adam sie genannt? Dornröschen. Was würde er sagen, wenn er sie wiedersah?
    Nur zwei Dinge bereiteten ihr Sorgen. Ihr Vater schien exzessiver zu trinken denn je. Inzwischen verbrachte er seine ganze Zeit in der Bibliothek. Wann immer sie ihn aufsuchte, wirkte er rastlos. Verärgert über seine Trunksucht, beschloss sie, die Bibliothek nicht mehr zu betreten.
    Das andere Problem stellten die Albträume dar. Tagsüber hatte die Vergangenheit ihren Schrecken verloren. Dafür verfolgte sie Helena in den Nächten. Immer wieder fuhr sie schaudernd aus dem Schlaf hoch, nachdem sie von den grausigen Ereignissen im Gasthof geträumt hatte, von der tödlichen Wunde ihrer Mutter.
    Aber Helena bemühte sich, die Erinnerungen abzuschütteln und jedem Tag zuversichtlich entgegenzublicken.
    Während Weihnachten näher rückte, wurde es immer kälter. Helena zählte die Tage bis zu Adams Rückkehr. Nicht einmal Kimberlys bissige Bemerkungen trübten ihre Vorfreude.
    Dachte er an sie? Wie oft? Wann würde er eintreffen? War er schon unterwegs?
    Eines Tages ging sie vom Stall zum Haus, und da stand Adam plötzlich vor ihr - keine Traumgestalt, von ihrer Sehnsucht heraufbeschworen, sondern ihr Ehemann in Fleisch und Blut, attraktiver denn je.

22. Kapitel
    Adams Lächeln erzeugte Fältchen in seinen Augenwinkeln und erhellte sein ganzes Gesicht. Ohne seine Wiedersehensfreude zu verbergen, musterte er Helena von oben bis unten.
    Wie erstarrt stand sie vor ihm und hielt die Luft an. Als sie langsam ausatmete, wurde ihr schwindlig. Sie fürchtete, sie würde die Besinnung verlieren. Nur mühsam widerstand sie dem Impuls, in Adams Arme zu sinken.
    „Helena!“ In seinen dunkelbraunen Augen erschien ein intensiver Glanz, der sie erröten ließ. „Du siehst... einfach wundervoll aus.“
    Während sie ihr Haar berührte, fielen ihr mehrere Gründe ein, warum sie unmöglich gut aussehen konnte. Sie achtete nicht auf die Sonne und sorgte kein bisschen für eine fashionable Blässe. Da sie soeben mit Kain aus dem Wald zurückgekehrt war, musste ihre Frisur ziemlich zerzaust wirken. Und ihr Kleid würde einem Mann nicht besonders gefallen. Es gehörte zu ihrer neuen Garderobe, eher schlicht, in einer hübschen hellblauen Farbe, die den kühlen Ausdruck in ihren Augen milderte. Das hatte Mrs Stiles zumindest behauptet, und die Schneiderin besaß einen ausgezeichneten Geschmack.
    „Danke“, würgte sie nervös hervor und zwang sich, ihre bebende Hand zu senken, „du auch. Freut mich, dich wiederzusehen, Adam.“
    „Wie ich gehört habe, bist du mit Kain spazieren gegangen.“
    „Ja, jetzt ist er im Stall“, erwiderte sie und zeigte über ihre Schulter nach hinten, als würde Adam den Weg nicht kennen.
    „Soeben hat Kepper mir von Kains Nachwuchs erzählt. Dieser Schürzenjäger!“ Seine Mundwinkel zuckten. „Darüber war dein Vater sicher nicht erfreut.“
    Adams Lächeln erwärmte ihr Herz. „Wahrscheinlich nimmt sich der Hund ein Beispiel an seinem Herrn.“
    „Glaubst du das wirklich?“, fragte Adam lachend. „Hoffentlich hast du deine Wut über mich nicht an dem armen Tier ausgelassen.“
    „Ganz im Gegenteil. Bei meinen Spaziergängen leistet er mir höchst angenehme Gesellschaft.“
    „Ja, manchmal sind Hunde die nettesten Begleiter. Stumm. Gehorsam. Und treu. Wenn sie durch die Umgebung streifen, kehren sie immer zurück. Also hast du dich mit Kain angefreundet?“
    Wie absurd, nach der langen Trennung über einen Hund zu reden ... Entschlossen wechselte sie das Thema. „Hast du schon zu Mittag gegessen?“
    „Nein, vorher wollte ich dich holen. Mrs Kent sagte

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