Die schoene Helena
nicht etwas netter bedanken?“
Wie er sie anschaute ... Die Glut in seinen Augen war unmissverständlich und erhitzte auch ihr Blut.
Zwischen ihnen stand der Spieltisch - ein lästiges Hindernis. Auf einen Ellbogen gestützt, beugte sich Adam vor, mit einem verführerischen Lächeln. Zögernd erfüllte sie seinen unausgesprochenen Wunsch und neigte sich zu ihm, bis sie seinen warmen Atem auf ihrer Wange spürte. Seine Finger umfassten ihr Kinn und streichelten die zarte Haut.
Dann hauchte er einen ganz sanften Kuss auf ihre Lippen -eine Berührung, die sie kaum spürte. Die Augen geschlossen, sehnte sie sich nach leidenschaftlicheren Liebkosungen. Sie hörte, wie sich seine Atemzüge beschleunigten.
Dann fühlte sie seine Hand in ihrem Nacken. Er legte ihren Kopf schief, seine Zunge zeichnete die Umrisse ihrer Lippen nach, und sie öffnete den Mund.
So schmerzlich hatte sie ihn vermisst... diese betörenden Emotionen, die er in ihr zu wecken vermochte ... Enttäuscht hob sie die Lider, als er den Kuss beendete. „Siehst du? Jetzt hast du dich richtig bedankt.“
In seinem Sessel zurückgelehnt, inspizierte er seine Spielkarten. Helena beobachtete ihn schweigend und presste ihre zitternden Lippen zusammen.
Nach einer Weile blickte er grinsend auf. „Ich glaube, ich habe schon wieder gewonnen.“
28. Kapitel
Hast du Helena gesehen?“, fragte Lord Rathford, als er die Bibliothek betrat.
„Bei meiner Ankunft.“ Adam stand am Schreibtisch und goss Whisky in ein Kristallglas. Lächelnd prostete er seinem Schwiegervater zu. „Wir haben zusammen Tee getrunken und Whist gespielt.“
Die Stirn gefurcht, lehnte George Rathford den angebotenen Drink ab. „Welchen Eindruck hat sie auf dich gemacht?“ „Einen sehr guten Die Frage überraschte Adam. „Offensichtlich ist sie längst genesen, und der Müßiggang langweilt sie. “ Er nippte an seinem Glas, dann sank er in einen Ledersessel. „Nein, ich meine ihre Stimmung.“
„Zunächst erschien sie mir ziemlich kühl“, erklärte Adam und lehnte sich nachdenklich zurück. „Ich glaube, sie versteht nicht, warum ich nach London fahren musste. Um ehrlich zu sein - auch ich fand den Zeitpunkt ungünstig, und ich verließ sie nur widerstrebend, nachdem sie das alles durchgemacht hatte. Ihre Krankheit, das Feuer ...“
„Nun, du hattest wichtige Geschäfte zu erledigen. Ist alles gut gegangen?“
„Oh ja, vielen Dank für dein Interesse.“ Adam wollte nicht prahlen. Aber „gut“ war eine gewaltige Untertreibung. Nach erfolgreichen Besprechungen war er einem Investorenkonsortium beigetreten, das den Gewürzhandel mit Übersee und die Handelsbeziehungen zu den ehemaligen amerikanischen Kolonien intensivieren wollte. Sie würden Zucker aus Ostindien importieren, Tabak und Baumwolle aus den amerikanischen Südstaaten, Metall aus den Nordstaaten. Auf der Rückreise würden die Schiffe schottische Wolle, orientalische Gewürze sowie französische Weine und Textilien über den Atlantik befördern.
Rathford nickte anerkennend und setzte sich hinter den Schreibtisch. „Darüber möchte ich gern mehr hören, aber nicht heute Abend. Was ich dir jetzt zu sagen habe, ist rein privat.“ Beunruhigt ließ Adam sein Whiskyglas sinken, das er gerade an die Lippen gesetzt hatte. „Stimmt irgendetwas nicht?“
„Ich ... ich sorge mich um meine Tochter.“
„Wahrscheinlich fühlte sie sich nur ein bisschen einsam. Nach unserem Kartenspiel war sie viel besser gelaunt.“ Adam erinnerte sich an den Kuss, an Helenas bezauberndes Erröten. Das erwähnte er natürlich nicht. „Inzwischen hat sie sich gut erholt, und sie wird schon bald zu ihrem gewohnten Alltag zurückkehren. Mehr braucht sie nicht, um sich wohlzufühlen.“
Mit diesen Worten konnte er den alten Mann nicht besänftigen. „In letzter Zeit benimmt sie sich sehr merkwürdig.“ „Nun, sie war krank. Manchmal wirken kranke Menschen etwas geistesabwesend.“
„Zum Beispiel hat sie Mrs Kent erzählt, eines Nachts sei jemand in ihr Zimmer eingedrungen. Natürlich war niemand bei ihr. Und ... zur Schlafenszeit wandert sie umher. Ein paar Diener haben sie beobachtet. Wenn sie danach gefragt wird, streitet sie es ab.“
„Warum machst du dir solche Sorgen?“, fauchte Adam. Obwohl er wusste, dass sein Ärger unvernünftig war, konnte er sich nicht beherrschen. „Weil sie hin und wieder keinen Schlaf findet? Weil sie aus Albträumen erwacht, die ihr wirklichkeitsnah erscheinen, und weil sie deshalb glaubt,
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