Die schoene Helena
Ekstase ergriffen, genoss er die Hitze, die ihn umgab. Und Helena hieß ihn begierig willkommen, schlang die Beine um seine Hüften und verschränkte die Hände in seinem Nacken. Mit halb geschlossenen Augen hielt sie seinen Blick fest. Rhythmisch begann er sich zu bewegen. Ihre Augen verrieten ihm alle Gefühle, die er in ihr weckte. Nie zuvor hatte er ein so überwältigendes erotisches Entzücken erlebt. Sein Höhepunkt jagte ihn zu einem Gipfel empor, auf dem er verweilte, bis ihn seine Kräfte verließen.
Danach lag er erschöpft neben ihr und presste Helena an seine Brust - so fest, wie er es wagte, ohne ihr wehzutun. Zumindest glaubte er, es würde ihr nichts ausmachen. Und es störte sie tatsächlich nicht. Ganz im Gegenteil. Den Kopf an seiner Schulter, schmiegte sie sich voller Inbrunst an ihn. Er konnte nicht aufhören, sie zu küssen - ihren Haaransatz, die Brauen, die glatte Stirn. Wohlig seufzte sie, und er wusste, dass sie zufrieden war. In diesem Moment schienen alle Sorgen zu entschwinden.
Er wünschte, er könnte schlafen. Doch dann kehrten die Gedanken zurück. Sein Körper war erlöst worden, sein Gehirn nicht.
Verdammt, warum quälte er sich? Rathfords Gerede über Helenas Geisteskrankheit war purer Unsinn. Zweifellos hatte die Angst des alten Mannes seine Fantasie beflügelt. Was er befürchtete, konnte Adam nicht nachempfinden, während er Helena in den Armen hielt. „Soll ich dich in dein Zimmer bringen?“, flüsterte er. „Bald ist die Nacht vorbei.“
„Ja, du hast recht...“ Sie standen auf und zogen sich an.
An ihrer Tür küsste er sie ein letztes Mal und streichelte ihre Wange. „In ein paar Stunden sehen wir uns wieder.“
„Mhm ...“, stimmte sie lächelnd zu. „Gute Nacht.“
„Du meinst wohl ... guten Morgen“, erwiderte er und lachte leise.
Gleichmütig zuckte sie mit den Schultern und betrat ihr Schlafzimmer.
Eine Zeit lang starrte er die geschlossene Tür an und grinste wie ein verliebter Narr, bevor er sein eigenes Zimmer aufsuchte.
29. Kapitel
Helenas Glück währte genau fünf Stunden.
Nach dem Lunch kam eines der neuen Stubenmädchen in den Salon, wo Helena den Speiseplan für Mrs Kent notierte. Da sie annahm, die Dienerin würde ihr Mrs Stiles’ Ankunft melden, legte sie den Federkiel beiseite und stand auf. Die Schneiderin arbeitete gerade an einem besonders schönen Abendkleid für den Strathmere-Ball, der am nächsten Samstag stattfinden sollte, und hatte versprochen, es an diesem Tag nach Rathford Manor zu bringen, um eine letzte Anprobe vorzunehmen.
„Ist Mrs Stiles hier?“, fragte Helena.
„Nein, Mylady, es ... es gibt Schwierigkeiten“, stotterte die Dienerin. „Mrs Kent lässt Sie bitten, nach oben zu kommen.“ Sichtlich verängstigt, zeigte Katie zur Zimmerdecke hinauf.
„Ja, gewiss.“ Helena raffte ihre Röcke und eilte zur Tür. „Erwartet sie mich in meiner Suite?“
„Nein, Mylady ...“ Das Mädchen rang hörbar nach Luft. „In den Räumen Ihrer Mutter.“
Beinahe wäre Helena gestolpert. Entsetzt hielt sie sich am Türrahmen fest, ln den Räumen ihrer Mutter? Seit Jahren wurden sie nicht mehr benutzt. Außer den Dienstboten, die regelmäßig sauber machten, ging niemand hinein.
Aber neulich hatte Bettina jemanden aus der Tür kommen sehen und für Helena gehalten. Wollte Mrs Kent deshalb mit ihr sprechen?
Die Haushälterin stand vor der geschlossenen Tür von Portia Rathfords Suite. Kreidebleich schlang sie ihre bebenden Finger ineinander. „Oh Mylady, es ist so schrecklich!“
„Großer Gott, was, Mrs Kent? Was ist denn geschehen?“ „Diese Zimmer sind völlig verwüstet. Sogar die Möbel wurden zertrümmert, die Vorhänge und die Bettdecke zerrissen ... Welch eine Bescherung! Hoffentlich war es richtig, dass ich Sie rufen ließ, Mylady.“
„Oh ja, natürlich. Gehen wir hinein.“
Mrs Kent öffnete die Tür, trat beiseite, und Helena geriet in ein Chaos.
„Vor einer kleinen Weile kam Bettina hierher, um wie üblich zu putzen“, erklärte Mrs Kent. „Und da fand sie das Zimmer in diesem Zustand vor.“
Fassungslos stieg Helena über Scherben und Glassplitter, zerbrochenes Holz und Fetzen hinweg. „Wer kann das getan haben?“, fragte sie die Haushälterin, die ihr widerstrebend folgte.
Ein lauter Zischlaut veranlasste beide, sich umzudrehen. Die Augen weit geöffnet, die Lippen verzerrt, stand Kimberly auf der Schwelle und betrachtete das zerstörte Reich ihrer verstorbenen Herrin. Angesichts dieser
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