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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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unheimlichen Miene spürte Helena, wie ihre altgewohnte Furcht zurückkehrte.
    „Was haben Sie getan?“, jammerte Kimberly.
    „Wieso ... ich?“, stammelte Helena verwirrt. „Gar nichts habe ich getan!“
    Stöhnend raufte sich die Irin das rote Haar. „Wie konnten Sie nur ...“
    Da Helena nicht wusste, wie sie sich verteidigen sollte, schaute sie Mrs Kent an. Las sie tatsächlich einen leisen Verdacht in den Augen der Haushälterin, die ihren Blick voller Mitgefühl erwiderte?
    Plötzlich erklang Adams Stimme. „Was geht hier vor? Um Himmels willen, was ist passiert?“
    „Daran bin ich nicht schuld!“, rief Helena und wandte sich zu ihrem Mann. Warum musterte er sie so seltsam? Glaubte auch er ...? „Wirklich nicht!“, beteuerte sie.
    „Lassen Sie uns allein“, befahl er den Dienstboten.
    Kimberly öffnete den Mund, um zu protestieren. Aber sie besann sich eines Besseren. Trotz ihres rebellischen Charakters wagte sie Adams gebieterische Geste nicht zu ignorieren. Nachdem sie Helena erbost angestarrt hatte, entfernte sie sich, von der unglücklichen Haushälterin begleitet.
    Noch bevor die beiden außer Hörweite waren, schrie Helena: „Du glaubst, ich hätte es getap!“
    „Das habe ich nicht gesagt“, entgegnete er in ruhigem Ton.
    „Aber ich sehe eine unverhohlene Anklage in deinen Augen! “ „Warum sollte ich so etwas vermuten, Helena? Wenn du die Suite deiner Mutter demolieren wolltest, hättest du fünf Jahre lang Zeit dafür gefunden.“
    Ja, das klang einleuchtend, und doch ... Neuerdings wusste sie nicht mehr, was mit ihr geschah. Die Dinge, die sie dauernd verlegte, ihre Vergesslichkeit... Am schlimmsten waren die Albträume.
    Außerdem hatte Bettina sie aus dieser Tür treten sehen. Und in letzter Zeit fand sie sich immer wieder in diesem oder jenem Raum wieder und fragte sich, wie sie hineingelangt war.
    „Komm mit mir“, bat Adam, watete durch den Schutt zu Helena und umfasste ihr Handgelenk. Mit sanfter Gewalt zog er sie aus dem Zimmer. Dann schloss er die Tür und umarmte seine Frau. „Du zitterst ja am ganzen Leib.“
    Wie aus weiter Ferne drang seine Stimme zur ihr. Kraftlos lehnte sie an seiner Brust.
    „Ich muss dir eine Frage stellen“, begann er, und ihre Angst wuchs. Behutsam schob er sie ein wenig von sich, um ihr Gesicht zu betrachten. „Warst du in letzter Zeit manchmal verwirrt, zum Beispiel, während das Feuer im Stall ausbrach? Bist du irgendwo erwacht... und wusstest nicht, wie du dorthin geraten warst?“
    Erschrocken befreite sie sich aus seinem Griff und wich zurück. „Oh Adam, du glaubst...“
    „Unsinn!“, erwiderte er und hob abwehrend die Hände. „Doch!“
    „Helena!“, stieß er hervor, als sie davonrannte.
    Obwohl er ihr durch den Flur folgte, blieb sie nicht stehen. Und dann erreichte sie die Tür ihrer Suite und verschwand.
    Kurz danach kam Kimberly zu ihr.
    „Gehen Sie!“, befahl Helena, ohne von dem Buch aufzublicken, das sie gerade las. Nach einem langen Schweigen hob sie den Kopf und sah die Irin spöttisch lächeln. „Ich sagte, Sie sollen verschwinden!“
    „Wie kann ich das - wenn Ihre Mutter aus dem Grab nach mir ruft und mich beauftragt, Ihnen einen Rat zu geben?“ Früher hätten solche Worte Helenas Nackenhaar gesträubt, jetzt ärgerte sie sich nur. Zwischen zusammengebissenen Zähnen presste sie hervor: „Auf Ihren Rat lege ich keinen Wert. Gehen Sie, sonst läute ich nach Jack und lasse Sie hinauswerfen.“
    Kimberly blinzelte verblüfft. Zunächst verschlug es ihr die Sprache, aber sie fasste sich sehr schnell und reckte angriffslustig das Kinn empor. „Sie weiß, dass Sie ihr Schlafgemach verwüstet haben. Deshalb zürnt sie Ihnen.“
    „Ach, hören Sie doch auf! Meine Mutter ist tot, und ich war gar nicht in ihrer Suite.“
    „Nein?“, fragte die alte Frau tückisch. „Vielleicht erinnern Sie sich nicht daran. In letzter Zeit vergessen Sie sehr viel.“
    Helena erhob sich aus ihrem Sessel. „Jetzt warte ich noch eine Minute, dann läute ich nach dem Lakaien.“
    Seufzend ging Kimberly zur Tür, wo sie innehielt und Helena über die Schulter musterte. „Nur noch eine Frage ...“ Um die Wirkung ihrer nächsten Worte zu verstärken, machte sie eine kurze Pause. „Wenn Sie unschuldig sind - wer war’s dann? Außer Ihnen hat niemand einen Grund, Lady Portia zu hassen.“ „Ich hasse meine Mutter nicht.“
    „Nun, sie hasst Sie“, betonte Kimberly triumphierend. „Und sie wird sich an Ihnen rächen - für den

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