Die Schoene im Schnee
ganze Sache beenden. Und zwar so, dass er keinen Zweifel hatte, dass sie nichts von ihm wissen wollte. Ansonsten würde er sich in seiner Sturheit wohl nicht davon abhalten lassen, weiter den Retter zu spielen. So war er nun einmal.
Sie hasste die bloße Vorstellung. Aber war es nicht besser, jetzt einen sauberen Schnitt zu machen und nicht erst, nachdem sie Brant in ihre Welt hineingezogen hatte, ihn den Paparazzi ausgesetzt und seine ganze Gutmütigkeit mit Füßen getreten hatte?
Das Gefühl von Freude und Hoffnung in ihrem Herzen schien schwächer zu werden, als sie nach ihrem Handy griff.
Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf der Ranch machte sie sich die Mühe, es einzuschalten. Mehr als ein Dutzend Nachrichten warteten bereits auf eine Antwort.
Die meisten Nachrichten kamen von Verena, ihrer persönlichen Assistentin. Mimi war nicht so naiv, zu hoffen, dass eine von ihrem Vater sein könne. Sie konnte monatelang von der Bildfläche verschwinden, ohne dass Werner sich Sorgen um ihre Sicherheit machen würde. Eher wäre er erleichtert, dass Mimi mal eine Zeit lang nicht mit wilden Eskapaden in der Öffentlichkeit auftauchte.
Sie hörte sich keine der Nachrichten an, sondern öffnete gleich ihre Favoritenliste und drückte Verenas Handynummer, die an erster Stelle stand. Verena hatte sie für sie einprogrammiert, da Mimi offensichtlich sogar dafür zu ungeschickt war.
Ihre Assistentin meldete sich, bevor Mimi auch nur einen Klingelton vernahm.
„Wo bist du?“ So erregt hatte sie die hyperaktive Verena Dumond noch nie gehört. „Ich versuche seit Tagen, dich zu erreichen. Du solltest mich doch anrufen, wenn du bei Ms Bianca ankommst. Ich muss schließlich wissen, dass es dir gut geht. Weil ich nichts von dir gehört hatte, habe ich sowohl deine als auch Ms Biancas Nummer gewählt – ohne Erfolg.“
„Das ist eine lange Geschichte“, entgegnete Mimi, was die Untertreibung schlechthin war. Ihr Leben hatte sich vollkommen verändert. Und sie selbst war auch nicht mehr die Frau, die sie gewesen war, als Verena sie zuletzt gesehen hatte.
Plötzlich erschien es ihr zu anstrengend, über all das, was passiert war, auch nur nachzudenken. „Ich habe meine Pläne geändert. Ursprünglich hatte ich vor, ein paar Tage länger zu bleiben, aber jetzt habe ich meine Meinung geändert. Ich will, dass du meine Abreise so schnell wie möglich planst.“
„Kommst du zurück nach Malibu?“
Mimi ging kurz ihre Möglichkeiten durch. Nach Kalifornien, wo Marco und Jessalyn ihre ach so romantische Hochzeit feierten, wollte sie absolut nicht zurück. New York, wo ihr Vater die meiste Zeit lebte, war auch keine Alternative.
Sie blickte aus dem Fenster und sah, dass erneut Schnee fiel. Zarte kleine Flocken, die nicht so aussahen, als könnten sie sich bis zum Morgen zu etwas Größerem ansammeln. „Ich möchte an irgendeinen warmen Ort“, entschied sie schließlich. „Ist das St.-Thomas-Haus frei?“
„Ich erkundige mich.“
„Weißt du was, Verena? Mir ist eigentlich egal, wohin. Hauptsache, es gibt dort keinen Schnee. Und dieses Mal nehme ich den Learjet, wenn das möglich ist.“
Auf dem Weg hierher war sie mit einem Linienflug geflogen, da keiner der Privatjets frei gewesen war und sie nicht warten wollte.
Außerdem sollte ihr Vater nicht wissen, wo sie sich aufhielt – als hätte er diese Information nicht aus Verena herausbekommen, wenn es ihm wirklich wichtig gewesen wäre.
„Mal sehen, was sich machen lässt. Es kann allerdings ein paar Stunden dauern, bis der Flieger in Idaho ist.“
„Bis morgen früh reicht es vollkommen. Ach so, und ich brauche einen Fahrer. Der Mietwagen, den du mir besorgt hast, hatte einen kleinen Unfall.“
„Schon wieder?“ In Verenas Stimme klang zwar nur der Hauch eines Vorwurfs durch, aber Mimi hatte trotzdem das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen.
Zugegeben, sie sprang nicht gerade sanft mit Mietwagen um. Aber deswegen mietete man ja auch. „Diesmal war es nicht meine Schuld. Ich bin in einen Blizzard geraten und von der Straße abgekommen.“
„Du lieber Himmel.“
„Mir geht’s gut.“
Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Mimi hatte die böse Vorahnung, als würde es ihr für lange Zeit nicht mehr gut gehen. Wenn sie diesen Ort und vor allem diesen Mann verließ, würde eine große Lücke in ihrem Herzen klaffen.
„Bist du immer noch bei Gwen?“
„Nein. Ich halte mich zwar auf der Ranch auf, aber Gwen hat eine Ausstellung in Europa und ist
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