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Die schöne Kunst des Mordens

Titel: Die schöne Kunst des Mordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Junge. »Mord? Echt?«
    Deborah machte eine seltsame leichte Kopfbewegung, als wollte sie eine Wolke kleiner Fliegen verscheuchen. »Warum glaubst du, dass es um Mord geht?«
    Der Junge zuckte die Achseln. »Wegen dem Fernsehen. Wenn es um Mord geht, behaupten sie immer, es wäre nichts. Wenn es wirklich nichts ist, sagen sie immer so Sachen wie ein schwerer Verstoß gegen die Strafgesetze und so.« Er kicherte. »Schafgesetze.«
    Deborah betrachtete den Jungen und schüttelte nur den Kopf.
    »Er hat wieder recht«, versicherte ich. »Ich hab das bei CSI gesehen.«
    »Jesus«, stöhnte Deborah, immer noch den Kopf schüttelnd.
    »Gib ihm deine Karte«, riet ich. »Das wird ihm gefallen.«
    »Genau«, sagte der Junge mit einem glücklichen Grinsen. »Und bitten Sie mich anzurufen, falls mir noch etwas einfällt.«
    Deborah stellte das Kopfschütteln ein und schnaubte. »Okay, Großer, du hast gewonnen«, sagte sie. Sie warf ihm ihre Visitenkarte zu, und er fing sie sauber auf. »Ruf an, wenn dir noch etwas einfällt.«
    »Danke«, sagte er.
    Er lächelte noch immer, als wir in den Wagen stiegen und davonfuhren. Ob es daran lag, dass ihm die Karte tatsächlich gefiel oder weil er Deborah zum Besten gehalten hatte, konnte ich nicht erkennen.
    Ich warf einen Blick auf die Liste neben ihr auf dem Sitz. »Brandon Weiss ist der Nächste«, sagte ich. »Hm, ein Texter. Er hat ein paar Anzeigen verfasst, die ihnen nicht gefielen, und wurde gefeuert.«
    Deborah verdrehte die Augen. »Ein Texter«, wiederholte sie. »Was hat er getan, ihnen mit einem Komma gedroht?«
    »Nun, sie mussten den Sicherheitsdienst rufen und ihn entfernen lassen.«
    Deborah drehte sich um und sah mich an. »Ein Texter«, wiederholte sie noch einmal. »Komm schon, Dex.«
    »Einige von ihnen können ganz schön leidenschaftlich sein«, bemerkte ich, obgleich es selbst mir ein wenig übertrieben schien.
    Deborah konzentrierte sich wieder auf den Verkehr, nickte und kaute auf ihrer Lippe. »Adresse?«, forderte sie.
    Ich konsultierte wieder das Blatt. »Klingt schon eher danach«, sagte ich und las ihr eine Adresse kurz hinter der N Miami Avenue vor. »Das liegt direkt im Designerbezirk von Miami. Wo sonst sollte ein mörderischer Designer wohnen?«
    »Das musst du doch am besten wissen«, erwiderte sie ziemlich ungehobelt, wie ich fand, doch nicht schlimmer als sonst auch, deshalb ließ ich es durchgehen.
    »Schlechter als bei den beiden Ersten kann es nicht laufen«, meinte ich.
    »Klar, sicher, das dritte Mal bringt Glück«, erwiderte Deborah säuerlich.
    »Komm schon, Debs. Du solltest ein bisschen mehr Enthusiasmus aufbringen.«
    Deborah bog vom Highway auf den Parkplatz eines Schnellimbisses ab, was mich sehr überraschte, da es erstens noch etwas zu früh zum Mittagessen war und zweitens die Dinge, die dieser Laden servierte, nicht wirklich als Imbiss zu bezeichnen waren, gleichgültig wie schnell.
    Doch sie machte keine Anstalten, das Restaurant aufzusuchen. Stattdessen rammte sie die Gangschaltung in die Parkposition und drehte sich zu mir um. »Scheiße!«, fluchte sie, woraus ich schloss, dass ihr etwas zu schaffen machte.
    »Geht es um den Jungen?«, fragte ich. »Oder bist du immer noch sauer wegen Meza?«
    »Weder noch«, antwortete sie. »Es geht um dich.«
    Ihre Restaurantwahl hatte mich bereits überrascht, doch absolut erstaunt war ich von der Wahl ihres Gesprächsthemas. Ich? Ich ließ mir den Vormittag durch den Kopf gehen und entdeckte nichts Verwerfliches. Ich hatte den braven Soldaten zu ihrem mürrischen General gegeben; ich hatte weniger erkenntnisreiche und schlaue Bemerkungen gemacht als üblich, wofür sie dankbar sein sollte, da sie normalerweise deren Zielscheibe war.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Ich meine
dich
«, fauchte sie wenig hilfreich. »Dich als Ganzes.«
    »Ich weiß immer noch nicht, worauf du hinauswillst«, beharrte ich. »So viel von mir gibt es gar nicht.«
    Deborah hämmerte mit der Hand aufs Steuer. »Gottverdammt, Dexter, deine Klugscheißermasche zieht bei mir nicht mehr.«
    Kennen Sie das, dass man in der Öffentlichkeit hin und wieder erstaunlich deutlich eine Aussage mithört, mit solcher Wucht und solchem Vorsatz formuliert, dass man unbedingt wissen will, was sie bedeutet, weil sie so machtvoll und kristallklar erscheint? Und man dem Sprecher folgen will, obgleich man ihn nicht kennt, nur um herauszufinden, was der Satz bedeutet und welche Wirkung er auf die

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