Die schöne Kunst des Mordens
verschwenden.
Wir fanden die Adresse rasch, was eine Erleichterung war, da der Kraftaufwand, einander nicht anzusehen und nicht miteinander zu sprechen, allmählich anstrengend wurde. Deborah parkte direkt vor einer Art Lagerhaus an der 40th Street. Sie stellte den Motor ab und sah mich noch immer nicht an, doch sie zögerte einen Moment. Dann schüttelte sie den Kopf und stieg aus.
Ich schätze, sie erwartete von mir, ihr wie stets zu folgen, der ungeschlachte Schatten der kleinen Debs. Doch ein klitzekleines bisschen Stolz habe auch ich, und ehrlich: Wenn sie mich wegen ein paar belangloser Erholungsmorde einbuchten wollte, wie konnte sie da von mir erwarten, dass ich ihr half, diese aufzuklären? Ich meine, ich bin nicht der Ansicht, dass das Leben gerecht ist – aber das schien mir die Grenzen des Anstands doch ein wenig arg zu strapazieren.
Deshalb blieb ich im Wagen sitzen und sah nicht richtig hin, als Debs zum Eingang ging und die Klingel betätigte. Nur aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie sich die Tür öffnete, und auch das langweilige Detail, wie Deborah ihre Marke vorzeigte, bemerkte ich kaum. Und aus meinem unbeteiligten Blickwinkel im Auto konnte ich nicht beurteilen, ob der Mann sie schlug und sie stürzte oder ob er sie einfach zu Boden warf und dann im Inneren verschwand.
Doch ich war gelinde interessiert, als sie sich auf die Knie hochkämpfte, dann nach vorne fiel und sich nicht mehr rührte.
Aus der Alarmzentrale vernahm ich ein deutliches Schrillen: Etwas lief hier vollkommen falsch. Meine ganze Gereiztheit wegen Deborah verflog wie Benzin auf heißem Asphalt. So rasch ich konnte stürzte ich aus dem Wagen und rannte den Bürgersteig hinauf.
Aus drei Meter Entfernung erkannte ich den Messergriff, der aus ihrer Seite ragte, und einen Moment wurde ich langsamer, während die Schockwelle über mich hinwegflutete. Eine grauenhafte Blutlache breitete sich bereits auf dem Bürgersteig aus, und ich war wieder zurück in dem kalten Container mit meinem Bruder Biney, und angesichts des schrecklichen klebrigen Rots, das dick und ekelerregend den Boden bedeckte, konnte ich mich weder bewegen noch atmen. Aber die Tür sprang auf, und der Mann, der Deborah niedergestochen hatte, trat heraus, sah mich und ging auf die Knie, während er nach dem Messer griff, und das anschwellende Geräusch des Winds in meinen Ohren verwandelte sich in das Röhren des Dunklen Passagiers, der seine Schwingen ausbreitete, und ich trat ihm hart gegen den Kopf. Er brach neben ihr zusammen, mit dem Gesicht im Blut, und rührte sich nicht mehr.
Ich kniete mich neben Deborah und nahm ihre Hand. Ihr Puls war kräftig, und ihre flatternden Lider öffneten sich. »Dex«, flüsterte sie.
»Durchhalten, Schwesterherz«, sagte ich, und sie schloss die Augen. Ich zerrte das Funkgerät von ihrem Gürtel und rief um Hilfe.
In den wenigen Minuten, die der Krankenwagen benötigte, sammelte sich eine kleine Menschenmenge, doch sie machte bereitwillig Platz, als die Sanitäter heraussprangen und zu Deborah hasteten.
»Uff«, sagte der Erste. »Die Blutung muss sofort gestoppt werden.« Der stämmige junge Mann mit Bürstenschnitt kniete sich neben Debs und ging an die Arbeit. Seine Partnerin, eine noch stämmigere Frau um die vierzig, legte Deborah eilig eine Infusion an. Die Nadel glitt soeben in ihre Vene, als ich spürte, wie eine Hand von hinten an meinem Arm zog.
Ich drehte mich um. Es war ein Streifenpolizist, ein Schwarzer mittleren Alters mit rasiertem Schädel, und er nickte mir zu. »Sind Sie ihr Partner?«
Ich zückte meinen Ausweis. »Ihr Bruder. Kriminaltechnik.«
»Oh.« Er nahm meine Papiere und musterte sie. »So schnell seid ihr Typen normalerweise nicht am Tatort.« Er gab mir meinen Ausweis zurück. »Was können Sie mir über den Mann da sagen?« Er wies mit dem Kopf auf den Kerl, der Deborah niedergestochen hatte. Der saß mittlerweile aufrecht und hielt sich den Kopf, während ein weiterer Polizist neben ihm kauerte.
»Er öffnete die Tür und sah sie. Und dann hat er sie niedergestochen.«
»Aha.« Der Polizist drehte sich zu seinem Partner und befahl: »Leg ihm Handschellen an, Frank.«
Ich sah nicht zu, als die beiden Polizisten die Arme des Messerstechers nach hinten bogen und die Handschellen zuschnappen ließen, weil gerade Deborah in den Krankenwagen geladen wurde.
Ich lief hinüber, um mit dem Sanitäter mit dem Bürstenschnitt zu sprechen. »Kommt sie wieder in Ordnung?«, fragte ich.
Er
Weitere Kostenlose Bücher