Die Schöne mit dem Flammenhaar
Situation sah auch sie keine Möglichkeit, zu bleiben. Sie würde ständig befürchten müssen, ihre Liebesbeziehung könnte entdeckt werden. „Ich wünschte, ich hätte vorher gewusst, auf was ich mich einlasse“, brachte sie matt hervor.
„Jetzt weißt du es“, bemerkte Jasim etwas freundlicher.
Am liebsten hätte Elinor ihn angeschrien, doch sie war zu erschüttert von der Entwicklung der Dinge. Nur nicht die Beherrschung verlieren! Zunächst musste sie ihre Gedanken ordnen. Sie hatte sich in Jasim verliebt. Allerdings gefiel es ihr gar nicht, wie er mit ihr umsprang. Konnte ein Königlicher Prinz ihr überhaupt Achtung entgegenbringen? Oder mehr in ihr sehen als eine willige Sexpartnerin? Sie hatte sich auf dieses Spiel eingelassen, ohne das Ziel so genau zu kennen. Jetzt war es zu spät, um gegen die Regeln aufzubegehren.
Wenn sie hier wenigstens ein gutes Zeugnis bekam, würde sie in London eine andere Stelle finden. Was auch immer sie tat, in Woodrow Court hatte sie ausgespielt.
Irgendwie gelangte Elinor in ihr Zimmer zurück, ohne jemandem zu begegnen. Unter der Dusche ließ sie den Tränen freien Lauf und kam zu einem schrecklichen Schluss: Es war ein großer Fehler gewesen, mit Jasim zu schlafen. Er wollte ihr ganzes Leben umkrempeln – und sie war nicht bereit, ihre Freiheit und ihre Unabhängigkeit aufzugeben.
Sobald Elinor sich angekleidet hatte, ging sie zu Zahrah. Sie erklärte dem Mädchen, dass sie unerwartet ihre Familie besuchen müsste. Sie hasste es, die Kleine anschwindeln zu müssen. Das Kind weinte, bis sie zum Frühstück hinuntergehen mussten. Es ging ihr ans Herz.
Doch Elinor war sich sicher, dass die Kleine ohne sie auskommen würde. Schließlich war da die Kinderfrau, die sich seit jeher um sie gekümmert hatte.
Nach dem Frühstück begann Elinor zu packen. Ein Diener holte ihr Gepäck ab.
Mittags rief Jasim sie über das Haustelefon an und teilte ihr mit: „Ich sehe dich dann in London. Schön, dass du vernünftig bist. Ich will und kann unsere Beziehung nicht vertuschen.“
Kurz darauf stieg Elinor vor dem Herrenhaus in den wartenden Wagen. Erst in dem Moment wurde es ihr bewusst: Sie hatte gar nicht gefragt, wohin sie gebracht wurde.
Am späten Nachmittag betrat sie mit dem Fahrer den Aufzug eines luxuriösen Apartmenthochhauses. Der Mann sprach nur Arabisch, sodass sie ihm keine Fragen stellen konnte. So erfuhr sie nicht einmal, ob Jasim hier wohnte, wenn er in London war. Quartierte er sie bei sich ein? Wohl kaum.
Tröstlich und beruhigend war, dass sich auf ihrem Konto ein ansehnlicher Geldbetrag angesammelt hatte. Sie war alles andere als mittellos und würde irgendwie durchkommen. Dennoch traf sie der plötzliche Umbruch in ihrem Leben schmerzlich – und dass sie sich in Jasim verliebt hatte, machte alles nur komplizierter.
Eine Stunde später betrat Jasim das Apartment. Sofort nahm er Elinor in die Arme und küsste sie leidenschaftlich. Offenbar wollte er sie daran erinnern, welche Macht er über sie besaß. Ihre Wangen glühten, in ihrem Bauch tanzten Schmetterlinge … Alles wird gut, redete sie sich im Stillen ein, als sie ihm ins Gesicht blickte. Sie musste ihrer Beziehung einfach mehr Zeit geben.
Doch die Zeit war kostbar, wie sich bald herausstellen sollte.
„Heute Abend fliege ich für zwei Wochen nach New York“, erklärte Jasim ihr eher beiläufig. Nur mit Mühe konnte Elinor ihre Enttäuschung verbergen. Er fuhr fort: „Deshalb habe ich dich herbringen lassen. Das Apartment gehört mir. Du wirst dich hier bestimmt wohlfühlen, während ich im Ausland bin.“
„Ich könnte mir auch ein eigenes Apartment leisten“, setzte Elinor dagegen, „aber dort würde ich wohl nicht lange wohnen. Kindermädchen leben meist in der Familie. Wenn du mir ein gutes Zeugnis besorgst, habe ich bei deiner Rückkehr sicher schon eine neue Stelle.“
Jasim reagierte verwundert, dann lachte er. „Nicht zu fassen, dieser Unabhängigkeitsdrang! Du brauchst keine neue Stelle, Elinor. Kindermädchen arbeiten rund um die Uhr und müssen ständig verfügbar sein, wie du selbst weißt. Wann hättest du dann je Zeit für mich? Begreifst du nicht, was ich dir biete?“
Elinor spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Ganz still stand sie da. „Nein. Anscheinend bin ich ziemlich begriffsstutzig. Denn ich habe keine Ahnung, was du mir bietest.“
Nun lächelte Jasim selbstbewusst. „Natürlich werde ich für dich sorgen …“
„Nein danke“, lehnte sie
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