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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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tiefes, dunkles Lachen, das weit über die Lagune schallte. Selbst Julietta musste nun schmunzeln, als sie an die Qual dachte, die sie als Vierzehnjährige erlitten hatte. „Ich bin in meine Kammer geflüchtet, nicht einmal mit meiner Großmutter wollte ich sprechen.“
    „So, querida, das ist also das Geheimnis Eures zauberhaften Busens“, neckte er sie.
    „Nun, danach ist er schon noch etwas größer geworden, dennoch nie so, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber zumindest muss ich mir nicht mehr das Mieder auspolstern.“
    „Das habe ich festgestellt. Seid versichert, sehr zu meiner Freude.“
    Julietta beugte sich zu ihm hinüber. „Und jetzt, Il leone, verratet mir Euer Geheimnis“, raunte sie ihm zu.
    „Ich habe nichts, was mit dem Euren mithalten könnte.“
    „Ehrenwort bleibt Ehrenwort. Kommt, ein Geheimnis habt Ihr doch. Und glaubt nicht, Ihr könntet meines stehlen. Ich weiß, dass Ihr Euren Hosenlatz nicht auswattiert.“
    Sie glitten um die zerklüftete Küste einer unbewohnten Insel herum, und plötzlich tauchten am sternenklaren Himmel die Umrisse einer großen spanischen Nao auf. Die Segel waren eingeholt, die Masten schwankten wie Gerippe im Mondlicht, und am Bug stand in goldenen Lettern: Elena Maria.
    „Dafür ist jetzt keine Zeit mehr, meine Sonne. Wir sind am Ziel“, sagte er und ruderte näher an das still im Wasser liegende Schiff.
    „Euer Schiff?“ Julietta blickte an der Bordwand hoch zum Deck. Es wirkte verlassen. Fast wie ein Geisterschiff kam es ihr vor, das sich in Luft ausflösen würde, wenn sie ihm zu nahe kämen.
    „Mein Heim“, antwortete Marcos. „Ahoi!“, rief er sodann. „Ahoi, Mendoza! Wach auf! Lass das Fallreep herunter!“
    Augenblicklich regte sich Leben auf dem Deck. Entlang der Reling wurden Fackeln entzündet, Gesichter blickten zu ihnen hinunter.
    „Kapitän Velazquez?“, war eine Stimme mit starkem spanischen Akzent zu vernehmen.
    „Ja, ich bin es. Und ich bringe einen Gast mit. Die Männer sollen ihre Beinkleider anziehen! Und bringt die Dirnen unter Deck!“
    Mendozas Lachen hallte an der Bordwand entlang und wurde vom Wind übers Wasser getragen. „Ai, ai, Capitán! Gut, Euch zu sehen. Wir fragten uns schon, weshalb wir nichts von Euch hörten.“
    „Ich hatte zu tun.“
    „Wie man sieht.“ Eine Strickleiter wurde über die Reling nach unten geworfen.
    Ängstlich verfolgte Julietta die Angelegenheit. Die Leiter schlug gegen die Planken und schaukelte unheilvoll im Wind. Wie sollte darüber ein Mensch sicheren Fußes nach oben gelangen? Doch bevor sie viel nachdenken konnte, war Marcos schon behände aus dem schmalen Boot auf die unterste Sprosse gesprungen, beugte sich zu Julietta herunter und streckte ihr die Hand entgegen.
    „Kommt, Julietta. Sagte ich nicht, dass Ihr bei mir sicher seid?“
    Im Schein der Fackeln blickte sie auf die schmale Leiter, dann auf Marcos. Er trug immer noch die Maske. „Stimmt, das habt Ihr gesagt, Il leone.“
    „Habe ich Euch jemals enttäuscht?“
    „Bislang noch nicht.“
    Tadelnd schnalzte er mit der Zunge. „So misstrauisch, Madonna? Kommt, ich helfe Euch an Bord, und anschließend verrate ich Euch sogar zwei Geheimnisse.“
    Julietta lachte. „Wer könnte bei so einem Versprechen Widerstand leisten? Nun gut, mein Piratenkapitän, bringt mich an Bord Eures Schiffes.“
    Sie griff nach seiner Hand und trat von dem schaukelnden Boot auf die schwankende Strickleiter.
    „Schaut einfach nicht zurück“, riet Marcos.
    „Passende Belehrung – fürs Leben und für die Leiter“, antwortete sie lachend und begann, hinter ihm nach oben zu klettern. Es dauerte nicht lange, da hob Marcos sie schon über die Reling an Deck. Im Nu waren sie umringt von der Besatzung. Grinsende bärtige Gesichter hießen sie willkommen, fröhlich wurde sie begrüßt.
    Marcos hielt Julietta dicht an seiner Seite. Seine Hand lag auf ihrem Arm, und während er Fragen beantwortete und Scherze erwiderte, besah er mit scharfem Blick sein sauberes Schiff. Beeindruckt schaute sich Julietta um. Das also war seine Welt. Ein Reich auf knarrenden Planken, mit Unmengen von Segeltuch und Tauen – und mit blank polierten Kanonen. Welch ein Unterschied zu der üppigen, halb orientalischen Welt Venedigs.
    Offensichtlich zufrieden mit dem, was er gesehen hatte, wandte sich Marcos wieder an Mendoza: „Ich bleibe bis kurz vor Sonnenaufgang hier. Wenn du willst, kannst du mit ein Paar Männern hinüber in die Stadt rudern. Ihr habt in den letzten

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