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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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Münzen, die er ihr zuwarf. „Vielleicht treffen wir uns morgen Abend wieder hier.“
    Er ließ die Dirne zurück und folgte Signora Bassano und ihrem Liebhaber auf ihrem Weg zur Menschenmenge in der Stadt. Ja, es war wirklich eine glückliche Nacht für Balthazar.

15. KAPITEL
    Julietta hatte keine Ahnung, was sie erwartete. Doch an so etwas hatte sie gewiss nicht gedacht. Marcos stand in einem Boot, das wohl auf ihn gewartet hatte, und streckte ihr die Hand entgegen, um ihr hineinzuhelfen. Ein Boot – keine Gondel oder Barke, sondern ein massives Ruderboot, das für längere Fahrten gebaut war und nicht nur für eine kurze Strecke auf dem Kanal von einem Ort zum anderen.
    „Kommt, querida“, lockte er sie. „Es droht keine Gefahr. Ich kann jedes Schiff steuern.“
    „Ich weiß. Ihr seid ja schließlich Il leone. Ich will nur wissen, wohin Ihr uns steuern wollt.“
    „Habe ich nicht gesagt, es soll eine Überraschung sein?“ Er machte eine einladende Handbewegung. „Nun kommt schon. Es droht Euch bestimmt keine Gefahr.“
    „Nun gut. Ich habe ja gesagt, ich sei bereit für jedes Abenteuer.“ Sie nahm seine Hand und stieg in das sanft schaukelnde Boot.
    Eine luxuriöse Gondel war es wahrhaftig nicht. Es gab weder samtene Kissen noch vergoldete Schnitzereien. Es war ein Boot, das gebaut war, um See und Wellen zu trotzen. Doch Marcos hatte neben weichen Kissen und Felldecken für die Knie auch für Wein und Zuckerwerk gesorgt. Nachdem Julietta warm eingepackt war, setzte er sich auf die Bank ihr gegenüber, legte seinen schweren Umhang ab und nahm die Ruder.
    Unter seinem offenen schwarzen Samtwams leuchtete das weiße Leinenhemd. Unwillkürlich stellte sie sich seine nackte Brust und das Spiel der Muskeln vor, während er das Boot hinaus in den lebhaften Verkehr auf dem Kanal ruderte. Oje, was war sie doch für eine lasterhafte Frau geworden, seit er in ihr Leben getreten war. Wie konnte sie noch an ihr Geschäft denken, wenn sie nur noch seinen Körper, seine Augen und sein Haar sah und nur noch seine Stimme hörte? Nie hatten sie die törichten Lieder der Barden, die Liebesgedichte der Poeten beeindruckt. Nun aber begann sie zu verstehen, und das war gefährlich.
    Julietta lehnte sich zurück und beobachtete Marcos. Geschickt steuerte er das Boot zwischen den träge dahingleitenden Gondeln mit den fröhlichen Insassen hindurch. Seine Miene war angespannt, aber das Muskelspiel seiner Arme war gleichmäßig. Es war offensichtlich, dass er es gewohnt war zu rudern. Er war kein verwöhnter Höfling, Marcos war ein Mann der Tat und nicht der schönen Worte. Nach ihrer Begegnung mit Ermano hatte sie ihre wahre Freude an so einem ehrlichen, kraftvollen Mann.
    „Wohin rudern wir?“, fragte sie erneut. Das Boot glitt vorbei an den vielen Gondeln, vorbei an herrschaftlichen Häusern, Kirchen und Bauwerken in Richtung Lido. Juliettas Neugier wuchs mit jedem Ruderschlag. Ruderten sie zu einer Feier von Nicolais Geheimgesellschaften? War sie so geheim, dass sie auf einer der Inseln, die vor Venedig lagen, abgehalten werden musste? Oder gelangten sie zu einem stillen Plätzchen, außerhalb der lauten, ausgelassenen Stadt, wo sie die ganze Nacht allein und ungestört waren und nichts ihre Freude am leidenschaftlichen Beisammensein trüben konnte?
    Wieder musste sie an Ermano denken. An die Art, wie er ihre Hand geküsst hatte, an seine kalten grünen Augen, die sie so unerbittlich beobachtet hatten, an die Art, wie er seine Wünsche geäußert hatte, ohne auf ihre Antwort zu achten. Marcos war nicht wie Ermano. Ganz und gar nicht. Dennoch riet ihr Innerstes, das stets wachsam war und wie ein freiheitsliebender Vogel gegen alle Fesseln ankämpfte, zur Vorsicht.
    „Wollt Ihr mich entführen?“, fragte sie ganz leise.
    Marcos lachte schallend. Seine Stimme klang überhaupt nicht atemlos, obwohl er kräftig in die Riemen griff. Der Wind frischte auf, spielte mit seinem Haar und zerrte an seinem Hemd, als sie in die Lagune hinauskamen.
    „Ja“, rief er gegen den Wind. „Ihr seid meine Geisel, Signora. Frei kommt Ihr nur gegen eine ganze Kiste Eures feinsten Rosenwassers und natürlich gegen die Alleinherrschaft über Euren bezaubernden Körper.“
    „Ich wusste es doch! Insgeheim seid Ihr ein Pirat.“
    In der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht nicht sehen, aber sie spürte, dass er sie beobachtete. „Und Ihr, Madonna? Was sind Eure Geheimnisse?“
    Fröstelnd zog Julietta den Umhang fester um sich. „Ich? Ich habe

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