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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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seitdem sie denken konnte. »Einer wie er geht doch niemals unter!«
    »Woher willst du das wissen? Jeden im Feld kann es treffen – jeden! Gerade einen wie ihn, der so impulsiv ist, stets zu Späßen und Dummheiten aufgelegt. Gut möglich, dass Georg wieder einmal Tollkühnheit mit Tapferkeit verwechselt, so war er schon als kleiner Junge, ein Draufgänger, der die eigenen Grenzen überschätzt. Ich werde jedenfalls erst wieder ruhig schlafen können, wenn ich sein Lachen hier im Schlosshof höre. Doch damit sind meine Sorgen noch lange nicht vorbei. Sobald Andreas und Ladislaus alt genug sind, sind sie keine Pagen mehr, sondern müssen ebenfalls als Soldaten einrücken – und der nächste Krieg kommt bestimmt.« Katharina nahm einen Schluck Most. »Hier, im Osten des Reiches, sitzen wir auf einem Pulverfass, das sich jederzeit entzünden kann!«
    Philippine setzte sich so abrupt auf, dass ihre Haare wie ein schimmernder Vorhang um sie schwangen.
    »Und Erzherzog Ferdinand wird auch diesen nächsten Krieg zu führen haben?«, sagte sie. Trotz der Sonne, die ihr den Rücken wärmte, hatte sich auf einmal Kälte unter ihrem Brustbein eingenistet. Wie ein zweites Herz aus Eis, so fühlte es sich an. »Und selbst erneut dabei in Gefahr geraten?«
    »Endlich.« Katharina nickte befriedigt. »Ich dachte schon, ich würde diesen Namen nie mehr aus deinem Mund zu hören bekommen!«
    »Genau das hatte ich auch vor.« Philippine starrte zu Boden. »So fest war ich dazu entschlossen! Meine Schwärmerei, meine Träume, all meine sinnlosen Hoffnungen – wie dumm und kindisch erscheint mir das inzwischen. Doch seitdem ich hier bei dir in Böhmen bin … «
    Sie schwieg, spielte mit den seidenen Bändern des grünen Kleides, das früher einmal Katharina gehört hatte.
    »Meine Schwester hat sich nur in geheimnisvollen Andeutungen ergangen.« Katharinas Stimme war sanft. »Darin war und ist Anna eine wahre Meisterin! Ich weiß also lediglich, wie krank du warst. Und dass du dringend Aufmunterung brauchst. Willst du mir nicht endlich erzählen, was in Augsburg geschehen ist?«
     
    *
     
    Schloss Bresnitz, 7. September 1556
     
    Was bleibt mir anderes übrig, als ihr nach diesen Worten alles zu erzählen?
    Wie keine andere in der Familie, besitzt Tante Kat schon immer den Schlüssel zu meinem Herzen, den sie nicht einmal im Schloss herumdrehen muss, damit ich es ihr öffne.
    Als sei ein Damm gebrochen, fließt es aus mir heraus: meine Einsamkeit, die Begegnung mit Caspar am Lech, der Besuch in seinem Haus, meine Angst, die Entdeckung seiner Täuschung, Lisi, die raffinierte Kindfrau, mein Zusammenbruch, die Krankheit, die Leere …
    Ich bin atemlos, als ich endlich geendet habe.
    Sie ist noch immer ganz still, nur ihre sprechenden braunen Augen sind voller Mitgefühl.
    Dann spüre ich ihre warme Hand auf meinem Kopf.
    Die Klippen des Lebens, Pippa. Manchmal sind sie besonders steil. Aber es ist vorbei. Für immer vorbei!
    Zum ersten Mal in all der Zeit kann ich es selbst glauben. Ein schwerer Brocken rollt von meiner Brust.
    Und Ferdinand, sagte sie. Noch immer Ferdinand?
    Jetzt beginne ich zu weinen und kann nicht mehr damit aufhören, selbst wenn ich es gewollt hätte.
    Er ist so unerreichbar wie der Mond.
    Niemals hab ich ihm auch nur das Geringste bedeutet.
    Er hat mich längst vergessen.
    Ich will ihn nicht wiedersehen, sonst fängt das ganze Leid von vorn an!
    Ich stammle und stottere, muss mich schnäuzen, weil mir die Nase läuft und ich kaum noch Luft bekomme, sie aber setzt ein Lächeln auf, das ganz von innen zu kommen scheint.
    Hast nicht du die Kräuter deiner Mutter zu mir gebracht – selbst unter Lebensgefahr?
    Ich nicke, verstehe aber nicht, was sie damit meint.
    Du hättest ihr besser zuhören sollen! Meine Schwester Anna ist eine kluge Frau.
    Sie steht auf, geht zu den Tontöpfen, die mir noch gar nicht richtig aufgefallen sind, so sehr war ich mit mir beschäftigt.
    Als sie zurückkommt, hält sie einen grünen Zweig in der Hand, an dem weiße Blüten sitzen, obwohl der Herbst doch schon ganz nah ist.
    Ros marinus, der Tau des Meeres. Der Aphrodite geweiht. In jeden freien Topf, der mir untergekommen ist, hab ich ihn pflanzen lassen.
    Und weiter?
    Man sagt, wer einen blühenden Zweig berührt, verliebt sich unweigerlich. Aber Rosmarin schärft auch den Blick: Man kann erkennen, ob der, den man liebt, es auch wirklich wert ist.
    Ich starre ihr hinterher, als sie zur Tür geht.
    Du wirst wunderbar in weinrotem

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