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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Zuletzt ein dezenter Hinweis auf den nächsten Gang, der hoffentlich Euren Zungen schmeicheln wird!«
    Auf länglichen Silberplatten wurden Spieße mit gebratenem Wels, Speck und Rosmarin hereingetragen. Der Duft war so intensiv, dass er für einen Augenblick all die anderen vielfältigen Aromen im Saal überdeckte.
    Die Sehnsucht nach Ferdinand wurde so stark, dass Philippine Angst bekam, innerlich zu verglühen.
    Man kann auch aus Liebe sterben, dachte sie. Ich wäre nicht die Erste und gewiss nicht die Letzte, der das widerfährt.
    In diesem Augenblick wurde die Tür aufgerissen, und Georg stürmte in den Saal, lachend, schmutzverkrustet, so abgerissen und mager, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Bin wieder da, Mutter«, rief er. »Heil an Kopf und Gliedern, was willst du noch mehr? Und eine schöne Feier hast du gleich für meine Rückkehr eingerichtet!«
    Er ließ zu, dass sie ihn kurz an sich drückte, dann machte er sich frei und beäugte die Tafel. Ohne sich um den Staub auf seiner Schaube und den Morast an seinen Stiefeln zu scheren, zog er sich einen freien Stuhl heran und quetschte sich zwischen Philippine und Schellenberg.
    »Musst schon entschuldigen, Jaro«, rief er unbekümmert. »Aber meine schöne Base hab ich um einiges länger nicht mehr gesehen als dich.« Dann wanderten seine Augen über den Tisch. »Soll das etwa alles sein, was ihr mir übrig gelassen habt?«
    Er aß, während neue Platten hereingetragen wurden, als hätte er wochenlang nur von Luft und Gras gelebt, leerte zwischendrin sein Glas so zügig, dass die Bediensteten kaum noch mit Einschenken nachkamen, und begnügte sich mit Lachen oder knappen Antworten, wenn jemand mehr über seine soeben bestandenen Abenteuer erfahren wollte.
    Als der alte Herr von Lobkowitz hartnäckig nachfragte, wurde seine Miene plötzlich verschlossen.
    »Was willst du von mir hören? Krieg ist immer schrecklich«, sagte er. »Vor allem, wenn man tot ist. Lasst uns lieber auf die Lebenden trinken! Die Toten haben nichts mehr davon.«
    Nun ließen ihn die Tischgäste in Ruhe, und auch er schien plötzlich stiller, wie in sich gekehrt. Seine Hände spielten mit den Rosmarinzweiglein, schoben sie auf dem Tisch hin und her, rissen einzelne Nadeln ab, zerkrümelten sie zerstreut.
    »Wie lange wirst du bleiben, Pippa?«, fragte er plötzlich.
    »Solange deine Mutter mich hier haben will. Auf jeden Fall noch eine Weile. Und du?«
    »Ich muss morgen wieder zurück nach Prag. Der Erzherzog erwartet mich. Er braucht uns jetzt alle.«
    Die Kehle wurde ihr plötzlich eng.
    »Du reitest zu ihm?«, sagte sie leise.
    »Was sonst sollte ich tun? Der Krieg ist erst einmal vorbei, solange bis der Reichstag neue Gelder bewilligt hat. Jetzt geht das höfische Leben weiter.« Georg hüstelte. »Weißt du, dass er über dich geredet hat?«
    »Ferdinand? Du lügst!«, sagte sie schnell.
    »Ich lüge nie. Vielleicht übertreibe ich gelegentlich, das mag durchaus vorkommen, doch in diesem speziellen Fall ist jedes Wort wahr.« Er legte die Hand auf sein Herz, schaute sie treuherzig an. »Willst du, dass ich schwöre? Dann werde ich hier und jetzt auf das Leben meiner Mutter schwören!«
    »Aber es ist Jahre her, dass wir uns begegnet sind!« In ihrer wachsenden Aufregung hatte nun auch Philippine nach dem Rosmarin gegriffen und begann, einen Zweig zwischen den Fingern zu zerreiben.
    »Das hat er auch gesagt. Und es schien ihm durchaus leidzutun. Wenn ich ihm nun ausrichte, dass du hier bist, bei meiner Mutter … «
    »Gar nichts wirst du, verstanden!« Philippine erhob sich so abrupt, dass der Stuhl hinter ihr umfiel.
    Alle Blicke flogen zu ihr. Sie konnte förmlich spüren, wie ihr Gesicht blutrot anlief.
    »Willst du dich ausruhen, Kind?«, sagte Katharina besorgt. »Wir werden dich vermissen, aber ich denke, es wäre keine schlechte Idee!«
    Sie nickte, unfähig, noch etwas herauszubringen, raffte ihr Kleid und verließ den Saal.
     
    *
     
    Schloss Bresnitz, 22. September 1556
     
    Georg ist ein Lügner !
    Und doch wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass er die Wahrheit gesagt hat.
    Weißt du, dass er über dich gesprochen hat …
    Selbst, wenn er tatsächlich Ferdinand damit meint, so kann das alles und nichts bedeuten!
    Warum aber fliegt mein Herz dann so? Warum sind meine Hände eiskalt und der Kopf ist glühend heiß?
    Aus Versehen hab ich einen Rosmarinzweig aus dem Saal mitgenommen und ihn in die Ecke geworfen, als ich mich endlich in mein Gemach flüchten

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