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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gesprochen, dass die fremde Herrschaft im Land von vielen als Unterdrückung empfunden wurde. Wer zu denen gehörte, die mit dem Hof in Prag paktierten oder sogar von ihm lebten, bekam das zu spüren.
    Philippine war heilfroh, als sie endlich aufbrechen konnten und nach zwei Tagen Pilsen ohne weitere Zwischenfälle erreichten. Dort allerdings verschlechterte sich Jörgs Zustand erneut. Er begann zu fiebern, sprach von dunklen Schatten, die an seinem Bett stünden, verweigerte die Nahrung.
    Hin und her gerissen zwischen der Loyalität dem Reisegefährten gegenüber, der dringend Hilfe brauchte, und dem Wunsch, endlich bei der Tante anzukommen, wachte sie bei ihm, gab ihm abwechselnd Weißdorn- und- Lindenblütentee zu trinken und sorgte dafür, dass sein Zimmer in der Herberge einmal täglich gründlich ausgeräuchert wurde.
    Am dritten Tag schlug Jörg die Augen wieder auf, offenbar wieder ganz bei klarem Verstand.
    »Wird Zeit, dass du dein Ziel endlich erreichst«, sagte er. »Sonst werden deine Leute noch vor Sorge umkommen. Ich hab versprochen, dich sicher auf der Burg abzuliefern – und genau das werde ich jetzt auch tun. Und essen muss ich. Anständig essen!«
    Viel zu packen hatte sie nicht.
    Die Kisten waren und blieben verloren; die Tante würde ihr mit so gut wie allem aushelfen müssen, was eine junge Frau brauchte. Ihr Kleid war inzwischen wieder sauber, weil sie es einer Wäscherin anvertraut hatte, doch die Flecken waren trotz aller Bemühungen noch immer deutlich zu sehen. Um nicht wie eine Landstreicherin dazustehen, hatte Philippine ein schlichtes Gewand aus hellem Leinen erstanden, das bereits fertig genäht auf eine neue Trägerin gewartet hatte. Nach ein paar kleinen Änderungen saß es an ihr wie angegossen und brachte sogar Peter dazu, einen anerkennenden Pfiff auszustoßen, als er sie darin erblickte.
    Allein die Vorstellung, abermals zwei Tage in dem kaum gefederten Gefährt von jeder Bodenwelle hin und her geschleudert zu werden, bereitete ihr Unbehagen. Umso größer ihre Überraschung, als Jörg mit zwei Pferden vor der Herberge erschien.
    »Ich nehme doch an, du kannst einigermaßen reiten?«, sagte er, weil ihre unverhohlene Freude ihn verlegen machte.
    »Kann ich«, versicherte sie und verschwieg, dass es Jahre zurücklag, dass sie zum letzten Mal im Sattel gesessen hatte. »Meine Brüder haben es mir beigebracht.«
    »Die Stute ist für dich, den Wallach nehme ich.« Seine Stimme klang stolz.
    »Wo hast du die denn so schnell aufgetrieben?«
    »Bierbrauer halten zusammen. Erst recht in schweren Zeiten. Mit Meister Karel Kubelík stehe ich seit über zwei Jahren in Briefverkehr. Von ihm stammen auch die beiden Rösser.«
    »Aber bist du denn dafür auch schon wieder gesund genug?«, fragte Philippine besorgt.
    »Meine Versprechen pflege ich zu halten«, erwiderte Jörg. »Erst recht, wenn ich sie einer Welserin gegeben habe. Deine Tante wird mir sicherlich jemanden zuteilen, der die Stute heil zurück nach Pilsen bringt. Und in der Scheune muss ich dort sicherlich auch nicht schlafen, oder doch?« Zum ersten Mal seit Tagen war sein Lachen wieder unbeschwert und breit. »Willst du nicht endlich aufsitzen? Oder soll ich doch lieber den Wagen anspannen?«
    Sie verstaute den Kräuterbeutel in einer der Satteltaschen. Dann war sie so rasch auf dem Pferd, dass er nur noch verdutzt den Kopf schütteln konnte.
     
    *
     
    Schloss Bresnitz, 1. September 1556
     
    Ich bin endlich angekommen – und kann es noch kaum fassen!
    Im Nachhinein erscheint mir der ganze Ritt hierher wie ein einziger Traum. Wälder, Felder, Ortschaften, Klöster, alles gleitet an mir vorbei, als seien es Bilder meiner Fantasie. Immer wieder muss ich mir bewusst machen, dass es genügen würde, die Hand auszustrecken.
    Dass alles, was ich rieche und fühle, real ist. Zum Greifen nah.
    Wie schön diese Gegend ist, wie gesegnet!
    Jetzt, im warmen Schein des Spätsommers, liegt etwas Warmes, Sattes, Goldenes auf dem Land, das ich von meiner Heimat her nicht kenne. Obwohl ich nicht zum ersten Mal hier bin, empfinde ich es stärker als bei all meinen bisherigen Besuchen.
    Es ist, als würde dieses Fleckchen Erde mich willkommen heißen.
    Als habe es auf mich gewartet.
    Ein Gefühl, hierher zu gehören.
    Erst recht, als Tante Kats feste Arme mich umschließen, auch wenn mein Hinterteil höllisch schmerzt und die Hände sich ganz steif anfühlen, weil ich an Reiten nicht mehr gewöhnt bin.
    Jörg, mein Begleiter, wird herzlich

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