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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Anstrengung, zu verschleiern, was doch so offensichtlich vor ihnen strampelte.
    Ferdinand schien vor Stolz fast zu platzen, als er seinen Sohn in der kleinen Marienkapelle von Bresnitz über das Taufbecken hielt, Philippine dagegen war ernst.
    Jetzt bist du da, dachte sie. Erst jetzt!
    Paten waren Ferdi von Loxan und Ladislaus von Sternberg. In wenigen Tagen sollte seine Hochzeit mit Kathi gefeiert werden. Das ganze Schloss rüstete sich schon für dieses große Fest, an dem auch die Einweihung der Bibliothek zelebriert werden sollte.
    Philippine und ihr Neugeborener jedoch waren in die Stille ihrer Kemenate verbannt, damit niemand von den Gästen auf dumme Gedanken kam, sobald er die Wöchnerin erblickte. Sie war nicht mehr die fragile junge Frau in weinrotem Samt, der damals die Männerherzen zugeflogen waren. Und auch nicht mehr die geheimnisvolle Schöne in taubenblauer Seide, die Ferdinand bezaubert hatte. Die Strapazen der Geburt hatten Spuren in ihrem Gesicht, an ihrem Körper hinterlassen, für die sie sich mal schämte, und die sie im nächsten Moment trotzig zur Schau stellte wie ein Schmuckstück.
    Beim Hinausgehen, als Andreas in Milas Armen lag, die sich bereits für seine nächste Mahlzeit rüstete, schien Ferdinand zu spüren, was in Philippine vorging.
    »Du sollst nicht auf alles verzichten müssen«, flüsterte er in ihr Ohr. »Ich weiß durchaus, was ich dir zumute, glaub mir das!«
    Sie ließ zu, dass er sie enger an sich zog.
    »Du hast nachgedacht?«, fragte sie mit klopfendem Herzen. Hatte die Gottesmutter, zu der sie täglich betete, ihr Flehen erhört?
    Würde er es sich doch nicht nehmen lassen, dem Kaiser seinen Sohn persönlich zu präsentieren?
    »Ja, das habe ich. Dass ich unsere Lage nicht von Grund auf ändern kann, liegt auf der Hand.«
    Das freudige Flackern in ihr erlosch. Worte, dachte sie, nichts als Worte!
    »Aber ich werde dir deinen Wunsch erfüllen.«
    Fragend sah sie ihn an.
    »Du sollst ein eigenes Heim bekommen. Burg Pürglitz, nahe bei Prag. Die notwendigen Umbauten habe ich bereits in Auftrag gegeben. Freilich musst du ein wenig Geduld aufbringen, denn es ist einiges zu tun, damit ihr«, er korrigierte sich rasch, »damit wir dort gut leben können.«
    Für einen Moment wurde ihr schwindelig vor Glück.
    Dusanas Fratze schien sich in nichts aufzulösen, und dass Žit gerade in diesem Moment fröhlich bellend um ihre Beine schoss, erschien Philippine alles andere als zufällig.
    Manchmal bekommt man mehr auf einmal, als man zu verdienen glaubt, dachte sie. Ist es vielleicht das, was einige als Gnade bezeichnen?

Prunus spinosa
    auch genannt Heckendorn, Schlehe,
    Bockbeerli, Sauerpflaume
     

     
    Positive Wirkung: Blüten wirken abführend und blutreinigend. Bitterstoffe regen Appetit an, wirken entzündungshemmend. Sträucher sollen vor Hexen und Zauberei schützen. Aus der Rinde gewann man im Mittelalter Tinte.
    Negative Wirkung:  Kerne sind schwach giftig (blausäurehaltig).

Kapitel IX
SCHLEHDORN
     
    Burg Pürglitz, September 1560
     
    Mit einem Ächzen richtete Philippine sich auf. In dieser Schwangerschaft fiel ihr das Bücken noch schwerer, und dennoch mochte sie nicht auf die Arbeit in ihrem neu angelegten Kräutergarten verzichten. Jetzt, wo der Sommer vorbei war, waren einige der Beete und Sträucher schon abgeerntet, die Pflanzen getrocknet und für die Wintermonate in Bündeln aufgehängt worden. Doch bislang war der Herbst so mild geblieben, dass Alant, Beifuß, Eibisch, Engelwurz, Nachtkerze, Sonnenhut, Weißdorn und vieles andere noch immer grünte. Ihr Bauch, der sich schon nach den ersten Monaten sichtbar nach außen gewölbt hatte, hatte mittlerweile einen Umfang erreicht, der ihr manchmal Angst einflößte. Ihre Beine waren angeschwollen; sogar die sonst so schlanken Finger hatten einiges von ihrer Eleganz verloren. Stimmten die Berechnungen der Hebamme, so würden allerdings noch fast drei weitere Monate vergehen, bis das Kind zur Welt kam – ein Mädchen, ginge es nach ihr, wogegen Ferdinand auf einen zweiten Sohn hoffte.
    Andi, wie alle auf Burg Pürglitz den Kleinen nannten, war ein hübsches Kind, dabei aber so dickköpfig und launenhaft, dass jedes Geschwisterchen ihm sicherlich guttun würde, ganz egal, welchen Geschlechts. Er selbst schien nicht gerade erbaut über die Konkurrenz, die gerade im mütterlichen Leib heranreifte, lief weg, wenn Philippine ihn zärtlich zu sich heranziehen und mit ihm über das Ungeborene reden wollte, und hatte

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