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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Grund für uns alle drei, noch einmal Freudentränen miteinander zu vergießen.
    Doch diese sind inzwischen leider versiegt.
    Etwas Dunkles, Beklemmendes liegt über Pürglitz, als seien Dämonen und böse Geister über uns gekommen, die auch das stärkste Räucherwerk nicht vertreiben kann. Ich höre Dusana klagen und fürchte mich vor den langen, schmerzensreichen Stunden, die vor mir liegen, mehr noch aber über jene entsetzliche Prozedur des Kindaussetzens zwischen den Türen, die ich abermals über mich ergehen lassen muss.
    Gibt es davor kein Entkommen?
    Ferdinand dreht den Kopf weg, zu schwach, um mir ein Nein ins Gesicht zu sagen.
    Und wenn ich sterbe, mein Herzallerliebster? Wirst du dann die nächste Prinzessin freien?
    Die Worte sind über meine Lippen geschlüpft, bevor ich sie zurückhalten kann.
    Du stirbst nicht. Du darfst nicht sterben!
    Sein Gesicht ist wie ein Leichentuch.
    Das liegt allein in Gottes Hand. Jede Geburt ist ein Wagnis auf Leben und Tod, das weißt du ebenso gut wie ich. Wirst du also unsere Kinder als ›natürlich‹ anerkennen, wenn ihre Mutter nicht mehr lebt?
    Er bleibt mir die Antwort schuldig. Als Kaisersohn weiß er genau, was er seiner Herkunft schuldig ist.
    Ein Schmerz durchfährt mich, ich muss die Feder sinken lassen.
    Das Wasser bricht.
    Mein Kind kommt. Zu früh, viel zu früh …
     
    *
     
    Burg Pürglitz, November 1560
     
    Vor drei Tagen erblickte der zweite Sohn von Philippine und Ferdinand das Licht der Welt – ohne zu atmen.
    So klein war er, so zierlich und perfekt, als er den Leib seiner Mutter verließ, dass in den ersten Momenten niemand etwas dagegen unternahm.
    Dann allerdings erfasste Anna Welser den Ernst der Situation, griff sich ein dickes Tuch, begann ihn zu rubbeln und zu klopfen und presste schließlich ihre Lippen auf den kleinen Rosenmund, um ihm Atem einzuhauchen.
    In einem Schwall erbrach er das Fruchtwasser.
    Schließlich sein zorniger Schrei. Alle brachen in erleichtertes Gelächter aus.
    Seitdem ließ Philippine ihn nicht mehr aus den Augen.
    Die Wiege stand neben ihrem Wochenbett. Sie wurde nicht müde, sein spitzes, kleines Gesicht anzusehen, die winzigen Hände zu berühren, die meist zu Fäusten geballt waren, als müsse er weiterhin kämpfen, um zu leben.
    Andreas gestattete sie, einen Blick auf den Bruder zu werfen, doch nach Kurzem zog er gelangweilt weiter.
    Ganz anders als Žit, der nicht mehr von dem Kleinen weichen wollte, als habe er ihn bereits in sein Rudel aufgenommen. Seine Vernarrtheit ging so weit, dass sie ihn immer wieder in der Wiege fand, zusammengerollt am Fußende, als wolle er das Kind bewachen. Fast tat es ihr leid, ihn aus diesem Paradies zu vertrieben, aber sie tat es trotzdem.
    Anna salbte das Kind täglich mit Rosenöl, das sie eigens angesetzt hatte. Sie hatte ihr Kräuterbuch mit nach Pürglitz gebracht, in einer zweiten akkuraten Abschrift, die sie Philippine feierlich überreichte, mit der Aufforderung, sie zu ergänzen und zu erweitern.
    Dieses Mal hatte Ferdinand sich erboten, seiner Frau bei der entwürdigenden Zeremonie der Kindsauffindung beizustehen. Als sein sehnlichst erwartetes Kommen angekündigt wurde, erhob Philippine sich mühsam aus dem Wochenbett.
    In ein dickes Wolltuch gehüllt, schritt sie ihm langsam entgegen.
    »Wir haben gewonnen, Liebste«, rief er ihr entgegen. »Endlich! Mein Vater hat die Heirat akzeptiert.«
    Ihre Erleichterung war so grenzenlos, dass sie ihm fast vor die Füße gefallen wäre.
    »Dann sind wir jetzt offiziell Mann und Frau?«, sagte sie, als er sie nach oben zog und zärtlich küsste. »Vor Gott und vor der ganzen Welt? Ich kann es noch gar nicht richtig fassen!«
    »Nicht ganz«, sagte er. Das Lächeln, das soeben noch ihr Gesicht erhellt hatte, erlosch. »Er akzeptiert zwar die Heirat – doch sie muss weiterhin geheim bleiben. Ich habe die entsprechenden Papiere bei mir, die es zu besiegeln gilt.«
    »Papiere?« Philippines ganze Verachtung lag in diesem einen Wort. »Noch mehr Papiere – wozu?«
    »Aber versteh doch, was das für uns bedeutet!«, rief er flehend. »Nie wieder wird mein Name mit irgendeiner Prinzessin in Verbindung gebracht werden, die ich heiraten soll. Ich bin frei – frei für dich … für uns … «
    Sie wandte sich ab.
    »Wohin willst du?«, rief er hinterher.
    »Zu unserem neu geborenen Sohn«, murmelte sie. »Und ich dachte, aus diesem Grund seist auch du gekommen. Karl soll er heißen – nach meinem Bruder. Und nach deinem. Bist du

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