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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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doch ganz offenkundig übten weibliche Reize eine große Anziehungskraft auf ihn aus.
    Hingerissen von der feurigen Dame in Rot, sprang er so eifrig mit Eva herum, als seien sie ausgelassene Kinder, die sich um nichts scheren mussten. Die anderen Tänzer vermochten diesem Tempo nicht lange zu folgen. Bald schon war die korrekte Gasse aufgelöst. Die meisten blieben stehen und schauten Eva und dem gelenkigen Grafen zu.
    Irgendwann streifte sie die Schuhe ab und tanzte barfuß weiter. Das Kleid war ihr halb von der Schulter gerutscht und entblößte helle, feste Haut. Ihre Brüste senkten und hoben sich unter dem dünnen Stoff, sie lachte kehlig und warf die Haare zurück. Es gab keinen Mann im Festsaal, der sie nicht angestarrt hätte.
    Als die Musik endete, ließ sie sich halb aufgelöst auf den nächstbesten Stuhl sinken.
    »Auf der Stelle sterben könnte ich!«, rief sie. »So wunderbar ist das Leben.« Den Inhalt des Weinpokals, den Sonnegg ihr mit einer kleinen Verbeugung reichte, stürzte sie in einem Zug hinunter, als sei es klares Quellwasser. »Willst du nicht auch mit uns trinken, Pippa?«
    Philippine blieb stumm.
    Zu genau wusste sie inzwischen, was diesem Höhenflug unweigerlich folgen würde – Katzenjammer, der mindestens zwei Tage andauern und über kurz oder lang erneut vor ihren Truhen enden würde, wo Eva wie ein kleines Mädchen um das nächste Spielzeug bettelte.
    Und Karl?
    Manchmal tat es ihr in der Seele weh, wie gut er wegzuschauen vermochte. Oder tat er das in Wirklichkeit gar nicht, und das Paar betrieb ein waghalsiges Spiel, bei dem es nur Verlierer geben konnte?
    Maßlos waren sie beide, daran gab es keinen Zweifel, gierig ebenso nach Silber und Anerkennung wie nach Macht und Einfluss.
    Bereute Eva inzwischen, sich mit einem Bürgerlichen begnügt zu haben, und wenn der 1000-mal der Schwager des Erzherzogs war – wo ihr jetzt doch ein ganzes Heer junger, gut aussehender Adeliger zur Verfügung gestanden hätte, alle nur zu begierig, nach ihrer Pfeife zu tanzen?
    Und waren es nicht eben diese Gründe, die Karl immer noch weiter antrieben, ihn bleich und ruhelos machten, obwohl er als Hofrat keinerlei Sorgen mehr haben müsste?
    Sie wartete ab, bis die Volta angestimmt wurde, traditionsgemäß der letzte Tanz, bevor der große Festschmaus beginnen sollte. Ferdinand hatte darauf bestanden, dass alle Gäste des Abends als antike Gottheiten kostümiert waren. Katharina von Loxan war als Hera in schwerer, weißer Seide erschienen, während Anna Welser unpässlich war und sich für den Maskenball hatte entschuldigen lassen. Philippines silbernes Gewand und Maske sollten Artemis darstellen, wenngleich ihre rundliche Figur nicht mehr ganz der jungfräulichen Jägerin entsprach, während Eva selbstredend Aphrodite verkörperte. Karl war als tiefschwarzer Hades verkleidet – und ähnlich düster schien auch seine Stimmung.
    »Ich werde ihrer nicht mehr Herr«, begann er zu lamentieren, kaum hatten sie die ersten Schritte gemacht. »Siehst du denn nicht, wie sie sich jetzt schon wieder aufführt? In aller Öffentlichkeit setzt sie mir Hörner auf!«
    »Eva meint es nicht so«, sagte Philippine und klang wenig überzeugt. »Du weißt doch, wie sie ist!«
    »Und ob ich das weiß! Inzwischen kann ich sogar verstehen, dass Vater weggegangen ist. Manchmal muss ein Mann eben seine Entscheidungen treffen.« Er machte einen Satz zur Seite, als wolle er sich auf Eva stürzen.
    Philippine krallte sich in seinen Arm.
    Einen öffentlichen Skandal während seiner geliebten Mummerei würde Ferdinand dem Schwager niemals verzeihen. Die beiden mussten andere Wege finden, um ihre Schwierigkeiten zu lösen.
    »Muss er das?« Ihre Stimme klang plötzlich scharf. »Spricht jetzt wieder der Herr der Gezeiten, der alles weiß und alles kennt? Eine Springwurzel, die dir den Weg zu unermesslichen Schätzen öffnet, lieber Bruder, wirst du vermutlich nicht finden!«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nun, im Kontor von Onkel Bartholomé hast du es ebenso wenig ausgehalten wie später bei den Nürnberger Welsern. Burg Pürglitz war dir zu eng und abgeschieden, der Hof zu Prag wiederum erschien dir als Ratten- und Natterngrube, wenn ich deine eigenen Worte wiederholen darf. Jetzt bist du hier in Tirol ansässig, darfst dich Hofrat nennen, bekommst Geld, damit du ein angenehmes Leben führen kannst, und hast zudem ein Weib an deiner Seite, um das alle dich beneiden. Was willst du noch? Weißt du das eigentlich selbst?«
    Er

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