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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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bekommen blaue Flecken, Wunden, Verstauchungen, mein kleiner Karl einmal sogar eine leichte Gehirnerschütterung.
    Doch Adam lacht nur, wenn sie sich über ihre Blessuren beklagen.
    Wer ein Ritter werden will, der muss früh beginnen.
    Besonders Karl hängt an Adams Lippen, als fließe aus ihnen das Manna des Himmels.
    Auch Ferdinand hat den jungen Adeligen gern um sich, findet ihn freundlich und hell, während ich ihm gegenüber weiterhin zurückhaltend bleibe.
    Groß sind meine Jungen geworden, innerhalb weniger Monate aus Schuhen und Kleidern herausgewachsen – und sie fangen an, Fragen zu stellen, die mir wenig behagen.
    Warum sind wir keine Prinzen?
    Wieso wohnen wir nicht in der Hofburg?
    Weshalb dürfen wir niemals zum Vater nach Innsbruck?
    Die Erbfolge bleibt ihnen verwehrt; die Reichtümer des Hauses Habsburg, bis auf eine Apanage, sind ihnen verschlossen. Wandeln sie später einmal auf Freiersfüßen, werden sie wegen der heimlichen Heirat ihrer Eltern offiziell als Bastarde gelten, denen kein Mädchen aus höchsten Kreisen jemals die Hand reichen mag.
    Schloss Ambras, das mich umschließt wie ein schützender Kokon, ist für meine Söhne wie eine juckende Haut, die sie abstreifen werden, weil sie ihnen bald zu eng sein wird.
    Ich liebe sie so sehr, dass ich manchmal weinen muss. Sie sind alles, was mir geblieben ist, meine Augensterne.
    Mein Leben.
    Würde ihnen etwas zustoßen, keinen einzigen Atemzug mehr möchte ich tun …
    Ja, da ist sie wieder, meine alte Angst, jemand könnte mir oder den Meinen etwas zufügen!
    Ich kann nicht einmal genau sagen, wann sie wieder aufgetaucht ist. Vielleicht am Grab unserer letzten Tochter, vielleicht aber auch schon früher. Mittlerweile denke ich, sie hat mich niemals wirklich verlassen, sondern sich lediglich zusammengerollt wie eine giftige Schlange am Grund eines Schachts, um bei der nächsten Gelegenheit erneut emporzuschnellen.
    Dusana ist mir nicht bis an den Inn gefolgt.
    Zumindest war ich bislang davon überzeugt.
    Was aber, wenn sie tückischerweise nur andere Gestalt angenommen hat, um mich doch noch ins Verderben zu führen?
    Denn ich glaube in letzter Zeit immer wieder ein unheimliches Sirren zu hören, sobald nachts Ruhe im Schloss einkehrt, ein harter, hässlicher Ton, der mir durch und durch geht.
    Eine Warnung vor dem, was da kommen mag?
    Denn der 5. Monat des Jahres, der großes Unheil verheißt, ist noch nicht vorbei …
    Ich bin aufmerksam. Mehr denn je.
    Und Mariechen, meine treueste Stütze, wacht über mich mit Argusaugen.
    Aber reicht das auch aus?
    Das Schloss ist so groß, der Hofstaat derart umfangreich, dass ich mir die einzelnen Gesichter kaum einprägen kann. Ferdinand sammelt Menschen nicht anders, wie er mit Bildern, Rüstungen und Raritäten verfährt. Doch kaum sind sie in seinen Diensten, hat er die meisten davon schon wieder vergessen, so wie unseren Hofzwerg Thomele, den kleinen Mann mit den traurigsten Augen, die ich jemals gesehen habe.
    Allerdings kann auch mein geliebter Mann Wesen aus Fleisch und Blut weder in Kisten verpacken noch in dunklen Ecken lagern. All diese Stalljungen, Pferdeknechte, Sänftenträger, Bademägde, Küchenhilfen, Waschfrauen und welch anderen Tätigkeiten sie im Einzelnen auch immer nachgehen mögen, müssen untergebracht, ernährt und verpflegt werden.
    Der Schornstein geht niemals aus. Unentwegt wird auf Ambras gekocht, gebrutzelt, gebraten – und gegessen!
    Žit verrichtet sein heiliges Amt dabei nach wie vor.
    Er hat sogar Gesellschaft darin bekommen. Einer seiner Söhne aus dem ersten Wurf ist bei mir geblieben, ein freundlicher, brauner Geselle mit kurzen Beinen und gebogener Rute, den ich Veit genannt habe. Er ist ebenso neugierig wie der Vater, aber nicht ganz so mutig, dafür sanft, noch liebesbedürftiger.
    Kaum betrete ich meine Räume, wedelt er mir schon freundlich entgegen. Ihm kann ich alles ins Ohr flüstern, was mich bedrückt, all meine Sorgen, Ängste, alle meine Nöte.
    Veit, mein kleiner Freund, legt seine kühle Schnauze auf mein Knie und sieht mich aus treuen Augen an.
     
    *
     
    Schloss Ambras, Mai 1570
     
    Sie fand Goran Guaranta in der Offizin, den kantigen Kopf tief über den Mörser gebeugt. Katharina stand hinten am Regal und ordnete Tiegelchen und Fläschchen.
    »Gut, dass Ihr endlich da seid, Herrin«, brummte der Apotheker. »Der Strom der Kranken und Hilfsbedürftigen wollte heute gar nicht mehr abreißen! Und was wir alles hatten: Kinder mit Fraisen, einen Mann

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