Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
mit einem Augenleiden, zwei Frauen mit Magenbeschwerden, eine Rippenfellentzündung – und vieles, vieles mehr!«
»Es scheint sich langsam herumzusprechen, dass ihnen hier geholfen wird«, sagte Philippine. »Doch noch immer schrecken manche vor Ambras zurück – dem Schloss der Buhlin.« Ihre Stimme klang plötzlich bitter. »Glauben sie vielleicht, meine Sünde würde auch sie vergiften?«
»Lass die Leute doch glauben, was sie wollen!«, sagte Katharina. »Immer mehr Dankesschreiben trudeln ein. So mancher muss sogar teuer dafür bezahlt haben, weil er selbst gar nicht schreiben kann. Sieh doch nur einmal!«
Sie hielt ihr einige verknitterte Blätter unter die Nase.
»An die Hochwohlgeborene Freifrau von Zinnenberg«, las sie Philippine vor. »Mein liebs Kind, das schwer die Masern gehabt, ist wieder wohlauf dank Eurer Medizin. Werde in der Franziskanerkirche zu Innsbruck eine schöne Kerze für Euch anzünden.«
Katharina lächelte.
»Einige reden dich auch ganz direkt an. So wie diese Frau: ›Philippine, hast mich von der Zahnfäule befreit. Bist für mich der Engel von Ambras. Vergelt’s dir Gott.‹ Kürzer und treffender könnte man es kaum ausdrücken!«
»Wir sollten trotzdem erwägen, selber zu den Kranken zu gehen«, sagte Philippine nachdenklich. »Damit könnten wir noch mehr Menschen gesund machen. Bis in die entlegenen Weiler freilich vermag ich nicht mehr zu kraxeln. Das müsste schon Eva besorgen. Aber bis nach Aldrans, ja, das wäre auch für mich möglich!«
»Eva?« Katharina spuckte den Namen aus wie eine faulige Frucht. »Vergiss es!«
»Du magst sie noch immer nicht?«
»Sie hat mir nie sonderlich gelegen. Eine Weile hab ich mich bemüht, sie mit deinen gutmütigen Augen zu sehen, doch damit ist es jetzt vorbei. Sie macht meinen Neffen zum Hahnrei, so ungeniert, wie sie in aller Öffentlichkeit mit diesem Grafen herumtändelt. Und Ferdinand und dich nützt sie schamlos aus mit ihren unendlichen Wünschen und Forderungen.«
»Ach, sie ist doch nur ein Kind, ein launisches, verzogenes, manchmal allerdings äußerst entzückendes Kind … «
»Kinder sind nicht hinterhältig und affektiert, es sei denn, die Erwachsenen machen sie dazu. Ich wünschte, du hättest eine andere Vertraute – nicht diese Natter, die du an deinem Busen nährst!«
Nicht zum ersten Mal, dass sie etwas Negatives über Eva äußerte, doch so unmissverständlich wie heute hatte Katharina sich noch nie zuvor ausgedrückt. Etwas Kaltes kroch in Philippine hoch, das sie schon einmal gestreift hatte.
Doch dann schob sie es wieder weg.
»Ich werde mit ihr reden«, sagte sie. »Versprochen! Und ich bin sicher, sie wird einsehen, dass sie sich ändern muss. Aber jetzt brauche ich erst mal eine ordentliche Prise Christrose. Unseren armen Burghauptmann Iphofer hat die Krätze befallen. Ganz blutig hat er sich gescheuert! Ich hab ihm gesagt, dass er um ein ausgiebiges Bad im Zuber nicht herumkommen wird, was ihm ganz und gar nicht gefallen hat. Hinterher soll er seine Haut dünn mit diesem Pulver einreiben. Das wird den Ausschlag vertreiben.«
Guaranta legte seinen Mörser weg und öffnete die entsprechende Schublade.
Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
»Leer!«, sagte er. »Ratzeputz leer – seht selbst. Dabei hab ich erst Anfang der Woche unseren gesamten getrockneten Vorrat zerstoßen.« Plötzlich sah er zerknirscht aus. »Gestern Morgen war nicht abgeschlossen, als ich zur Apotheke kam. Ich muss es wohl am Vorabend vergessen haben.«
»Somit könnte jeder auf Ambras das Gift an sich genommen haben«, sagte Philippine nachdenklich. »Jeder, der einem anderen etwas Böses will.«
»Wir sollten die Leute einzeln befragen«, sagte Katharina, um gleich darauf den Kopf zu schütteln. »Nein, das würde nichts bringen. Wer das getan hat, wird es niemals freiwillig gestehen.« Sie berührte den Arm ihrer Nichte. »Du musst noch vorsichtiger sein als bisher. Versprichst du mir das, Pippa?«
»Ich werde vorsichtig sein«, sagte Philippine. »Außerdem habe ich zwei unbestechliche Gefährten, die mir dabei helfen.«
Nachdenklich stieg sie die Stiege zu ihren Gemächern hinauf.
Alles blieb still, als sie oben angelangt war. Kein fröhliches Bellen, wie sie es sonst von Veit gewohnt war.
Sein Fressnapf war noch halb voll. Ungewöhnlich, weil er sich sonst über alles hermachte, was zwischen seine Kiefer passte.
Sie war schon halb vorbei, als sie plötzlich stehen blieb.
Wieso schimmerten diese
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