Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
grub in Kisten, schob Möbel beiseite, griff unter die Bettstatt, schüttelte alle Gewänder nacheinander aus – doch es war und blieb verschwunden.
»Der Teufel muss es haben, Herrin«, seufzte sie, als sie erschöpft und schweißgebadet wieder vor Philippine stand. »Anders kann ich mir die Sache nicht erklären. Er hat sich seinen Fingerhut zurückgeholt. Was mich betrifft, so hab ich es seit zwei geschlagenen Tagen nicht mehr gesehen!«
»Vielleicht, weil deine Gedanken in letzter Zeit ein wenig zu oft hinunter in die Küche wandern?«, sagte Philippine.
Mariechen wurde rot.
»Zu einem gewissen jungen Mann namens Andrin, der sich prächtig auf die Zubereitung von Nonnenfürzle versteht, die auch außerhalb der Fastenzeit köstlich munden … «
»Er hat nur zweimal meine Hand gehalten«, flüsterte sie. »Und mich ein einziges Mal geküsst. Mehr war nicht zwischen uns. Ich würde Euch niemals verlassen. Das habe ich doch beim Leben der Mutter geschworen!«
»Was nicht bedeutet, dass du wie eine Nonne leben musst, Mariechen«, sagte Philippine, die angesichts der Verlegenheit ihr Lächeln wiedergefunden hatte. »Du bist eine schöne junge Frau. Kein Wunder, dass die Männer dir nachsteigen! Und Andrin scheint ein ordentlicher Kerl zu sein, der zudem sein Handwerk versteht. Wenn du ihn also wirklich magst, könnt ihr euch verloben und von mir aus gerne heiraten. Ein Koch und eine Zofe – das geht doch gut zusammen!«
Mariechen zuckte die Achseln.
»Du siehst auf einmal so nachdenklich aus. Hat Andrin etwas gesagt oder getan, das dir nicht gefällt?«
»Nein, das ist es nicht. Er mag mich, sehr sogar, das weiß ich. Bloß … « Die großen grünen Augen waren fest auf Philippine gerichtet.
»Bloß?«, wiederholte sie aufmunternd.
»Ich sehe Euch oft weinen und traurig sein, Herrin. Das ging schon in Böhmen so und ist hier in Tirol nicht viel anders geworden. Diese ganze Heiraterei, die Kinder, die man unter Schmerzen gebiert und dann doch wieder verliert – ich weiß nicht so recht, ob ich mir das wirklich antun soll.«
»Es täte mir in der Seele weh, wenn mein schlechtes Beispiel dich an deinem Glück hindern würde.« Philippines Stimme klang plötzlich belegt.
»Nein, Ihr seid es ja nicht allein, Herrin! Wohin ich auch schaue, überall nichts als Kummer und Verdruss. Manchmal denke ich, dass Frauen und Männer einfach nicht zusammenpassen. Vielleicht sollten sie lieber getrennte Wege gehen.«
Mariechen reckte sich, sah plötzlich größer aus.
»Und jetzt werde ich mich um die Nonnenfürzle kümmern. Ich geh sie schnell aus der Küche holen, bevor der Herr Hofrat bei Euch eintrifft!«
Philippine erschrak, als Georg wenig später zu ihr heraufkam.
Die Hunde begrüßten ihn wie immer überschwänglich. Er beugte sich schwerfällig herunter, um sie zu streicheln, und kam danach noch mühseliger wieder nach oben. Drei Jahre jünger als sie – und doch ein alter, gebrechlicher Mann.
Danach sperrte sie Pini und Žit aus, um in Ruhe mit ihm zu reden.
Georgs Gesicht war rot und gedunsen, der restliche Körper dagegen so abgezehrt, als habe er wochenlang gefastet. Er ging langsam, vornüber gebeugt, als sei jeder Schritt eine Anstrengung.
»Dann war deine Kur also kein durchschlagender Erfolg«, sagte sie vorsichtig, als er endlich in einen Sessel gesunken war.
Er schüttelte den Kopf.
»Nichts als lauter Quacksalber, die ihre Experimente mit dir treiben. Und dann erst diese elende Reiserei! Der Wagen ist uns zweimal unterwegs gebrochen, und die Gasthöfe werden immer schmutziger und verwahrloster. Rebekka hat sich geekelt, und ich konnte manchmal kaum schlafen, so sehr hat das Ungeziefer mir zugesetzt. Da hast du es sehr viel besser, hier oben auf deinem herrlichen Schloss, hoch über der Welt!«
»Täusch dich nicht«, sagte Philippine. »Die Welt kommt sehr wohl auch bis nach Ambras – leider!« Und dann erzählte sie ihm, dass man Ferdinand die polnische Krone angeboten hatte und von den Verpflichtungen, die damit verbunden waren.
»Er hat doch sicherlich abgelehnt«, sagte Georg. »Stimmt doch, oder? Niemals würde Ferdinand sein Lebensglück solch einem waghalsigen Unternehmen opfern. Die Polen könnten schnell genug bekommen von einem fremden Herrscher und ihn wieder fortjagen – mit oder ohne standesgemäße Gemahlin!«
»Aber habe ich auch das Recht, das von ihm zu verlangen?« In ihren Augen schimmerten Tränen. »Würde er diese Anna heiraten, so … «
»Du bist seine Frau.«
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