Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)
Georgs eingefallene Züge begannen wie von innen zu leuchten. »Und wirst es immer bleiben!«
»Ich konnte ihm keinen legitimen Erben schenken. Und unsere Ehe muss er noch immer verheimlichen, als sei sie ein Verbrechen, und vor der Welt dastehen, als lebe er in Sünde mit mir.«
»Das ist es, was dich krankmacht, Pippa, oder? Heraus damit! Das lässt dein Herz rasen und bringt dich Nacht für Nacht um den Schlaf.«
»Ja, das tut es. Und Ferdinand nicht minder! Maximilian zeigt sich uneinsichtig, jetzt, wo seine polnischen Pläne nicht aufgehen wollen, sogar mehr denn je. In seiner Not hat Ferdinand sich an den Papst gewandt, mit der Bitte, unsere Heirat endlich anzuerkennen. Doch bis jetzt haben wir noch keinerlei Nachrichten aus dem Vatikan.«
»Geduld, große Schwester«, sagte er lächelnd. »Geduld! Ich weiß, sie gehört nicht gerade zu deinen größten Stärken, aber versuch es dennoch. Es ist etwas so Wertvolles, was euch beide verbindet. Haltet sie fest, diese Liebe, mit beiden Händen!«
Sie ließ ihn später kurz allein, um ihm einen Brief für die Mutter mitzugeben, die er anschließend besuchen wollte. Philippine beendete die letzten Zeilen und ging zu Georg zurück.
Plötzlich hatte er es eilig, drängte zum Aufbruch, weil die Tage im September schon kürzer wurden, und er noch vor Einbruch der Nacht zurück bei Rebekka sein wollte.
Ihre Umarmung war kurz, aber innig.
Sie musste schlucken, als ihre Finger durch die beiden Lagen von Wams und Schaube seine Rippen fühlen konnten, die nur noch Haut bedeckte, zwang sich aber zu einem Lächeln.
Kaum war er fort, entdeckte sie, dass er während ihrer Abwesenheit den ganzen Teller leer gegessen hatte. Nicht ein einziges Nonnenfürzle war zurückgeblieben.
Erst nach einiger Zeit fiel Philippine ein, dass sie vergessen hatte, Žit wie gewohnt den ersten Bissen zu geben. Er hätte sicherlich wütend gekläfft, wüsste er von diesem Versäumnis.
Der treue Teckel war nach dem süßen, fettigen Schmalzgebäck ebenso verrückt wie Georg und sie.
*
Drei Tage später erschien Karl auf Ambras.
»Unser Bruder ist tot«, rief er schon auf der Treppe. »Georg ist heute Nacht gestorben!«
Eine eisige Hand griff nach Philippines Herz.
»Weiß die Mutter schon davon?«, flüsterte sie und griff nach einem Stuhl, weil die Beine ihr den Dienst versagten.
Katharina, mit der sie gerade die Listen für die Apotheke durchgegangen war, wurde ebenfalls leichenblass.
Karl schüttelte den Kopf.
Jetzt erst bemerkte Philippine, dass Eva ihn begleitete, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, als sei sie die trauernde Witwe.
»Sie hat ihren Jüngsten zum letzten Mal gesehen, bevor er zu seiner Kur ins Schwäbische aufgebrochen ist«, sagte er düster. »Wir müssen versuchen, es ihr so schonend wie möglich beizubringen. Sonst verlieren wir womöglich auch noch sie.«
»Dann war er neulich gar nicht mehr bei ihr?«, sagte Philippine, während Tränen über ihre Wangen liefen. Auch Katharina weinte. Als Kind hatte sie ihn in Augsburg auf ihrem Schoß gewiegt und war glücklich gewesen, ihm in Tirol als erwachsenem Mann wieder zu begegnen. »Georg ist doch eigens so bald von hier aufgebrochen, weil er noch auf die Weiherburg wollte!«
»Das hat er wohl nicht mehr geschafft«, sagte Karl. »Er musste sich gleich niederlegen, nachdem er von Ambras kam – und ist seitdem nicht wieder aufgestanden. Übel war ihm, seine Lippen wurden blau, er hat geklagt, er könne nichts mehr sehen. Sein Puls war kaum noch zu spüren, als ob das Herz immer langsamer schlage. Irgendwann hat er schließlich das Bewusstsein verloren und schließlich nicht mehr geatmet.«
Sein Blick wurde scharf.
»Was habt ihr gemacht, Pippa?«, sagte er. »Georg und du? Hast du ihm etwa ein Mittel aus deiner Offizin gegeben? Du bist keine Medica, auch wenn du dich manchmal dafür hältst!«
»Gar nichts habe ich ihm gegeben!«, widersprach sie heftig. »Wir haben geredet … sonst nichts … «
»Dann war er noch gesund, als er von dir aufbrach?«
»Gesund? Elend nach der Reise war er, abgemagert, ein Klappergestell, aber meine Nonnenfürzle … «
Sie hielt inne. Presste sich die Hand vor den Mund.
Heilige Maria Muttergottes, betete sie stumm. Bitte lass es nicht so gewesen sein! Einmal nur war ich nachlässig, hab den Hund nicht vorher probieren lassen.
Das kann, das darf nicht sein!
»Er war der Beste von allen!«, schluchzte Eva auf. »Nicht nur ihr habt euren Bruder verloren. Auch für
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