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Die schöne Rächerin

Die schöne Rächerin

Titel: Die schöne Rächerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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verließ. Es gab für sie im Moment wirklich nichts zu tun. Die Müdigkeit stahl sich in ihre Glieder, ließ ihre Schultern sinken und benebelte ihren Verstand. »Ja, Mylord.« Ausruhen, oh ja.
    Aber erst noch Collis. Sie musste einfach nachsehen, ob er gut versorgt war. Und vielleicht eine wortlose Bitte um das, was niemals sein würde, zum Himmel schicken. Sie knickste vor den Herren und ließ sich von Clara hinausbegleiten.
    Als Clara ins Studierzimmer zurückkehrte, versuchte Dalton ihren Gesichtsausdruck zu ergründen. Sie hätte ihn eigentlich unterstützen müssen. Wer, wenn nicht sie, wusste, dass er es sich nicht leisten konnte, Collis von der Bürde der Etheridge-Erbfolge zu befreien? Und jetzt sah sie ihn mit einer Art unterdrückter Belustigung an - oder war es Freude?
    Sie sah ihn an und dann nach unten. Er folgte ihrem Blick zu ihrer Mitte, wo sie knapp unterhalb der Taille wie beiläufig die Hände verschränkt hielt. Dann spreizte sie die Finger mit zärtlicher Geste flach auf den Bauch. Als sie den Blick wieder hob und ihn ansah, war jedes Missverständnis ausgeräumt - ja, definitiv Freude. Dalton holte tief Luft. Endlich. Er fühlte sich plötzlich, als könne er die ganze Welt erobern. Er wollte zu ihr gehen, sie in seine Arme ziehen und -
    Ein irritiertes Räuspern erinnerte ihn daran, dass sein hochgeschätzter Gast immer noch im Raum war. Liverpool sah ihn säuerlich an. »Ich weiß, dass Sie die Unabhängigkeit fördern, aber Sie hätten sich ein wenig mehr bemühen sollen, diesen Emporkömmling von Hausmädchen unter Kontrolle zu bringen. Tremayne ist uns von keinerlei Nutzen, wenn er sich auf eine derart peinliche Verbindung einlässt. Was haben Sie sich dabei gedacht, jemand so Wichtiges auf eine Testmission zu schicken? Ich habe Ihnen von Anfang an gesagt, dass dieses ganze Liar-Training Unsinn ist. Man darf ihm nicht erlauben, sich in derartige Gefahr zu begeben.«
    Dalton konnte nicht aufhören, seine schöne Clara anzusehen. »Es hat ihn davor bewahrt, vor Verzweiflung durchzudrehen«, sagte er geistesabwesend.
    »Nun, dann kann ich nur hoffen, dass du ihn vor schlechter Gesellschaft bewahrst. Hausmädchen, bah! Als Nächstes wird er diese Kreatur noch heiraten wollen!«
    Wollte der Mann denn überhaupt nie verschwinden? Dalton verschränkte die Arme und betrachtete seinen Mentor und Regierungschef mit völlig unbekümmerter Miene. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie sprechen. Was für eine abwegige Vorstellung!«

    Rose fand Collis in seinen Gemächern. Er öffnete ihr persönlich die Tür und tupfte sich mit einem Taschentuch die Lippe. Denny hatte gerade seine Wunden und Blessuren versorgt und ihn in Hemd, Breeches und einen blauen Hausmantel gesteckt, der seinen Augen die Farbe von Schiefer verlieh. Sein Haar klebte feucht um sein Gesicht herum, und die Verletzungen waren jetzt, wo er frisch gewaschen war, weit weniger furchteinflößend.
    Er lächelte sie fröhlich an und zuckte zusammen, als der Riss in der Lippe zu ziehen begann. »Rose! Kommen Sie herein!« Er trat zurück, um sie einzulassen. »Sie hatten noch nicht einmal Zeit, sich umzuziehen, sehe ich. Ist Dalton mit Ihnen jede verdammte Einzelheit dreimal durchgegangen?«
    Sie musste sich an ihm vorbeischieben, um den vorderen Salon seines Gemachs zu betreten. Die Versuchung, sie in die Arme zu schließen, war groß.
    »Hallo.« Sie sah sich argwöhnisch und ein wenig verwirrt um. Collis schob sachte die Tür zu. Sie protestierte nicht, entspannte sich aber auch nicht. Sie blieb einfach an der Tür stehen, als könne sie es nicht erwarten, wieder zu gehen.
    »Rose, was bedrückt Sie so?« Sie schien sich nur noch weiter vor ihm zurückzuziehen, auch wenn er sie gar nicht berührte. »Aber wenn Sie es mir nicht sagen wollen, dann lassen Sie es einfach. Ich werde Sie nicht bedrängen.«
    Sie nickte kurz. »Ich möchte es Ihnen nicht sagen.«
    »Und warum nicht?« Er seufzte und lächelte sie an. »Und schon habe ich mein Wort gebrochen.«
    Sie erwiderte sein Lächeln nicht. Ihm war, als hätte sich die letzte Woche niemals zugetragen. Als hätte er sie niemals lächeln gesehen, nie ihre warme Haut auf seiner gespürt, sich nie von ihrem ernsten Mund an den erstaunlichsten Stellen küssen lassen. »Wo ist die alte Rose hingekommen, Wildrose?«, fragte er leise.
    Sie zuckte doch tatsächlich zusammen, als sie den Kosenamen hörte. Collis fing an, sich ernste Sorgen zu machen. Er gab seine lässige Pose auf und ging

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