Die schöne Rächerin

seinen langbeinigen Pferden … oder bei etwas, das ihn anstrengte und erhitzte, bis er sich an einem Sommertag seines Hemds entledigte.
    Die Sonne würde ihn bescheinen - auf dem Land schien immer die Sonne, zumindest in ihrer Phantasie - seine Haut würde golden im Licht schimmern, und er würde nach ihr rufen -
    »Rose?«
    Sie kehrte in die Gegenwart zurück, zwinkerte hastig und - ja, verdammt - sie schluckte das Wasser hinunter, das ihr bei der stimulierenden Vorstellung im Munde zusammengelaufen war. Collis stand vor ihr, der reale Collis, der sie gnadenlos aufgezogen hätte, hätte er ihre Gedanken lesen können - oder schlimmer noch, der sie wegen ihrer unmöglichen, unpassenden Sehnsüchte bemitleidet hätte. Sie räusperte sich. »Ah, ja, was?«
    Er grinste. »Sie und verträumt? Das kann nicht sein.«
    »Nein! Ich habe … ich habe nur darüber nachgedacht, wie wir die Matte auch nach oben auf die Gasse schaffen können. Ich denke, wir sollten sie in Teile schneiden und das Zeug in Säcke stopfen, damit wir das Stroh nicht in der ganzen Schule verteilen.«
    Er nickte. »Gute Idee. Ich schicke jemanden zum Säcke holen. In der Zwischenzeit …« Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie sah verwirrt, wie sie auf sie zukam. Was …?
    Collis nahm ihr den Wischmopp ab, klemmte ihn unter seinen schlechten Arm und nahm mit der Rechten ihre Hand. Er drehte sie um und runzelte die Stirn. »Genau wie ich dachte.«
    Sie hätte die Hand wegziehen sollen. Sie hätte ihm nicht gestatten dürfen, sie zu berühren, sich so in ihre Gedanken zu drängen. Stattdessen ließ sie die Hand, wo sie war, während er ihre Handfläche begutachtete.
    »Sie haben schon Blasen an den Händen«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Habe ich nicht!« Jetzt zog sie die Hand weg. »Ich bekomme keine Blasen. Meine Hände sind harte Arbeit gewohnt.«
    »Nicht mehr«, erklärte er. Jetzt sah sie die Hand an. Sie hatte drei Blasen an den Fingerbeugen, so viel war sicher. Offenkundig stellten die leichte Küchenarbeit und das Waffentraining längst keine solche Belastung dar wie die Putzarbeiten früher, die sich von der Morgendämmerung bis Mitternacht hingezogen hatten. Sie sah überrascht zu ihm auf. »Ich hatte schon seit Jahren keine Blasen mehr.«
    »Sie sind eben kein Hausmädchen mehr«, erinnerte sie Collis. »Sie sind eine Spionin und eine viel zu gute dazu, dass Sie sich beim Bodenwischen die Hände ruinieren müssten.« Er warf den Mopp nach hinten weg, als sie danach greifen wollte. »Nein, die Wischarbeiten sind fürs Erste gestorben.«
    »Ich muss aber mithelfen. Mich trifft schließlich die Hälfte der Schuld!«
    »Nun, dann betrachten Sie die Wischhälfte als erledigt. Ich erledige den Rest.«
    Sie gaffte ihn an. »Sie?«
    Er nickte. Seine Augen fingen zu blitzen an, und seine Mundwinkel zogen sich nach oben. Rose wurde wachsam.
    »Außerdem sollten Sie sich umziehen«, sagte er mit einem wissenden Grinsen. »Sie holen sich noch den Tod.«
    Rose folgte seinem Blick wie gebannt zum Oberteil ihres Kleides, das vom Auswringen der Wischlappen von schmutzigem Wasser durchnässt war. Der abgetragene Stoff klebte noch fester an ihren Brüsten als Collis Hemd auf seinen Muskeln. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte die kalte Luft - und es musste die kalte Luft gewesen sein, denn wäre es ihr lebendiger Tagtraum von Collis gewesen, hätte sie auf der Stelle sterben müssen - ihre Brustwarzen in harte Spitzen verwandelt, bei denen nichts mehr der Phantasie überlassen blieb.
    »Oh!« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn wütend an. »Warum haben Sie nicht schon früher was gesagt?«
    Er beugte sich vor. »Sie haben Glück, dass ich überhaupt etwas gesagt habe«, flüsterte er mit einem dunklen Lachen in der Stimme.
    Dann trat er zurück und griff sich den Mopp. »Sie können sich auf die Suche nach den Säcken machen und das Packen und Wegschaffen organisieren. Ich putze hinter Ihnen her.«
    Und das tat er. Sie beobachtete ihn die nächste Stunde über genauestens, während sie den Abtransport der zerrissenen, angesengten, durchnässten Matte organisierte - züchtig mit einer trockenen Schürze über dem Kleid, natürlich. Er wischte geschäftig und sehr, sehr schlampig, hielt den Griff des Wischmopps wie ein Ritter die Lanze - doch er wischte.
    Endlich war der Raum geräumt. Wobei geräumt nicht etwa sauber hieß. Sämtliche Oberflächen waren von rußigem Schmutz bedeckt, und der Boden war ganz glitschig davon. Es gab in der