Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
lenkte den Wagen langsamer über Waldwege und durch Wiesen in so einsame Gegenden, daß es Sonja langsam unheimlich wurde. Wenn er mir zu nahe kommt, dachte sie, dann werde ich um mich schlagen und treten und kratzen. Ist er wirklich in diese Einsamkeit gefahren, um mich … Sie sah Mischa von der Seite an.
    »Wohin fahren wir eigentlich?«
    »Nicht mehr weit.«
    »Und was soll das?«
    Sie kamen in ein Waldstück. Hier hielt er an. Sie drückte schützend ihre Tasche vor die Brust.
    Mischa grinste unverschämt. »Hast du etwa Angst?«
    »Vor dir? Pah! Das fehlte noch.«
    »Ich möchte doch nur, daß du mich anhörst.«
    »Ich will aber nicht!«
    Mischa wurde ernst. »Warum machen wir es uns so schwer, Sonja? Ich wünsche mir, daß du mich verstehst, weil ich dich liebe.«
    »Und Ellen Sandor?«
    »Genau dies ist das Thema, über das wir uns unterhalten müssen. Schließlich sind wir doch keine Kinder mehr, du wirst bald neunzehn. Es ist so, daß ich Ellen Sandor heiraten soll …«
    »Aha!« unterbrach Sonja ihn. »Da haben wir es!«
    »Wenn du mich nicht ausreden läßt, kommen wir nie zum Ziel! Gewiß, meine Eltern wollen, daß ich Ellen heirate – verstehst du: meine Eltern! Aber für mich selbst kommt das überhaupt nicht in Frage. Ich lasse mich doch nicht wegen irgendwelcher Geschäftsinteressen meines Alten einfach verkuppeln. Ich heirate, wen ich liebe – und das bist du. Keine andere als du!«
    »Übernimm dich bloß nicht mit deinen Geständnissen«, sagte Sonja frech. »Geld ist das wichtigste im Leben. Und Ellen Sandor ist genau der Typ Mädchen, der zu dir paßt. Eingebildet, dumm, angeberhaft elegant, liebestoll. Küßchen vor dem Tennissatz, Küßchen nach dem Tennissatz, immer und überall Küßchen …«
    »Ich weiß ja, daß du uns beobachtet hast. Na schön, Ellen und ich, wir haben uns Küßchen gegeben – was bedeutet das schon?«
    »Wirklich interessant!« rief Sonja. »Mit jedem Wort entlarvst du dich mehr. Daß dir Küsse nichts bedeuten, ist der Höhepunkt. Los, fahr mich nach Hause, Mischa! Sofort. Ich will nichts mehr hören.«
    »Sag mal, was verlangst du eigentlich? Denkst du, wir zwei leben allein auf der Welt? So naiv kannst du doch nicht sein. Natürlich habe ich vor dir Mädchen gekannt – und gut gekannt! Ich bin ein normaler junger Mann, der gern seinen Spaß hat. Und nun hör endlich einmal ganz genau zu, ohne gleich wieder einen Anfall zu bekommen!« Er nahm Sonjas Kopf in beide Hände und drehte ihr Gesicht zu sich. »Von all den Mädchen, mit denen ich zu tun hatte, war keine so wie du! Von einigen kenne ich schon den Namen nicht mehr; keines hat es fertiggebracht, daß ich mich ehrlich und ernsthaft verliebte.«
    »Hab' ich mir doch gleich gedacht, daß du so einer bist!«
    »Was heißt das: so einer?!« Er sah auf Sonjas bebende Lippen. »Ich liebe dich«, sagte er leise. »Du bist die erste und einzige, die ich bitte: Laß uns zusammenbleiben. Für immer …«
    Dann küßte er sie. Lange. Sehr lange. Mit geschlossenen Augen. Und Sonja wehrte sich nicht. Als er sie endlich wieder losließ, sank sie nach hinten in die Polster und rang mühsam nach Luft.
    »Das ist alles ganz schön und gut«, keuchte sie, »aber es ist nicht nötig, daß du mich dabei erstickst …«
    Auf dem Rückweg waren die beiden fröhlich und ausgelassen. Das Autoradio spielte, und Mischa und Sonja sangen dazu.
    Der Dieb kam von hinten an das Haus heran. Durch den Garten. Er drückte ein Kellerfenster ein – es ging ganz einfach, das Fenster war durch kein Gitter geschützt – und zwängte sich ins Innere. Als diese Patrizierhäuser in der Hamburger Petri-Fleet vor fast zweihundert Jahren erbaut wurden, dachte keiner an Einbrecher. So kam der Dieb leicht hinein in das Gebäude Nr. 5 und durchsuchte die Räume des Antiquitätenhändlers Thomas Bruckmann.
    Alle Bewohner schliefen fest. Die Schlafzimmer lagen im oberen Stockwerk, und so konnte es niemand hören, wenn unten jemand rumorte – zumal der Dieb sehr geschickt vorging; er hatte Übung in solchen Dingen. Es war nicht der erste Einstieg des Ricardo Bombani.
    Mit seiner Taschenlampe schlich er durch die Zimmer und suchte nach diesem verfluchten Negativ. Eine schier unlösbare Aufgabe, in einem fremden Haus ein kleines Bildchen zu suchen … nichts weiter als ein Blättchen Zelluloid.
    Bombani ging systematisch vor, soweit das überhaupt möglich war. Er kontrollierte alle Schubfächer vom Schreibtisch Bruckmanns und anschließend den

Weitere Kostenlose Bücher