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Die schöne Rivalin

Die schöne Rivalin

Titel: Die schöne Rivalin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rokokosekretär Irene Bruckmanns. Hier entdeckte er ein paar Negative und hielt sie eins nach dem anderen vor den Lichtkegel der Taschenlampe. Das Bild mit der Jacht war nicht darunter. Vor dem Tresor in Bruckmanns Herrenzimmer hielt er sich gar nicht erst auf; ein dämliches Negativ schließt man nicht hinter dicken Stahlplatten ein.
    Als die unteren Räume ergebnislos durchsucht waren, schlich Bombani ein Stockwerk höher zu den Schlaf- und Gastzimmern. Das erste, das er leise öffnete, war das Elternzimmer.
    Thomas Bruckmann schlief fest. Sein lautes Schnarchen wurde begleitet vom pfeifenden Atem seiner Frau Irene. Nach einem kurzen Überblick sah Bombani ein, daß hier kein Negativ sein konnte und schloß die Tür wieder. Das nächste Zimmer war leer, das übernächste auch. In den Schränken und Kommoden entdeckte er nichts, was ihn weiterführen konnte. Im vierten Raum sah er Sonja im Bett liegen, ebenfalls in tiefem Schlaf. Sie hatte die Steppdecke etwas weggestrampelt, ihr blondes Haar schien zu leuchten. Schön war sie.
    Doch Bombani riß sich von dem verführerischen Anblick los, tappte auf Zehenspitzen im Zimmer herum und durchsuchte alle Schubladen. Unter all den Sachen, die ein junges Mädchen ablegt, fand sich eine größere Anzahl entwickelter Fotos, aber kein Negativ.
    Bombani knipste die Taschenlampe aus und überlegte. Sollte er Sonja wecken und sie zwingen, das Negativ herauszugeben? Wenn sie aber dann Krach schlug? Außerdem hatte sein Auftraggeber Roger Corbet in Frankreich gesagt: Keine Gewalt! Kein Aufsehen!
    Bombani seufzte leise, ließ den Lichtstrahl noch einmal über Sonjas Gesicht gleiten und schlich dann hinaus.
    Auf dem Flur hörte er plötzlich ein Geräusch; es war, als würde jemand irgendwo ein Licht anknipsen. Und dann waren da noch tapsende Schritte, die näherkamen.
    Er reagierte wie in alten Zeiten. Er schnellte über den Flur, riß eine der Türen auf und zog sie hinter sich wieder zu. Das geschah im letzten Moment, denn gleichzeitig erschien Irene Bruckmann in einem großgeblümten Morgenmantel auf dem Flur und ging noch etwas schlaftrunken zum Badezimmer.
    In dem Raum, in den er sich geflüchtet hatte, ließ Bombani seine Lampe aufleuchten. Das Zimmer war schmaler als die anderen. Am Fenster stand ein Bett, und in diesem Bett – saß ein Mädchen. Aufrecht. Starr vor Schreck, den Mund weit offen, als wolle sie jede Sekunde losschreien.
    Bombani blieb keine andere Wahl – er rettete sich in die Verführung: »O Madonna!« rief er leise. »Endlich finde ich dich. Psst … sei still … Seit Tagen laufe ich dir nach. Es zerriß mich, wenn ich dich auf der Straße sah. Meine Sehnsucht hat mich ganz krank gemacht … O mein süßes Mädchen …«
    Er stürzte zu dem Bett, kniete davor nieder und küßte die Unbekannte. Nach dem vierten glühenden Kuß wurde sie weich, nach dem neunten lag sie in Bombanis Armen – und nach dem vierzehnten glaubte das Hausmädchen der Bruckmanns, irgendwo in Italien zu sein. Ein zärtlicher Traum vom Land der Liebe …
    So wurde Bombani gerettet.
    Am Morgen, als die Familie Bruckmann schon längst in die Stadt gefahren war, schlich der unwiderstehliche Ricardo aus dem Haus Petri-Fleet Nr. 5. Else, das Hausmädchen, ließ die zerbrochene Fensterscheibe im Keller erneuern. Niemand erfuhr von dem nächtlichen Besuch.
    Es fiel Bombani schwer, aber er mußte es tun. Er sandte ein Telegramm an Roger Corbet mit dem Text:
    ›Apfelsinen nicht erreichbar. Was tun? Ricardo.‹
    In der weißen Villa hoch oben auf dem Felsen bei Cannes bekam Corbet wütende Augen, als er das las. Er wußte, daß Mr. Zero, der Boß, auf eine Erfolgsmeldung wartete. Kommissar Bouchard lief überall herum und faselte von dem Bild. Es konnte keine zwei Tage mehr dauern, dann kannte auch die Polizei die Adresse des Hamburger Mädchens. Dann flog vielleicht die ganze Organisation auf.
    Der Boß würde jedenfalls keine Gnade kennen und ihn, Corbet, zur Verantwortung ziehen. Er fragte nicht danach, ob ein Auftrag durchgeführt werden konnte oder nicht. Den Begriff ›unmöglich‹ gab es für ihn nicht. ›Unmöglich ist allein, zweihundert Jahre alt zu werden‹, pflegte er zu sagen, ›alles andere ist möglich.‹
    An dem verdammten Foto hing das Schicksal sehr vieler Menschen. Es ging um Leben und Tod. Abgesehen von den Millionen an Dollar aus dem Rauschgifthandel, der möglicherweise für lange Zeit unterbunden wurde.
    Roger Corbet wurde munter. In Hamburg bekam Ricardo Bombani

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