Die schöne Rivalin
noch am gleichen Tag ein Telegramm aus Cannes:
›Firma besteht auf Lieferung der Apfelsinen. Keine Rückkehr ohne Geschäftsabschluß möglich. Kosten spielen keine Rolle. Sie haben alle Vollmachten. Roger.‹
Das hieß auf gut deutsch: Wenn du das Negativ nicht schnellstens beschaffst, ganz egal auf welche Weise, dann bist du ein toter Mann.
Bombani saß mit dem Telegramm auf seinem Bett und stierte gegen die Wand. Der Auftrag war klar, aber ihn schauderte es. Jetzt ging es um seinen Kopf. Wie kam man an das Foto heran?
Den kühnen Gedanken, Sonja zu entführen und zu erpressen, wischte er gleich wieder weg. Das würde zu viel Aufsehen verursachen. Er ahnte in diesem Augenblick nicht, daß schon bald ein neuer Befehl aus Cannes kommen würde: das Todesurteil für Sonja Bruckmann.
Der Fotograf Zambatti in St. Tropez verfluchte den Tag, an dem ihm der Gedanke gekommen war, einen Fotowettbewerb zu veranstalten. Seitdem hatte er nichts als Ärger damit. Wieder ahnte er Böses, als eines Tages zur Mittagszeit – die Straßen waren wegen der Hitze leer und Besucher kaum zu erwarten – zwei Männer in weißen Anzügen eintraten, die Ladentür schlossen, auf ihn zukamen und ihm zwei Boxhiebe versetzten, daß er gegen die Wand geschleudert wurde.
»Das ist nur ein kleiner Vorgeschmack«, sagte der eine leichthin. »Wenn es sich herausstellen sollte, daß wir wiederkommen müssen, kannst du gleich dein Testament machen.«
Ehe Zambatti reagieren konnte, erklärte der zweite Mann: »Hör genau zu, wir reden nur ein einziges Mal darüber. Wenn dich irgend jemand fragt, wer das Bild gemacht hat – du weißt ja, um welches Foto es sich handelt –, dann sagst du, du hättest den Namen vergessen. Von der Adresse in Deutschland hast du keine Ahnung. Ist das klar?«
Da Zambatti nicht sofort antwortete, bekam er eine Ohrfeige, daß er dachte, sein Kopf werde abgerissen.
»Ob das klar ist, du Hohlkopf? Sollen wir vielleicht deine Bude abbrennen?«
»Alles … alles klar«, stotterte Zambatti zitternd.
»Auch wenn dich die Polizei fragt, sagst du nichts – oder du mußt dir einen Rollstuhl kaufen. Also besser ist es, du bist stumm wie ein Regenwurm. Denk daran!«
Damit verschwanden die Kerle. Schon eine Stunde später erschien Kommissar Bouchard in Zambattis Laden. Der Fotograf hatte inzwischen vor Kummer einen Liter Wein getrunken – eine unvernünftige Tat angesichts der großen Hitze – und saß mit hochrotem Kopf hinter seiner Theke. Er starrte den Ausweis an, den Bouchard ihm unter die Nase hielt.
»Die Polizei!« jubelte er trunken. »Ein Foto gefällig, Herr Kommissar? Porträt? Oder Ganzbild? Oder auf dem Eisbärfell?«
»Sie sind ja besoffen«, sagte Bouchard ärgerlich. »Und das am hellen Tag! Haben Sie irgendwelchen Kummer?«
»Ich feiere die siebente Wiederkehr meines Witwerdaseins«, rief Zambatti. »Darf ich Sie einladen, Herr Kommissar? Meine Anna Maria Doria war es wert, daß man bei einem Weinchen an sie denkt. Ein Mordsweib, sage ich Ihnen. Ich habe einen guten Roten hier, der wird Ihnen schmecken. Setzen Sie sich doch …«
»Das Mädchen, von dem das preisgekrönte Wettbewerbsfoto stammte, hieß Sonja Bruckmann, nicht wahr?« fragte Bouchard ohne Umschweife. Zambatti lachte blöde.
»Ein Foto? Was für ein Foto?«
»Die Aufnahme von der Landschaft am Meer mit der Jacht und den zwei Männern, die sich unterhalten.«
»Ach das! Ich erinnere mich. Aber der Name der jungen Dame ist mir entfallen.«
»In der Redaktion der Zeitung wußten sie ihn noch. Wo kam diese Sonja Bruckmann her?«
»Ich … ich weiß es wirklich nicht, Herr Kommissar. Ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis, und bei den vielen Leuten, die bei mir Bilder machen lassen … wo käme ich hin, wenn ich mir immer merken würde, wie die alle heißen? Wollen Sie nicht doch ein Glas Rotwein?«
Zambatti erhob sich schwankend. Bouchard griff über die Theke und hielt ihn am Hemd fest. »Zambatti, es geht auch anders. Sie kennen die Adresse, ich weiß es! Wir könnten auch in allen Hotels nachfragen, aber bei Ihnen ist es einfacher und geht schneller. Wohnte sie in St. Tropez oder in der Umgebung?«
»Bin ich ein Wahrsager, Kommissar?« Zambatti rülpste, aber die Augen waren jetzt merkwürdig klar. »Ich könnte höchstens raten, aber das würde Ihnen nicht viel helfen. Tut mir ehrlich leid.«
»Gut!« meinte Bouchard wütend. »Ich habe hier mehrere Meldungen von Polizisten: Im vergangenen Monat haben Sie vierzehnmal die
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